Jugendkriminalität Werkstatt für junge Straftäter: "Kunsttäter" feiern Jubiläum

Auf Initiative von Andreas Hett wurden vor 25 Jahren die Kunsttäter gegründet. Foto: Andreas Arnold/dpa
Auf Initiative von Andreas Hett wurden vor 25 Jahren die Kunsttäter gegründet. Foto
© Andreas Arnold/dpa
Statt in Krankenhäusern oder Bauhöfen können Jugendliche ihre gerichtlich verhängten Arbeitstauflagen auch mit der Herstellung von Kunstwerken ableisten. So soll ihre positive Seite gestärkt werden.

Seit 25 Jahren können sich jugendliche Straftäter beim Oberurseler Verein "Kunsttäter" künstlerisch betätigen. In dieser Zeit hätten knapp 1.000 Straftäter - meist im Alter zwischen 14 und 21 Jahren - in der Werkstatt ihre gerichtlich verhängten Arbeitsstunden abgeleistet, sagte der Gründer und Leiter, Andreas Hett, anlässlich der Jubiläumsfeier. Hauptsächlich seien es Jungs beziehungsweise Männer gewesen. 

Arbeitsauflagen, überwiegend zwischen 20 und 50 Stunden, gehören zu den üblichen Sanktionen der Gerichte bei straffällig gewordenen Jugendlichen. Normalerweise werden die jungen Menschen hierfür in Krankenhäuser, Bauhöfe, Altenheime oder Tierheime geschickt. Doch im Hochtaunuskreis können sie die Stunden ableisten, indem sie etwa mit Schnitzmesser, Hammer oder Säge Kunstwerke herstellen. 

Kunst für die Stadt

Mit dieser Arbeit soll laut Hett die positive Seite der jungen Menschen, ihre Kreativität und Schaffenslust, geweckt und gestärkt werden. Beim jährlichen Atelierfest werden die Kunstwerke verkauft. Zudem haben die "Kunsttäter" demnach etwa für den Bahnhof der Stadt eine überdimensionale Kartierungsnadel sowie für einen Park eine überlebensgroße Holzskulptur mit dem Namen "Der Verdrehte" hergestellt. 

Wie viele solcher Kunstprojekte für Straftäter es in Hessen gibt, ist dem Justizministerium in Wiesbaden nicht bekannt. Im vergangenen Jahr wurden demnach in dem Bundesland 2.717 junge Menschen nach Jugendstrafrecht rechtskräftig verurteilt, die Zahl geht seit Jahren kontinuierlich zurück. So waren es etwa 2010 noch 7.622 Verurteilte. Die häufigsten Delikte 2024 waren demzufolge Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung und Beleidigung. 

Rückfallquoten werden statistisch nicht erfasst. Laut Ministerium gibt es jedoch eine Studie aus dem Jahr 2022, wonach vom Haus des Jugendrechts in Frankfurt-Höchst betreute jugendliche Straftäter deutlich weniger oft rückfällig wurden (70 Prozent) als die Straftäter in der nicht von dieser Einrichtung betreuten Kontrollgruppe (40).

dpa