Ein Auto fährt in die Schaufensterscheibe eines Juweliergeschäfts in einem Gießener Einkaufszentrum - diese Tat sorgte vor einigen Wochen für Aufsehen. Nach Angaben des Hessischen Landeskriminalamts (LKA) gab es 2025 mehrere Einbrüche oder Überfälle auf Juwelier- und Uhrengeschäfte, bei denen Autos als Tatmittel verwendet wurden. Genaue Zahlen liegen den Beamten allerdings noch nicht vor.
2024 wurden laut Polizeilicher Kriminalstatistik insgesamt 46 Einbrüche oder Überfälle auf Juwelier- oder Uhrengeschäfte in Hessen erfasst. Davon gelten 42 Fälle als Diebstähle unter erschwerten Umständen und 4 Fälle als Raubdelikte. Ein Auto wurde bei keinem der registrierten Fälle im Jahr 2024 eingesetzt.
Täter arbeiten schnell, zerstörerisch und sind häufig gewaltbereit
Einbrüche und Raubdelikte auf Juwelier- und Uhrengeschäfte werden laut LKA sowohl von Einzeltätern als auch von Banden begangen. "Die Täter agieren sehr schnell, richten aufgrund der massiven Zerstörung einen hohen Sachschaden an und zeigen eine große kriminelle Energie sowie eine hohe Gewaltbereitschaft", hieß es.
Meist seien an solchen Taten mehrere Männer beteiligt. Häufig werden den Erfahrungen der Ermittler zufolge Sicherheitsgitter an den Türen oder Fenstern mit Abschleppseilen aus der Verankerung gerissen. In anderen Fällen würden Eingangstüren oder Schaufenster mit Gullydeckeln, Hämmern oder Äxten zerstört. Gelegentlich werden auch - wie im Gießener Fall - zuvor gestohlene Autos in die Geschäfte gesteuert, um Zugangsbeschränkungen zu überwinden und die Fahrzeuge anschließend zur Flucht zu nutzen.
Beschränkter Zugang gegen Diebe
Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?
Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.
Zur Prävention solcher Taten empfiehlt das LKA den Betreibern von Juwelier- und Uhrengeschäften, möglichst Eingangsschleusen einzusetzen, die jeweils nur einzelnen Kunden den Zugang in die Geschäfte ermöglichen. "Dies verhindert das Eindringen mehrerer Personen und erschwert potenziellen Tätern den Zugang."
Bewährt habe sich der Einsatz von Videosystemen und Gegensprechanlagen, die eine Überprüfung von Besuchern vor dem Einlass und das Klären ihrer Anliegen ermöglichen. Ein weiterer Rat: Ladeninhaber sollten auch diskrete Alarmknöpfe an strategischen Stellen im Verkaufsraum anbringen und Öffnungs- und Schließroutinen mit variierenden Zeiten und Abläufen entwickeln.
Zu weiteren Schutzmöglichkeiten gehören laut Polizei zertifizierte, einbruchhemmende Türen und Fenster, Vitrinen aus bruchsicherem Glas mit robusten Schlössern, Alarmanlagen, die bei unbefugtem Zutritt sofort Alarm auslösen und die Polizei benachrichtigen oder auch Schulungen für das Personal in Sicherheitsfragen.
Klar sei zudem: Bei einem Überfall hat die eigene Sicherheit und die der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oberste Priorität, betont das LKA. Daher sollten Konfrontationen vermieden und Anweisungen der Täter befolgt werden.
Fall Gießen beschäftigt Ermittler
In Gießen waren Einbrecher in der Nacht zum 10. Dezember mit einem Auto in ein Juweliergeschäft im Einkaufszentrum Neustädter Tor gefahren und hatten Schmuck im Wert von mehreren zehntausend Euro gestohlen. Auf ihrer Flucht soll einer der Täter zudem einen Zeugen mit einer Schusswaffe bedroht haben.
Die Ermittler gehen von mindestens drei Tätern aus. Diese hatten mit dem Kleinwagen zunächst eine Glastür des Einkaufszentrums zerstört. Dann fuhren sie weiter zu dem Juwelier und brachen mit dem Fahrzeug die Tür des Ladens auf. Mit ihrer Beute, die sie aus der Auslage gestohlen hatten, rannten sie nach draußen zu einem weiteren Wagen und flüchteten.
Die Ermittlungen in dem Fall laufen noch und hatten sich zuletzt auf das Motiv und die Frage konzentriert, wie die Täter an das Fahrzeug kommen konnten.