Der Wirbelsturm "Laura" hat den US-Bundesstaat Louisiana erreicht. Der "extrem gefährliche" Hurrikan der zweithöchsten Kategorie 4 traf am Donnerstag nahe der Ortschaft Cameron auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte. "Laura" erreichte demnach Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. Den Meteorologen zufolge könnte der Hurrikan in einigen Küstengebieten zu Sturmfluten führen, die niemand überleben könne.
Dramatische Computersimulation zeigt die Gefahr
"Eine nicht überlebbare Sturmflut mit großen und zerstörerischen Wellen wird katastrophale Schäden verursachen", warnte der Nationale Wetterdienst in einem öffentlichen Gutachten. Diese würden sich über einen 150 Meilen langen Abschnitt von Texas und Louisiana erstrecken.
In einer dramatischen Computersimulation veranschaulichte der "Weather Channel", ein Sender für Wettervorhersagen und wetterbezogene Nachrichten, was es bedeutet, wenn eine Sturmflut als "nicht überlebbar" eingestuft wird.
"Wenn die Sturmflut bis zu einen Meter ansteigt, ist es für eine Evakuierung zu spät", erklärte der Hurrikan-Spezialist des "Weather Channel", Greg Postel, zu Beginn der Demonstration. "Sie müssen vor Ort Schutz suchen."
Dann zeigt Postel, wie es im Zentrum von Lake Charles aussehen könnte, wenn sich die schlimmsten Prognosen für die Stadt in Louisiana bewahrheiten sollten und das Wasser auf mehr als 2,70 Meter Höhe steigt. "Das kann man nicht überleben. Und das ist der Grund warum Sie die Gegend räumen müssen, wenn es Ihnen gesagt wird", warnt der Experte. "Es könnte einfach ihr Leben retten."
Tatsächlich mussten angesichts der Bedrohung durch "Laura" bereits Hunderttausende Menschen in der Region ihre Häuser verlassen. Unter den Städten, für die Zwangsevakuierungen angeordnet wurden, sind Beaumont und Port Arthur in Texas, die vor drei Jahren bereits schwere Schäden durch Hurrikan "Harvey" erlitten hatten.
Leergefegte Straßen, vernagelte Fenster
In Port Arthur packten viele Menschen ihre Sachen. "Wir müssen wirklich aufbrechen", sagte Jannette Zinos, die ihre Kinder ins Auto setzte. "Ich mache mir Sorgen, dass unser Haus über uns zusammenstürzt." In Lake Charles sagte Patricia Como, einige ihrer Angehörigen hätten sich zu Hause verschanzt, aber sie selbst werde "kein Risiko eingehen".
In New Orleans waren die Straßen wie leergefegt. Vor vielen Gebäuden in der historischen Altstadt stapelten sich Sandsäcke, Fenster waren zugenagelt. Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren, am 29. August 2005, waren durch Hurrikan "Katrina" 80 Prozent der Stadt überschwemmt worden, mehr als 1800 Menschen kamen ums Leben.

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Erst mit Tagesanbruch wurden in den bereits von "Laura" betroffenen Gebieten die Auswirkungen des Hurrikans sichtbar. Aufnahmen in den sozialen Medien und im Fernsehen zeigten erhebliche Schäden in Lake Charles, wo der Sturm Bäume abknickte, Fensterscheiben zerbersten ließ und einen Funkturm einer Fernsehstation zerstörte. Gouverneur John Bel Edwards warnte auf Twitter, dass die Gefahr noch nicht vorüber sei: "Bleiben Sie zu Hause, folgen Sie weiter den Warnungen und Anweisungen der lokalen Behördenvertretern und beobachten sie Ihre lokalen Nachrichten, um informiert zu bleiben."
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erklärte am Donnerstagmorgen (Ortszeit) im TV-Sender Fox News in Bezug auf seinen Bundesstaat: "Es gibt erhebliche Schäden." Hinweise auf Todesopfer gebe es bislang aber nicht. "Das war das oberste Ziel."
Über Land hat sich "Laura" mittlerweile auf Stärke zwei abgeschwächt. Nach Einschätzung der Meteorologen hat der Hurrikan aber weiterhin gewaltige Zerstörungskraft: Das NHC warnt insbesondere vor einer bis zu sechs Meter hohen Sturmflut. Das Wasser könnte demnach bis zu 60 Kilometer ins Landesinnere vordringen und erst Tage nach Durchzug des Sturms wieder zurückgehen.