Polizeibekannter Täter Anschlag in Magdeburg: "Absolut denkbar, dass es kein Behördenversagen war"

Menschen stellen nach dem Attentat in Magdeburg Blumen und Kerzen auf
Auch Tage nach dem Attentat trauerten die Menschen in Magdeburg gemeinsam
© Lars Neumann / Imago Images
Der Attentäter von Magdeburg stand 105-mal in den Akten deutscher Behörden. Warum wurde er nicht gestoppt? Ein Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Tom Mannewitz.

Herr Mannewitz, einem Bericht des Bundeskriminalamts zufolge, über den mehrere Medien übereinstimmend berichten, wurde der Attentäter von Magdeburg 105-mal aktenkundig – auch, weil er Gewalt androhte. Können Sie erklären, warum ihn keiner stoppte?
Nein, dafür ist es zu früh, da braucht es deutlich mehr Aufklärung. Aber für einen Punkt möchte ich sensibilisieren: Es kann durchaus sein, dass solche Informationen in den deutschen Sicherheitsbehörden hinuntergefallen sind. Nur muss das nicht unbedingt auf Versagen hindeuten, sondern kann auch der Logik der Verwaltung entsprechen. 

Diese Logik müssen Sie bitte erklären.
Behörden arbeiten vielfach nach einer Falllogik. Das bedeutet: Eine Behörde bearbeitet einen Fall. Wenn dieser Fall aus Sicht der Behörde abgeschlossen ist, betrifft er das eigene Arbeitsfeld nicht mehr. Will heißen: Dann ist die Sache vom Tisch.