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Insulin Türöffner im Blut

Zucker ist in vielen Lebensmitteln enthalten, unter anderem in süßem Gebäck wie diesem
Zucker ist in vielen Lebensmitteln enthalten, unter anderem in süßem Gebäck wie diesem
© Colourbox
Ohne Insulin müssten wir sterben. Denn das Hormon sorgt dafür, dass die Körperzellen mit Traubenzucker versorgt werden. Sie brauchen den Stoff dringend als Treibstoff.

Zucker steckt in vielen Nahrungsmitteln, etwa in Keksen, Kuchen und Kleingebäck, in Limonaden und Säften, in Kartoffeln und Nudeln. Für den Menschen ist er überlebenswichtig - vor allem der Traubenzucker, auch Glukose genannt. Er liefert die Energie für sehr viele Vorgänge im Körper. Mit der Nahrung gelangt der Zucker vom Magen in den Darm, durch die Darmwand ins Blut, und das Blut wiederum bringt ihn zu den Zellen.

Viele Zellen können die Glukose aber nicht direkt aus dem Blut aufnehmen. Dafür brauchen sie Hilfe: Das Insulin schleust den süßen Stoff durch die Wand der Zellen in ihr Inneres. Ohne das Hormon verbliebe der Zucker im Blut. Ist die Konzentration zu hoch, sprechen Fachleute von einem zu hohen Blutzuckerwert oder Hyperglykämie.

Das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse

Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse gebildet, genauer: in den Beta-Zellen der so genannten Langerhans-Inseln, kleinen Zellhaufen im Gewebe des Organs. Dort wird das Hormon auch gespeichert. Rund zehn Milligramm Insulin hält die Bauchspeicheldrüse immer vorrätig, das reicht für etwa fünf Tage.

Sobald wir etwas gegessen haben, leert sich ein Teil des Speichers. Die hohen Zuckermengen im Blut signalisieren der Bauchspeicheldrüse, das Insulin freizugeben. Gleichzeitig beginnen die Beta-Zellen mit der Produktion von neuem Insulin, sodass sich das Depot schnell wieder auffüllt.

Insulin als Transporthilfe

Damit das Insulin den Zellen ihren Brennstoff liefern kann, muss es auf der Zelloberfläche Halt finden. Dafür dienen sogenannte Rezeptoren. In diese Andockstellen passen die Insulinmoleküle so präzise hinein wie ein Schlüssel in ein Schloss. Erst wenn das Hormon die Rezeptoren aktiviert, können die Organe Glukose aus dem Blut aufnehmen oder speichern. Dadurch fängt der Blutzuckergehalt langsam an zu sinken.

Die belieferten Zellen fangen nun sofort damit an, den Zucker abzubauen, um Energie für ihre Arbeit zu gewinnen. Was sie nicht sofort verbrauchen, landet in den Energiedepots der Leber und der Muskeln. Solche Depots bestehen aber nicht aus Traubenzucker, den die Zellen verbrennen können, sondern aus einer speziellen Speicherform, dem so genannten Glykogen. Beim Umbau von Traubenzucker in diesen Speicherzucker hilft Insulin ebenfalls. Das Hormon regt Leber und Muskeln an, Depots von Speicherzucker aufzubauen.

Etwa zwei Stunden nach dem Essen hat das Insulin seine Arbeit verrichtet. Der Zucker aus dem Blut ist in den vielen Zellen verschwunden. Nur ein kleiner Rest des Stoffs kreist noch in den Adern. Der Blutzuckerspiegel hat sich auf einen normalen Wert eingependelt.

Würde das Hormon nun ungebremst weiter Zucker in die Zellen schleusen, drohte unserem Körper schon nach kurzer Zeit Unterzuckerung. Das Gehirn bekäme nicht mehr ausreichend Nahrung, und das würde Schwäche, Unkonzentriertheit und schlechte Laune auslösen. Doch die Bauchspeicheldrüse schließt ihre Insulintore, sobald der Zuckergehalt im Blut ein normales Niveau erreicht hat. Zudem verhindert ein Insulin-Gegenspieler den drohenden Zuckerverlust: Das Hormon Glukagon kann die Leber veranlassen, aus ihren Speichern Zucker freizusetzen.

Künstliches Insulin kann körpereigenes ersetzen

Bei Millionen Menschen funktioniert dieses ausgeklügelte System jedoch nicht richtig. Ihre Bauchspeicheldrüse bildet zu wenig oder gar kein Insulin oder ihre Körperzellen reagieren nicht mehr auf das Hormon. Diese Menschen leiden an Diabetes. Das heißt: Der Zucker bleibt im Blut – mit schwerwiegenden Langzeitfolgen für den Organismus.

Bei Menschen mit Diabetes Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin. Deshalb sind vor allem diese Personen auf Ersatz angewiesen. Beim Typ-2-Diabetes reagieren die Körperzellen nur noch schleppend auf das Hormon. Sie benötigen mehr Insulin, als sie selbst produzieren, damit die Zellen genügend Zucker aufnehmen können.

Seit der Entdeckung des Hormons Anfang des vorigen Jahrhunderts haben Wissenschaftler zahlreiche künstliche Varianten von Insulin entwickelt. So gibt es Insulin, das besonders schnell und kurz wirkt, und solches, das den Blutzucker über viele Stunden reguliert. Welche Variante für Sie in Frage kommt, hängt von der Art und Ausprägung Ihrer Erkrankung ab.

Nicole Simon

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