Wiederaufgebaute Bahnstrecke Was ist an der Ahrtalbahn seit der Flutkatastrophe passiert?

Die Bahn rollt wieder: Ein Zug bei der offiziellen Inbetriebnahme der Gesamtstrecke im Bahnhof Dernau. Foto: Thomas Frey/dpa
Die Bahn rollt wieder: Ein Zug bei der offiziellen Inbetriebnahme der Gesamtstrecke im Bahnhof Dernau. Foto
© Thomas Frey/dpa
Von zerstörten Gleisen bis zur feierlichen Eröffnung: Die Ahrstrecke ist vier Jahre nach der Flutkatastrophe wieder durchgehend befahrbar – was wurde dafür alles erneuert und was fährt nun dort?

Weggeschwemmte Gleise, eingebrochene Brücken, beschädigte Bahnhöfe: Viereinhalb Jahre, nachdem die tödliche Flutkatastrophe im Ahrtal auch die Bahnstrecke dort zerstört hat, können Züge wieder durchgehend auf der Strecke durch das Tal fahren. Ab dem 14. Dezember sollen sie wieder regelmäßig unterwegs sein.

Was ist 2021 passiert?

Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 starben in Rheinland-Pfalz 136 Menschen, 135 davon im Ahrtal. Ein Mensch gilt noch als vermisst. In Nordrhein-Westfalen starben zudem 49 Menschen.

Wie war die Bahn betroffen?

Die Flut riss auch Tausende Häuser sowie Straßen und andere Infrastruktur mit sich. Kurz nach der Flut teilte die Deutsche Bahn damals mit: Insgesamt seien Gleise auf einer Länge von rund 600 Kilometern von den Unwetterfolgen betroffen.

Ende Juli 2021 hieß es, es könne in einigen Regionen Monate und an einigen Stellen Jahre dauern, bis alles wieder repariert sei. Die Bahn schätzte die Schäden an Strecken, Bahnhöfen und Fahrzeugen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 2021 auf insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro.

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Später hieß es von der Deutschen Bahn, die Flut habe ihre Infrastruktur "in historischem Ausmaß getroffen". 50 Brücken, 40 Stellwerke, 180 Bahnübergänge und mehr als 100 Bahnhöfe seien beschädigt oder zerstört worden.

Wann fuhren die ersten Züge im Ahrtal wieder?

Knapp vier Monate nach der Flutkatastrophe rollten wieder Züge auf einem ersten Abschnitt der Ahrtalbahn. Von Remagen aus fuhr damals ein Zug zum Bahnhof Ahrweiler in Bad Neuenahr-Ahrweiler. 

Für den Wiederaufbau der ersten Teilstrecke wurden nach damaligen Angaben der Deutschen Bahn etwa 4.200 Tonnen Kies und 7.800 Tonnen Schotter benötigt. Zuvor wurde tonnenweise Schutt entfernt. Außerdem hätten fünf Kilometer Kabel, ein Kilometer Schienen, 1.500 Schwellen sowie zwei Bahnübergänge erneuert werden müssen.

Kurz danach nahm die Deutsche Bahn einen weiteren Abschnitt wieder in Betrieb: Fahrgäste konnten danach in Bad Neuenahr-Ahrweiler auf rund 2,5 Kilometern wieder zwischen den Stadtteilen Ahrweiler und Walporzheim verkehren.

Wie ging es danach weiter?

Zum Jahrestag der Flutkatastrophe 2023 teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit, dass inzwischen rund 90 Prozent der vom Hochwasser 2021 betroffenen Bahnstrecken wieder von Zügen befahrbar seien. 10 Prozent mussten noch wieder hergestellt werden, darunter einige sehr stark zerstörte Bereiche im Ahrtal.

Welcher Teil war besonders betroffen?

"Zwischen Walporzheim und Ahrbrück kommt der Wiederaufbau einem Neubau gleich", schrieb die Bahn. Dieser Abschnitt wurde von der Flut demnach besonders stark zerstört.

"Hier haben die Bauteams 15 Brücken neu gebaut, sieben Brücken saniert, alle Stützbauwerke und Durchlässe erneuern/saniert, Bahndämme in großem Umfang wiederhergestellt und 6 Bahnstationen erneuert", schreibt die Bahn auf ihrer Homepage. 

Wie viel Kilometer wurden jetzt neu gebaut?

Im Juli dann ein weiterer Meilenstein: Alle bei der Flutkatastrophe vor vier Jahren zerstörten Brücken der Bahn seien neu gebaut worden, teilte die Deutsche Bahn zum Jahrestag mit. Auch die Erweiterung und Sanierung der fünf Tunnel zwischen Rech und Altenahr sei abgeschlossen. 

Für die Wiederherstellung der Gesamtstrecke wurden laut Bahn 18 Kilometer Gleis mit 28.000 Schwellen, 60.000 Tonnen Schotter, 36.000 Meter Schienen und 9 Weichen erneuert. 

Was passierte am Freitag?

Die Deutsche Bahn eröffnete gemeinsam mit dem Bund, dem Land Rheinland-Pfalz und Vertretern der Region die Strecke. Mit dabei waren der aus der Eifel stammende Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), die neue Bahnchefin Evelyn Palla und die parteilose Ahr-Landrätin Cornelia Weigand. 

Auf dem Programm stand unter anderem eine Sonderfahrt von Dernau nach Altenahr.

Und wie geht es jetzt weiter?

Ab Sonntag verkehren im Ahrtal laut Bahn zwei Regionalbahnlinien. Die RB 30 fährt im Stundentakt zwischen Ahrbrück, Remagen und Bonn. Die neu konzipierte RB 32 rollt stündlich zunächst zwischen Altenahr und Remagen, alle zwei Stunden weiter über Koblenz nach Boppard. Wenn dann im Sommer 2026 die Arbeiten an einer Stützwand für mehr Hochwasserschutz in Heimersheim, das ebenfalls zu Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört, fertig sind, fährt die RB 32 ebenfalls bis Ahrbrück.

dpa