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Fischfutter ist Überträger Der Fisch auf unserem Teller kann Antibiotika-resistent machen

In der Aquakultur schwimmen die Fische im Gehege
In der Aquakultur schwimmen die Fische zwar im Gehege - dieses treibt aber im Meer und verbreitet die Antibiotika-Pellets (Symbolbild)
© Winfried Rothermel/picture alliance
Das Fischmehl, das Fische in einer Aquakultur fressen, verbreitet Antibiotika-Resistenzgene im Meer, denn die Zuchtfische fressen nicht ihr ganzes Futter. So gelangt es schnell in unsere Nahrungskette. Mit fatalen Folgen.

Der meiste Seefisch, der bei uns auf dem Teller landet, hat so viele Resistenzgene in seinem Leben aufgenommen, dass er auch den Mensch Antibiotika-resistent machen kann. Das hat eine Studie im Fachmagazin  "Environmental Science & Technology" ergeben.

Das Fischmehl, das die Fische in der Aquakultur fressen, verbreitet Antibiotika-Resistenzgene weltweit im Meer. Denn die Zuchtfische fressen nicht ihr ganzes Futter: Zwei Drittel sinken ungefressen zu Boden. Und damit gelangen die Antibiotika-Rückstände und bakteriellen Resistenzgene ins Meer und ins Sediment. Diese Gene machen Mikroben und Bakterien immun gegenüber den meisten gängigen Antibiotika, schreibt die Wissenschaftsseite "scinexx.de". Letzten Endes landet die Gefahr bei uns auf dem Teller.

Die Resistenzgene verteilen sich überall im Meer

Das chinesische Forscherteam der Technischen Universität Dalian hat festgestellt, dass die Meeresböden vor allem im Umfeld von Aquakulturen besonders viele resistente Bakterien und Resistenzgene enthalten. Diese Anreicherung von Resistenzen kam selbst bei Anlagen vor, die gar keine Antibiotika einsetzen. Der Verdacht der Forscher fiel daher auf das Fischfutter: das sind meist proteinreiche Pellets aus Überresten von Schlachttieren oder aus Fischmehl. Die tierischen Rohstoffe werden getrocknet, erhitzt und dann gemahlen und gepresst - und an die Fische verfüttert.

Das Ergebnis der Fischmehl-Untersuchung: "Von den getesteten 23 Antibiotika haben wir 14 in den Fischmehlen detektiert", berichtet Forscher Wang. "In jeder Fischmehl-Probe haben wir zwischen sechs und elf verschiedene Antibiotika nachgewiesen." Gerade der Kontakt von Bakterien mit geringen Antibiotika-Mengen gilt als besonders resistenzfördernd, weil dann diejenigen überleben und sich vermehren, die gut gegen die Mittel gewappnet sind, berichtet "scinexx" weiter.

Offenbar reicht selbst das Erhitzen und Zerkleinern der Fisch- und Tiermehle nicht aus, um diese Gene zu zerstören. "Das Fischmehl ist damit ein bisher unerkanntes Reservoir von Antibiotika-Resistenzgenen", so die Forscher.

Auch an Land wird Fischmehl eingesetzt

Von den Meeresböden gelangen die Bakterien in die Nahrungskette und werden damit auch auf Krankheitserreger des Menschen übertragen. Weltweit kämpfen Mediziner jetzt gegen die Keime, die nicht mehr auf Antibiotika reagieren. 

Auch an Land werden Fisch- und Tiermehle als Futtermittel und Dünger genutzt. Deshalb müsse man hier unbedingt auch forschen, ob und wie viel Antibiotika sie aufweisen.

dm

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