Protest am Brandenburger Tor Hunderte Demonstranten in Berlin fordern "Brandmauer hoch!"

Hunderte Demonstranten bilden mit Smartphones und Feuerzeugen ein Lichtermeer. Foto: Annette Riedl/dpa
Hunderte Demonstranten bilden mit Smartphones und Feuerzeugen ein Lichtermeer. Foto
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Der Bundeskanzler provoziert mit einer Formulierung viel Widerspruch. In Berlin ziehen Demonstranten vor das Brandenburger Tor. Sie wollen ein Zeichen setzen.

Hunderte Menschen haben in Berlin am Abend vor dem Brandenburger Tor für Vielfalt und gegen Rassismus demonstriert. Redner auf einer Bühne direkt vor dem Wahrzeichen warfen CDU-Parteichef und Bundeskanzler Friedrich Merz eine mangelnde Abgrenzung zur AfD vor. Mit Feuerzeugen und Handy-Taschenlampen bildeten die Teilnehmer ein Lichtermeer. Auf Plakaten war zu lesen "AfD-Verbot jetzt!" oder "Friedrich Merz - ist das ein Scherz?"

Zu der kurzfristig angemeldeten Demonstration unter dem Motto "Brandmauer hoch! Wir sind das Stadtbild" hatte ein Bündnis aufgerufen, zu dem unter anderem Eltern gegen Rechts und die Organisation Hand in Hand gehören, die sich gegen Rassismus und für eine offene und solidarische Gesellschaft engagieren. 

"Ich stehe hier als jemand, dessen Vater Kurde ist", sagte ein Redner. "Ist mein Vater ein Problem im Stadtbild - oder bin ich es?"

Die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit etwa 5.000 an. Die Polizei schätzte sie auf bis zu 1.800. Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, hieß es aus dem Lagezentrum der Berliner Polizei nach dem Ende der Kundgebung. 

Kritik am Bundeskanzler

Hintergrund des Demo-Mottos war eine Äußerung von Merz am Dienstag in Potsdam. Er war von einem Reporter auf das Erstarken der AfD angesprochen worden. Der Bundeskanzler sagte daraufhin unter anderem, dass man Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere. "Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen." 

Diese Äußerung hatte deutliche Kritik hervorgerufen. Merz bekam dafür aber auch Zustimmung. Die Diskussion um die Abgrenzung zur AfD ist auch ein Thema bei der Klausurtagung der CDU-Führung, die am Sonntag begonnen hat. Zuletzt hatten sich frühere einflussreiche Unionspolitiker für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen.

dpa