Versteigerung auf Ebay SPD-Mitglied bietet Stimmrecht gegen Cash an

  • von Dominik Brück
Frust oder Geschäftssinn? Ein SPD-Mitglied hat auf Ebay seine Stimme für das Votum über den Koalitionsvertrag angeboten - nicht der einzige kuriose Versuch, aus den Verhandlungen Kapital zu schlagen.

Wochenlang haben sich die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU hingezogen, bis eine Einigung erzielt werden konnte. Für eine Regierungsbildung muss jetzt nur noch eine Hürde genommen werden: das Mitgliedervotum der Sozialdemokraten. Alle Genossinnen und Genossen sind dazu aufgerufen, über die entscheidende Frage abzustimmen: "Soll die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) den mit der Christlich Demokratischen Union (CDU) und der Christlich Sozialen Union (CSU) ausgehandelten Koalitionsvertrag vom November 2013 abschließen?" Eine einfache, aber keineswegs leichte Frage, die mit Ja oder Nein beantwortet werden muss. Abstimmen dürfen nur SPD-Mitglieder - aber wer kontrolliert das eigentlich?

Wahrscheinlich niemand, dachte sich ein geschäftstüchtiges SPD-Mitglied und bot seine Stimme auf Ebay für den Meistbietenden zum Verkauf an. Erlaubt ist das nicht. Ein Foto der Wahlunterlagen und der Hinweis, dass der Artikelzustand neu sei, dienten als Beleg für die Echtheit des Angebotes. Das scheint zumindest einige Bürger überzeugt zu haben: 20,50 Euro lautete das Höchstgebot - ein geringer Preis für die Chance, als Nichtmitglied Genosse spielen zu können und über die Regierungsbildung zu entscheiden.

Wie hoch die Gebote noch gestiegen wären, wird man aber nicht erfahren: Wenige Stunden nachdem der Stimmenverkauf in sozialen Netzwerken die Runde gemacht hatte, entfernte Ebay das Angebot. "Derartige Angebote lassen wir nicht zum Verkauf bei Ebay zu. Das Stimmrecht von Mitgliedern oder Gesellschaftern ist höchstpersönlich und nicht übertragbar", teilt das Unternehmen auf Nachfrage von stern.de mit.

Nicht verboten, aber ebenso skurril ist ein anderer Versuch, mit den Koalitionsverhandlungen etwas Geld zu verdienen: Als "exklusives" Angebot bietet ein weiterer Ebay-Nutzer den Koalitionsvertrag als "absolutes Muss für jeden Sammler von historisch bedeutsamen Dokumenten" an. Dabei geht es dem Verkäufer nach eigenen Angaben nicht nur um Geld - vielmehr sei es ein klarer Dienst am Bürger. Was "hinter verschlossenen Türen" entschieden worden sei, könne jetzt jeder für einen "Schnäppchenpreis" von 15 Euro einsehen. Schlecht fürs Geschäft: Der Koalitionsvertrag ist seit einer Woche bereits öffentlich im Internet abrufbar. Wer dennoch auf den Ebay-Deal eingeht, erhält das PDF-Dokument immerhin versandkostenfrei per E-Mail nach Hause - wenn das kein faires Angebot ist.