Aids Geißel der Menschheit der Zukunft

Die Prognosen werden immer düsterer: Bis zum Jahr 2030 wird Aids die schlimmste Infektionskrankheit weltweit, fürchten Forscher. Die Ziele der UN beim Kampf gegen Armut, Hunger, Kindertod und Bildungsnot stehen auf dem Spiel.

Aids bedroht die Zukunft des Menschen immer umfassender: Die Immunschwäche wird nach einer Prognose bis zum Jahr 2030 zur schlimmsten Infektionskrankheit und gefährdet zudem die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Etwa 6,5 Millionen Menschen werden 2030 an den Folgen der Virusinfektion sterben, berichten Colin Mathers und Dejan Loncar von der Weltgesundheitsorganisation WHO im Journal "PLoS Medicine".

Eine zweite Autorengruppe warnt, dass sich ohne wirksamen Kampf gegen die Immunschwäche weder Armut noch Hunger, Kindertod oder Bildungsnot wie von den UN erklärt bis 2015 mindern lassen.

Nur Herzinfarkte und Schlaganfälle kosten noch mehr Leben

Die Vorhersage von Mathers und Loncar gründet auf Beobachtungen der sozioökonomischen Entwicklung und deren Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung. Übertroffen wird Aids als Todesursache im Jahr 2030 der Prognose zufolge lediglich von Herzinfarkten und anderen so genannten ischämischen Herzleiden mit 9,8 Millionen Toten und Schlaganfällen mit erwarteten 7,8 Millionen Toten. Beide Krankheitsgruppen bleiben die führenden Todesursachen.

Aids wird in den nächsten Jahrzehnten mehr Menschen denn je das Leben kosten wird. Wie sich die Auswirkungen von Aids auf die Todesursachen genau entwickeln werden, hängt stark davon ab, wie viele Menschen Zugang zu antiviralen Medikamenten bekommen und wie weit die Präventionsprogramme gegen die Krankheit reichen. Doch selbst wenn bis zum Jahr 2012 80 Prozent aller Infizierten mit diesen Medikamenten behandelt werden können, wird die Zahl der Todesopfer vom Referenzjahr 2002 mit 2,8 Millionen Toten auf 6,5 Millionen im Jahr 2030 ansteigen, ergaben die Berechnungen.

Stark steigen wird nach Erwartung der Forscher die Zahl der Tabaktoten von derzeit weltweit etwa 5,4 Millionen auf 8,3 Millionen im Jahr 2030. Tabak, der zahlreiche Krankheiten fördert, werde damit für etwa zehn Prozent der gesamten Todesfälle verantwortlich sein.

Millenniumsziele in Gefahr

Die Folgen der globalen Aids-Epidemie stellen die selbstgesteckten Millenniumsziele der Vereinten Nationen in Frage, heißt es in der zweiten Analyse, die "PLoS Medicine" zum Weltaidstag am 1. Dezember im Internet veröffentlicht hat. Sie stützt sich auf Daten aus 80 Entwicklungsländern. Die Autoren warnen, dass sich ohne wirksamen Kampf gegen die Immunschwäche weder Armut noch Hunger, Kindertod oder Bildungsnot bis 2015 den Vorsätzen der Weltgemeinschaft entsprechend vermindern lassen. So falle etwa in einem typischen afrikanischen Land, in dem jeder Fünfte mit dem Aidserreger HIV infiziert ist, das Bruttoinlandsprodukt nach 20 Jahren um zwei Drittel niedriger aus, als es ohne die Immunschwäche möglich gewesen wären.

Die acht Millenniumsziele waren im September 2000 von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt beschlossen worden. Mit ihnen haben sich die Staaten verpflichtet, bis zum Jahr 2015 unter anderem extreme Armut und Hunger weltweit zu halbieren, die Ausbreitung von Aids zu stoppen und die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken.

Vorbeugen, um die Epidemie zu kontrollieren

Seit der Verabschiedung der Ziele ist die Zahl der HIV/Aids-Patienten weltweit auf fast 40 Millionen gestiegen. Allein in diesem Jahr haben sich nach Angaben des Aids-Bekämpfungsprogramms UNAIDS der Vereinten Nationen mehr als vier Millionen Menschen neu infiziert. "Die besten Chancen, die Epidemie endlich unter Kontrolle zu bringen, bieten vorbeugende Technologien wie Impfstoffe und Mikrobizide", schreiben Robert Hecht und Kollegen von der Internationalen Aids-Impfstoff-Initiative IAVI in dem Journal. Aussichtsreiche Impfstoffe, an denen weltweit geforscht wird, sind allerdings nicht in Sicht.

In Deutschland leben nach einer aktuellen Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin derzeit etwa 56.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Etwa 2700 davon haben sich im Jahr 2006 neu mit dem Aidsvirus infiziert. Männer, die Sex mit Männern haben, sind mit insgesamt 34.000 Infizierten die größte Betroffenengruppe, berichtete das RKI am Montag in Berlin.

DPA
DPA/DDP

PRODUKTE & TIPPS