Zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II. sind am Freitag neben Millionen Pilgern auch zahllose Staats- und Regierungschefs nach Rom gekommen. Die Sitzordnung wurde vom Alphabet bestimmt - maßgeblich war der Name des jeweiligen Landes auf Französisch, der Sprache der Diplomatie. So kam es, dass der französische Staatspräsident Jacques Chirac fast direkt neben George W. Bush, dem Präsidenten der "Etats-Unis", Platz nahm, dazwischen saßen nur Bernadette Chirac und Laura Bush. In der gleichen Reihe stand auch der Stuhl des iranischen Präsidenten Mohammad Chatami, der zu Beginn den syrischen Staatschef Baschar al-Assad mit einem Wangenkuss begrüßte.
Das Requiem half dabei, tiefe diplomatische Gräben zu überbrücken: Der israelische Präsident Mosche Katsav schüttelte Assad und Chatami die Hand, obwohl Syrien und Iran als Erzfeinde Israels gelten. Assad habe während der Totenmesse eine Reihe hinter ihm gesessen, sagte Katsav der israelischen Zeitung "Maariv". Als während der Messe alle zum Friedensgruß aufgestanden seien, habe ihm Assad die Hand entgegen gestreckt. Der israelische Präsident umarmte nach Medienberichten auch seinen algerischen Kollegen Abdelaziz Bouteflika. Zu Algerien unterhält Israel ebenfalls keine offiziellen Beziehungen.
Die Ehrengäste nahmen auf dem Petersplatz in einem abgetrennten Bereich auf rot gepolsterten Holzstühlen Platz. Vor US-Präsident Bush saß der spanische König Juan Carlos, dahinter der simbabwische Staatschef Robert Mugabe, der trotz eines Einreiseverbots der EU nach Rom kam. Zwei Sitze weiter hatte Prinz Charles seinen Platz, der ursprünglich am Freitag seine Verlobte Camilla Parker Bowles heiraten wollte. Wegen der Trauerfeier wurde die Hochzeit auf Samstag verschoben.
Staatsgäste aus 138 Ländern fanden den Weg zum Vatikan, die Beerdigung war eine der größten religiösen Versammlungen der Moderne. Die deutsche Delegation führten Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder an. Zu den deutschen Trauergästen gehörten außerdem Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Außenminister Joschka Fischer und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, nahm ebenso teil wie die Ministerpräsidenten von Bayern und Thüringen, Edmund Stoiber und Dieter Althaus.