Tarife DGB: Fehlende Tarifbindung kostet Hessen Milliarden

DGB: Milliardenschaden durch "Tarifflucht". (Symbolbild) Foto: Thomas Banneyer/dpa
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Weniger Geld im Portemonnaie, Milliardenverluste für den Staat: Warum fehlende Tarifverträge in Hessen alle treffen – und wie viel mehr drin wäre.

Würden alle Beschäftigten in Hessen nach Tarif bezahlt, brächte das nach Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Milliarden für Staat und Beschäftigte. Allein die Sozialversicherungen hätten "durch Lohndumping und fehlende Tarifbindung" in Hessen jährlich rund 2 Milliarden Euro weniger Einnahmen, schreibt der DGB Hessen-Thüringen. Zusätzlich entgehen dem Fiskus demnach etwa 1,3 Milliarden Euro an Einkommensteuereinnahmen pro Jahr.

Konkret berechneten die DGB-Fachleute, wie hoch die Mehreinnahmen bei Einkommensteuern und Sozialabgaben bei einer 100-prozentigen Tarifbindung ausfallen würden. Dann wurden die gesamten Sozialversicherungseinzahlungen, Steuereinnahmen und das Gesamt-Netto berechnet und mit der aktuellen Situation bei der Tarifbindung verglichen.

DGB: Mehr im Geldbeutel dank Tarif

Auch die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung leide unter mangelnder Tarifbindung, stellt der DGB fest. Wären für alle Tarifverträge gültig, hätten die Beschäftigten in Hessen den Berechnungen zufolge jährlich rund 3,3 Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Im Jahresdurchschnitt haben Beschäftigte ohne Tarifvertrag demnach über alle Branchen hinweg netto 2.082 Euro weniger auf dem Lohnzettel als Tarifbeschäftigte.

"In Deutschland profitiert heute nur noch etwa jeder zweite Beschäftigte voneinem Tarifvertrag – eine Entwicklung, die uns alarmiert", sagt der DGB-Bezirksvorsitzende Michael Rudolph. "Tarifflucht betrifft uns alle: Tarifverträge garantieren nicht nur höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub, sondern ermöglichen Beschäftigten auch, ihre Arbeitsbedingungenaktiv mitzugestalten."

dpa