Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat eingeräumt, in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer möglicherweise Kinder geohrfeigt zu haben. "Die ein oder andere Watsch'n kann ich nicht ausschließen", sagte Mixa laut einer Mitteilung seines Bistums vom Freitag. Bislang hatte der Bischof Misshandlungsvorwürfe stets zurückgewiesen.
"Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann", sagte Mixa laut Bistum der "Bild am Sonntag".
"Das war damals vollkommen normal, und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch", sagte Mixa. Er bedauere dies heute. Mixa steht dennoch weiterhin zu seinen Aussagen "zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt" zu haben. Bei den Prügelvorwürfen sei es um schwere körperliche Züchtigungen gegangen. "Solche hat es durch mich nie gegeben", betonte er.
Mixas Bistum hatte die Vorwürfe nach Bekanntwerden vor einigen Wochen als Versuch, einen profilierten Bischof zu diskreditieren, zurückgewiesen. Der "Bild am Sonntag" sagte er damals: "Ich habe ein reines Herz."
Der vom Kinder- und Jugendhilfezentrum in Schrobenhausen beauftragte Sonderermittler Sebastian Knott konnte bei seinem Zwischenbericht am Freitag noch keine Aussagen über den Wahrheitsgehalt der Eidesstattlichen Erklärungen machen, die Mixa laut Presseberichten belasten. Eine dieser Erklärungen liege ihm inzwischen vor. Von mehreren Zeitzeugen habe er gehört, dass die Schwestern im Heim gedroht hätten: "Warte nur, wenn der Stadtpfarrer Mixa kommt."
Mixa habe diesen Aussagen zufolge damals Einzelgespräche mit besonders auffälligen Kindern geführt, sagte Knott. Ob es dabei zu Gewalt gekommen sei, könne er nicht sagen. Knott hat bisher noch mit keinen der ehemaligen Heimkindern gesprochen, die Mixa beschuldigen. Auch einen Gesprächstermin mit dem Bischof habe er auf Anfrage nicht bekommen, sondern sei lediglich an einen Anwalt verwiesen worden.
Die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Verwendung von Mitteln der Waisenhausstiftung in der Zeit, in der Mixa Stiftungsratsvorsitzender und Vorstand war, haben sich erhärtet. Auch von Mixa sei Geld stiftungsfremd verwendet worden, sagte Knott, unter anderem zum Kauf von Antiquitäten, die Mixa teils zu deutlich überhöhten Preisen gekauft haben soll. Später habe Mixa zwar der Waisenhausstiftung für 69.300 Mark die meisten der Kunstgegenstände abgekauft, dem Heim sei aber ein Schaden von schätzungsweise rund 10.000 bis 15.000 Mark entstanden, erklärte Knott.
Zudem soll es zwei unklare Zahlungen über 40.000 beziehungsweise 15.000 Mark gegeben haben. Eine davon enthält verweist laut Knott auf den Ankauf "diverser Wertgegenstände", die andere auf Ausstattung und Erneuerung einer Kapelle. Eine sei zweifelsfrei von Mixa unterschrieben, bei der anderen werde dies vermutet. Mixa hatte Anfang der Woche eingeräumt, es sei zu "finanztechnisch unklaren Zuordnungen von Ausstattungsgegenständen zwischen der Waisenhausstiftung und der Pfarrkirchenstiftung gekommen".
Die Augsburger Diözesanrätin Elisabeth Mantlik warf Mixa Heuchelei vor. Er hätte sich zu den Prügel-Vorwürfen von Heimkindern gleich offen und ehrlich äußern sollen, auch wenn es peinlich und schmerzlich gewesen wäre, sagte sie der Nachrichtenagentur DAPD. "Diese Heuchelei ist unerträglich und auch ein Stück Feigheit", sagte sie am Rande der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in München.
Der SPD-Politiker Franz Maget und die bayerischen Grünen forderten unterdessen Mixa auf, sein Amt niederzulegen.