Wenn die Bauchspeicheldrüse ihre Säfte in den Darm spritzt, geschieht das lautlos. Das Organ ist übrigens nicht klein, sondern bis zu 20 Zentimeter groß, und liegt quer im Bauch, direkt unterhalb des Magens. Es produziert etliche flüssige Verdauungshelfer, aber auch das Hormon Insulin, das unseren Zuckerstoffwechsel reguliert und bei Diabetes eine wichtige Rolle spielt.
Die Bauchspeicheldrüse besteht zum größten Teil aus so genannten Azinus-Zellen. Sie stellen Verdauungsenzyme her, die über ein verzweigtes Gangssystem in den Darm fließen. Dort zerlegen die chemischen Helfer den Nahrungsbrei in kleine Portionen von Zucker, Fetten und Eiweißen. Gibt es keine Nahrung zu zerkleinern, warten die Enzyme in der Drüse auf ihren nächsten Einsatz.
Im Gewebe des Pankreas, wie die Bauchspeicheldrüse in der Fachsprache genannt wird, finden sich kleine Zellinseln. Von diesen Zellhaufen gibt es rund eine Million. Der Mediziner Paul Langerhans entdeckte sie 1869, nach ihm wurden sie benannt. Diese Langerhans-Inseln bestehen hauptsächlich aus drei Zelltypen, von denen jeder ein anderes Hormon produziert. Alle drei Hormone sind daran beteiligt, den Blutzuckergehalt zu regulieren:
- Beta-Zellen bilden das Insulin.
- Alpha-Zellen bilden das Glukagon.
- Delta-Zellen bilden das Somatostatin.
Gestörtes System
Wenn ein Mensch etwas gegessen hat, gelangt Traubenzucker aus der Nahrung schnell in den Darm und durch dessen Wand direkt ins Blut: Der Blutzuckerspiegel steigt an. Das signalisiert den Beta-Zellen, das Hormon Insulin auszuschütten. Insulin bringt den Zucker zu den Körperzellen - sie brauchen ihn als Brennstoff. Innerhalb von zwei Stunden sinkt der Zuckergehalt im Blut daher wieder auf Normalniveau.
Bei Zuckerkranken funktioniert dieses System nicht so richtig: Beim Diabetes Typ 1 produzieren die Beta-Zellen gar kein Insulin. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes reagieren die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Hormon - der Körper braucht immer mehr Insulin, doch die Produktion der Bauchspeicheldrüse reicht dafür nicht aus. Die Folge ist in beiden Fällen dieselbe: ein Blutzuckerspiegel, der ständig zu hoch ist. Das schmerzt zwar nicht, kann aber schwere Langzeitschäden nach sich ziehen.
Die Gegenspieler von Insulin
Die Bauchspeicheldrüse schüttet nicht ständig Insulin aus. Wenn es so wäre, würde der Mensch schnell an Unterzuckerung leiden: Er wäre schwach, unkonzentriert oder missgelaunt, vielleicht hätte er sogar zittrige Hände. Stattdessen stoppt das Pankreas die Insulinproduktion, sobald die Zuckerkonzentration im Blut im normalen Bereich liegt.
Außerdem gibt es ein Hormon, das die Wirkung von Insulin im Zaum halten kann: Glukagon. Es wird ebenfalls in der Bauchspeicheldrüse hergestellt. Glukagon hilft dem Körper, den Zuckergehalt im Blut auch zwischen den Mahlzeiten konstant zu halten. Die Bauchspeicheldrüse schüttet das Hormon aus, sobald der Zuckerpegel stark absinkt. Das geschieht beispielsweise bei Hunger oder wenn Energie verbraucht wird, etwa beim Sport.
Glukagon gelangt vom Pankreas ins Blut und von dort in die Leber. Dort sorgt es dafür, dass deren Zuckerspeicher aufgelöst werden und als brauchbare Portionen ins Blut kommt. Genügt diese Zuckermenge dem Körper nicht, greift er auf die Fettdepots unter der Haut zurück und baut sie ab. Auch diesen Prozess regelt das Hormon Glukagon. Sollten die Körperzellen noch mehr Brennstoff benötigen, stellt die Leber selbst Traubenzucker her. Und auch das kann sie nur mithilfe von Glukagon: Es baut in diesem Fall das Eiweiß der Muskeln ab.