Es war eine Überraschung, als Präsident Obama vor einem Jahr einen altgedienten General zum Nationalen Sicherheitsberater ernannte - und dann auch noch einen ehemaligen Marine. Der Vier-Sterne-General und ehemalige Nato-Oberbefehlshaber James Jones, 66, wurde damit zu einem der ranghöchsten Mitglieder der US-Regierung. In der Hierarchie steht er hinter dem Präsidenten und seinem Vize auf Platz Drei.
Der Nationale Sicherheitsberater gehört traditionell zu den einflussreichsten Beratern des amerikanischen Präsidenten, sieht ihn mehrmals am Tag. Henry Kissinger hatte den Posten, auch der bärbeißige Zbigniew Brzezinski. Im besten Fall filtert der Sicherheitsberater Informationen, gleicht Interessen aus, bündelt die oft widerstreitenden Positionen von Militär, Außenministerium und Geheimdiensten. Im schlechten Fall ist es wie bei Condoleezza Rice. Als Sicherheitsberaterin wurde sie lange nicht ernst genommen - sie punktete nur, weil sie das Ohr ihres Chefs hatte, George W. Bush.
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Jetzt war James Jones der ranghöchste Vertreter der USA auf der Internationalen Sicherheitskonferenz in München. Ein Termin, den er seit Jahren wahrnimmt. Europa ist ihm nah, er ging in Paris zur Schule, spricht bis heute fließend französisch. Als Soldat war er auch in Deutschland stationiert.
Im Interview mit dem stern nahm der US-Sicherheitsberater Stellung zum Atomstreit mit dem Iran: "Wir werden nicht akzeptieren, dass der Iran die Fähigkeit zum Bau von Atombomben erlangt. Dies würde ein nukleares Wettrüsten in der Region auslösen." Außerdem könne der Iran seine Technologie an Terrororganisationen exportieren. "Das wäre ein Albtraum."
Zwar ließen die USA die "Tür für Verhandlungen" noch geöffnet, doch man werde bald weitere Sanktionen im UN-Sicherheitsrat beantragen. Falls diese durch Vetomächte wie etwa China blockiert würden, wolle man auch außerhalb der Vereinten Nationen aktiv werden: "Dann werden wir mit unseren Partnern andere Wege suchen, um den Druck zu erhöhen", so der General.
"Ein faires Angebot, im besten Interesse des Iran"
Zugleich forderte er die iranische Führung auf, das Angebot des Westens zu einer Urananreicherung im Ausland anzunehmen. "Es ist ein faires Angebot, im besten Interesse des Iran." Zur überraschenden Ankündigung des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, weiter Uran im eigenen Land anreichern zu wollen, sagte Jones: "Es ist vollkommen mysteriös, was sich im Iran abspielt. Ich sehe überhaupt kein koordiniertes Vorgehen der iranischen Führung."
James Jones äußerte sich auch zu Verhandlungen mit den Taliban in Afghanistan. Nur so sei auf Dauer Versöhnung möglich, so Jones, denn nicht alle Taliban seien Extremisten: "Manchmal hilft Geld. Wir sollten ein Angebot schaffen, mit dessen Hilfe man sich wieder in die Gesellschaft integrieren kann. Denn letztlich wird es um Wiedereingliederung und auch um Versöhnung gehen. Anders lassen sich Konflikte wie in Afghanistan nicht lösen."
"Mindestens 1700 zusätzliche Polizeiausbilder"
Zur neuen US-Strategie die Truppenstärke massiv zu erhöhen, sagte Jones: "Die Anstrengungen des Westens müssen nun endlich ein afghanisches Gesicht bekommen." Vor allem im Bereich der Militär- und Polizeiausbildung müsse viel mehr getan werden. "Diese Frage bereitet uns große Sorgen. Wir brauchen mindestens 1700 zusätzliche Ausbilder, vor allem für die Polizei." Die müsse überall präsent sein. Nur so könnten die Menschen ein Gefühl von Sicherheit entwickeln. Der Aufbau einer funktionierenden Polizei werde allerdings viele Jahre in Anspruch nehmen.
Von den Deutschen, die zur Zeit 123 Polizeiausbilder stellen, forderte Jones mehr Personal. "Sie leisten gute Arbeit. Wir brauchen mehr davon. Diese Frage hat für uns absolute Priorität", sagte Jones.