Auf diesen Moment hat Thomas Danne gewartet: Der Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft setzt sich bereits seit Jahren dafür ein, dass spezielle Diabetiker-Lebensmittel abgeschafft werden. "Lange Zeit ohne Erfolg, da die Lebensmittellobby sich sehr erfolgreich gewehrt hat", sagt er. "Denn das Geschäft mit den sogenannten Diabetiker-Lebensmitteln ist außerordentlich lukrativ." Spätestens jetzt müsse die Industrie jedoch umdenken.
An diesem Montag will der Ausschuss des Bundesrats für Agrarpolitik und Verbraucherschutz unter Tagesordnungspunkt 18 die "Sechzehnte Verordnung zur Änderung der Diätverordnung" beschließen. Dahinter verbirgt sich für Diabetiker, aber vor allem für Unternehmen eine einschneidende Veränderung.
Rund eine halbe Milliarde Umsatz im Jahr
Bisher machen sie rund eine halbe Milliarde Umsatz mit solchen Produkten, in Deutschland leiden mehr als sechs Millionen Menschen an Diabetes. Dass der Bundesrat in seiner nächsten Plenumsitzung am 24. September der Ausschussempfehlung folgen wird, gilt als sicher. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft haben die Produkte kaum Vorteile.
"Das ist eine deutliche Veränderung, die auf die betroffenen Unternehmen zukommt", sagt Norbert Pahne, der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung. Unternehmen müssten nicht nur ihre Hinweise auf den Verpackungen ändern, sondern bei bestimmten Produkten auch die Rezepturen. "Die größte Änderung gibt es für Patienten, die ihre Insulinmengen auf diese Produkte abgestimmt haben", sagt Pahne, dessen Verband die Interessen von 60 Herstellern diätetischer Lebensmittel vertritt.
Die in Paragraf 12 der Diätverordnung genannten Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker werden dem Gesetzentwurf zufolge ersatzlos gestrichen. Da geht es unter anderem um Fruktose als Zuckerersatz oder dass ein Diabetiker-Brot nur einen Brennwert von höchstens 840 Kilojoule pro 100 Gramm haben darf.
Spezielle Marmeladen oder Kekse entsprächen in ihrer Zusammensetzung nicht mehr den Ernährungsempfehlungen, sagt die Regierung. Nicht selten enthielten Diabetikerprodukte mehr Fett und Kalorien als die normale Variante. Und zudem haben Menschen mit Diabetes nicht nur einen gestörten Zuckerhaushalt, auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel sei beeinträchtigt.