Beim Schach geht es um Logik, Intelligenz, um Vorausdenken. Da sollte egal sein, wer gegen wen spielt – könnte man meinen. Letztlich stehen ja Figuren auf einem Brett im Mittelpunkt. Doch spätestens seit der Erfolgsserie "Queen's Gambit" dürfte allseits bekannt sein: Auch das Ego der Spieler:innen hat Einfluss auf den Ausgang des Spiels. Wie eine neue Studie belegt, hat offenbar aber auch Auswirkungen, welches Geschlecht die Schachgegner:innen haben. Das belegen zumindest Daten aus mehr als 79.000 untersuchten Schachpartien.
Und hierbei spielen viele alte Klischees eine Rolle. So konnten Forscher:innen nachweisen, dass männliche Schachspieler, die keine Chance mehr haben, ein Spiel zu gewinnen, früher aufgeben, wenn sie gegen einen anderen Mann antreten. Spielen sie gegen eine Frau, scheinen sie länger daran zu glauben, dass sie doch noch eine Chance haben, oder dass ihre Gegnerin noch einen Fehler macht – weil das Können von Frauen unterbewusst unterschätzt wird. Dazu kommt, dass sie offenbar größere Probleme damit haben, gegen eine Frau zu verlieren als gegen einen Mann.
Männliche Schachspieler wollen nicht gegen Frauen verlieren
Allerdings wirken sich solche ärgerlichen Klischees auch auf weibliche Schachspielerinnen aus, die sich dadurch selbst weniger zutrauen. Sie wissen, dass ihre Fähigkeiten geringer eingeschätzt werden und so ist der Erwartungsdruck deutlich höher. Die Forscher:innen belegten, dass weibliche Schachspielerinnen elf Prozent mehr vermeidbare Fehler machen, wenn sie gegen Männer spielen, die ihnen nicht unterlaufen, wenn sie gegen andere Frauen spielen.
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Wenig modern klingen im Jahr 2022 auch die überlieferten Zitate der Schachgrößen Bobby Fischer und Gary Kasparov. Fischer sagte über Schachspielerinnen: "Sie sind dumm, im Vergleich zu Männern. Sie sollten kein Schach spielen." Und Kasparov ließ verlauten: "Jeder einzelne Aspekt des Schachspiels gehört in den Bereich des Mannes." Durch eine solche Grundhaltung, die in der Szene weit verbreitet sein dürfte, wird ein solches Vorurteil offenbar zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Quelle: "The Telegraph"