Aufstehen, duschen, rein ins Auto, ab ins Büro, Schreibtisch, Meeting, Lunch, Conference Call, nach Hause, Kinder bespaßen, ins Bett bringen, schnell auf den Abendtermin - wann, bitte schön, soll man da noch Sport treiben?
Wenn andere noch schlafen, um 4.30 Uhr morgens. Das jedenfalls ist die Antwort von US-Außenministerin Condoleezza Rice. Verrückt? Es sei sicher nicht jedermanns Sache, so früh Sport zu machen, sagt Rice. "Das ist meine eigene spezielle Macke." Und das hier wahrscheinlich auch: Manchmal stehe sie sogar schon um 4 Uhr auf, sagt Rice. An solchen Tagen macht sie nicht nur ihr Herz-Kreislauf-Training, sondern stemmt auch noch Gewichte, vertraute sie jetzt dem amerikanischen Magazin "Fitness" an. Eine Reporterin des Hefts durfte mit ihr im Fitnessstudio des Außenministeriums trainieren.
Dort stehen und liegen wie in jeder Muckibude: Laufbänder, Fahrräder, Gewichte, in der Ecke ein Fernseher, damit Rice die aktuellen Nachrichten verfolgen kann. Ihr Trainer Thomas Tomlo ist ein ehemaliger Marine. "No-Excuses Workout" heißt das Programm, das er für die Außenministerin entwickelt hat und im "Fitness"-Magazin vorstellt. Tenor: Wenn eine der viel beschäftigsten Frauen der Welt es schafft, sich sportlich zu bewegen, sollte das auch jeder andere hinkriegen.
Trainingstipps
Allen, die nicht so fit sind wie die US-Außenministerin Condoleezza Rice, rät ihr Trainer: Mindestens dreimal pro Woche aufs Laufband oder den Crosstrainer. Einmal ein Intervalltrainung absolvieren, also mal schneller, mal langsamer laufen und so die Pulsfrequenz variieren. Zu den Kraftübungen (dreimal pro Woche) im "No-Excuse-Workout" gehören: Liegestützen und Sit-ups - jeweils so viele, wie man in einer Minute schafft.
Keine Entschuldigung für Faulheit
Für Rice gibt es schließlich auch keine Entschuldigung: "Auch wenn ich auf Reisen bin, plane ich meinen Tag so, dass ich auf jeden Fall morgens trainieren kann", sagt sie. Selbst wenn die Ministerin von einer 15-stündigen Reise aus dem Nahen Osten zurück nach Washington kommt, hüpft sie morgens aus dem Bett. Wenigstens gibt sie zu: "Wie jeder andere stehe ich manchmal morgens auf und denke: Es geht nicht. Und dann denke ich: Sicher geht es, denn sonst fühlst du dich nicht so wach."
Woher diese Disziplin kommt? Ihr Vater sei sehr sportlich gewesen, vertraute Rice vor zwei Jahren dem Fernsehsender NBC4 an. Irgendwann habe er aufgehört zu trainieren, und prompt kamen die gesundheitlichen Probleme. "Das war mir eine Lehre, man muss das ganze Leben trainieren", sagt Rice. Eine ihrer frühen Sportheldinnen sei die Tennisspielerin Billie Jean King gewesen. Ex-Basketballstar Michael Jordan "vermutlich der schönste Athlet aller Zeiten". Ihr Sport aber war während der Schul- und Unizeit das Eiskunstlaufen. Doch dann kam ihr erstes Berufsjahr, ihr zweites Berufsjahr - "und ehe ich mich versah, hatte ich mehr als zehn Kilogramm zugenommen", sagt Rice.
Einen Tag pro Woche gibt es Sportpause.
Heute, als Außenministerin, zieht sie ihr Sportprogramm sechs Tage die Woche durch. Sie hat sich extra ein Laufband und einen Crosstrainer gekauft, damit sie auch zu Hause trainieren kann. Rund eine Stunde verbringt sie beim Cardiotraining auf einem der Geräte. Joggen geht sie nicht, eher Walken. Das sei besser für ihre kaputten Knie, auf die sie beim Eiskunstlauf zu oft gestürzt sei.
An drei Tagen macht Rice zusätzlich Krafttraining. Alles, was sie dafür braucht: einen Stuhl, eine Uhr und ein Set Hanteln, mit etwa drei und fünf Kilogramm. Dann wird gestemmt, es werden Liegestütze und Sit-ups gemacht, dann folgen Übungen für Hüfte, Beine, Po - "ein strammes Programm, das aber viel bringt", urteilt das "Fitness"-Magazin. Rice schaffe eben nicht ohne Grund mehr als 40 Liegestütze. So - und nun noch die Beruhigung für alle, die jetzt ein schlechtes Gewissen haben: Auch Rice ist nicht ganz so tough, wie sie tut. Einen Tag pro Woche macht sie eine Sportpause.

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