Cold Case Polizei rollt ungeklärten Kindermord nach 39 Jahren neu auf

Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung. Foto: Oliver Berg/dpa
Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung. Foto
© Oliver Berg/dpa
Fast 40 Jahre nach dem Tod der fünfjährigen Zeynep aus Neuenrade nehmen Ermittler den Fall erneut unter die Lupe. Das Mädchen war tot an einem Waldstück gefunden worden – der Täter wurde nie gefasst.

Es ist ein Novembermorgen 1986 in Neuenrade, als ein Familienmitglied an einem Weidezaun eine furchtbare Entdeckung macht: die kleine Zeynep, fünf Jahre alt, entblößt, tot. Am Abend zuvor hatte ihr Vater das Mädchen ins Bett gebracht, ins Zimmer zu den beiden Geschwistern, wenige Meter entfernt vom Tatort. Was danach passierte, ist auch fast vier Jahrzehnte später noch ein Rätsel. 

Nun rollen Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen den Fall neu auf. Alte Spuren sollen mit moderner Technik untersucht, die Bevölkerung erneut befragt werden, wie die Ermittler in Hagen bei einer Pressekonferenz mitteilten. "Wir schätzen die Erfolgsaussichten aktuell sehr gut ein", sagte die stellvertretende Leiterin der eingesetzten Mordkommission, Nina Laura. "Wir sind zuversichtlich, dass wir den Fall aufklären können." 

Rotes Taschenmesser mutmaßliche Tatwaffe

Demnach sollen etwa mehrere Asservate – darunter ein rotes Taschenmesser und ein Paar Kunstleder-Motorradhandschuhe, die vermutlich bei der Tat getragen wurden – erneut untersucht werden. Entsprechende Ergebnisse stehen noch aus. Die Ermittler appellieren auch an Personen, die damals möglicherweise Mitwissen hatten, sich nun zu melden – eine Strafverfolgung sei in solchen Fällen nicht mehr zu befürchten. 

"Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen", betonte Staatsanwältin Miriam Polk. Die Ermittler stehen auch in engem Kontakt mit den Angehörigen, die die Wiederaufnahme des Falls begrüßen und unterstützen.

Fall im November bei "Aktenzeichen XY… ungelöst"

Um die Öffentlichkeit noch enger einzubeziehen, soll der Fall Ende November außerdem in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" vorgestellt werden. Die Ermittler erhoffen sich davon neue Hinweise, insbesondere von Menschen, die sich an Beobachtungen aus der Zeit des Verbrechens erinnern können. Für Hinweise, die zur Ergreifung oder Identifizierung des Täters führen, hat die Staatsanwaltschaft Hagen eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.

Das kleine Mädchen lebte mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einem Mehrfamilienhaus am Waldrand von Neuenrade. Die Familie türkischer Herkunft war den Angaben nach gut in der Nachbarschaft eingebunden, verbrachte viel Zeit mit anderen Familien. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Viele Fragen bis heute ungeklärt 

In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1986 verschwand Zeynep unbemerkt – bis heute ist unklar, ob sie selbst hinausging oder von jemandem aus dem Haus geholt wurde. Gegen 4.30 Uhr bemerkte die Mutter das Fehlen ihrer Tochter. 

Etwa eine Stunde später fanden Anwohner blutverschmierte Kinderkleidung, kurz darauf wurde Zeyneps Leiche nahe der elterlichen Wohnung von einem Familienmitglied entdeckt: entkleidet, mit Stichverletzungen im Halsbereich, über einen Weidezaun gehängt. 

Nach aktuellem Ermittlungsstand gehen die Ermittler von einer sexuell motivierten Tat aus. Der Mord gilt als einer der rätselhaftesten Kriminalfälle im Märkischen Kreis.

dpa