Tierische Schnüffler Der verräterische Duft des Geldes

Von Albert Eikenaar, Amsterdam
Größere Geldbeträge müssen bei der Einreise nach Europa angemeldet werden, weil sich Fiskus und Polizei für ihre Herkunft interessieren. Am Amsterdamer Flughafen versucht der Zoll nun mit tierischer Hilfe, Geldkuriere aufzuhalten.

Nervös mit dem Schwanz wedelnd sucht Tara ihren Weg durch die Menschenmenge vor den Abflugschaltern auf dem Amsterdamer Airport Schiphol. Die Hündin hat eine Spezialaufgabe. Mit ihrer feinen Nase ist sie nicht auf der Suche nach Drogen, wie man denken würde, sondern nach Geld.

Die Fluggäste sind dann auch überrascht, wenn der Spürhund bei ihnen Halt macht und ruhig sitzen bleibt. Für den Zöllner Ron, Taras festen Begleiter, ein Zeichen, dass sie bares riecht. Ob das wirklich stimmt, muss der Beamte erst feststellen. Denn zum 15. Juni ist der Freibetrag für Bargeld, das man über die EU-Grenzen mitnehmen darf, von 15.000 auf maximal 10.000 Euro pro Person gesunken. Wer mehr mitnimmt, hat bei der Ein- oder Ausfuhr laut neuen EU-Regeln eine Meldepflicht.

EU will Geldwäsche bekämpfen

Wer dennoch beim Versuch erwischt wird, eine größere Geldsumme in die EU oder aus ihr herauszuschmuggeln, muss mit einem Bußgeld von maximal 16.750 Euro rechnen. Mit dieser Vorschrift will die Justiz in allen EU-Mitgliedstaaten Geldwäsche bekämpfen. Die Kontrollen sind seit der Verschärfung dieser Maßnahme intensiviert worden. Auf dem Flughafen Schiphol setzt der Zoll nun speziell abgerichtete Schnüffelhunde wie Tara ein.

Im Prinzip riecht sie nur größere Mengen Bargeld. Natürlich kann sie dabei nicht den exakten Wert erschnüffeln. Wenn also jemand 500 10 Euro-Scheine bei sich trägt, schlägt Tara an, obwohl es nur 5.000 Euro sind und der Betrag somit weit unter dem zugelassenen Grenzwert liegt. In dem Fall hat Ron Pech und der Reisende ärgert sich vielleicht. Dieses Risiko nehmen die Zöllner jedoch in Kauf. "Ein Hund kann nicht zählen", sagt Ron und nimmt seinen Vierbeiner in Schutz.

500.000 Euro in Jogginghosen

Immerhin ist es Tara inzwischen schon gelungen, Millionen dubioser Euros zu entdecken. Besonders heftig reagierte sie einmal, als zwei Männer in ihren weiten Jogginghosen 500.000 Euro versteckt hatten. Denn je stärker der Geruch des Geldes, desto stärker ist auch ihre Reaktion.

Übrigens ist es nicht verboten, größere Geldbeträge bei sich zu haben. Nur: Man muss sie anmelden und die Herkunft und Bestimmung des Kapitals angeben können. Die Angaben werden in einem Protokoll registriert und später von einer speziellen Polizeieinheit mit Finanzexperten gründlich überprüft. Diese Fahndung zielt auf die Herkunft der Euros ab, an der Fiskus, Justiz und Nachrichtendienste interessiert sind. Finden sie bei ihren weiteren Analysen Hinweise auf Steuerhinterziehung oder auf einen kriminellen Hintergrund, leiten sie sofort weitere Untersuchungen ein.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Wichtige Rolle beim Auspüren von Verbrecherbanden

Tara spielt also eine wichtige Rolle beim Auspüren von Verbrecherbanden, die ihr illegales Geld loswerden müssen und dafür Kuriere einsetzen. Allerdings lohnt es sich bei Summen bis höchstens 10.000 Euro pro Person kaum noch, kriminelles Geld heimlich weiter zu transportieren. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Euros aus Verbrechen durch Taras Spürnase entdeckt werden, hat erheblich zugenommen.

Das bekam auch Maria Kievits aus Utrecht zu spüren. Sie war von ihrer Reisegruppe als Kassenführerin ausgesucht worden und trug deshalb entsprechend viel Geld bei sich. Ohne es zu ahnen, verbreitete sie am Flughafenschalter den für Tara leckeren Duft. Tara schlug an, zwei Uniformierte begleiteten Kievits zum Zollamt. Beim Verhör konnte sie dann glücklicherweise erklären, dass die Banknoten ihren Mitreisenden gehörten. "Lustig war das nicht, so aus der Reihe gepflückt zu werden", sagt Kievits. "Zwar wurde die Sache sofort aufgeklärt, aber ich hab' mich ganz schön erschreckt".