• Georg Krieger, 46, Bauingenieur aus Castrop-Rauxel
• Methode: Fastenyoga
• fastet seit neun Jahren regelmäßig, alle neun Monate für zehn Tage
"Wenn ich mich beim Yoga auf meinen Atem und die langsamen Bewegungen konzentriere, ist völlige Stille in mir. Ich höre auf zu denken. Ich löse keine Probleme und diskutiere nicht mit mir selbst. Diese Stille erreiche ich am besten, wenn ich beim Yoga faste. Alle neun Monate für zehn Tage. Zweimal am Tag sanftes Yoga, morgens und nachmittags jeweils zwei Stunden lang.
Ich trinke nichts außer Wasser, Tee und Brühe. Das Fastenyoga mache ich seit neun Jahren, und ich nehme mich und meine Bedürfnisse dabei intensiver wahr. Yoga sagt viel aus über meinen inneren Zustand. Ich habe gelernt, nicht alles zu ernst zu nehmen, auch beruflich nicht. Mir fallen immer wieder Menschen auf, die mit dem Kiefer mahlen, wenn ihnen etwas nicht passt. Ich selber stand auch jahrelang unter Stress. Bei mir zeigte sich das in Rücken, Nacken- und Halsverspannungen.
Es passiert mir auch heute noch, dass ich Druck nicht loswerde. Dann falle ich aus manchen Yoga-Gleichgewichtsübungen, kämpfe gegen mich selbst an und bringe mich gelegentlich in Konkurrenz zu den Männern in der Yoga-Gruppe. Das Fasten hilft mir, zu mir selbst zu finden. Mein Körper erfährt wieder, was gute Nahrung bedeutet. Nach dem Fasten schmeckt eine Kartoffel wie ein Festmahl, besser als eine Tüte Chips. Zusammen mit dem Yoga fühle ich mich, wenn es gut läuft, verbundener mit mir selbst und meinen Mitmenschen. Ich werde weniger egoistisch und kann mehr geben. Seit einem Jahr bin ich auch ausgebildeter Yoga-Lehrer."
Eine Alternative zu Medikamenten
• Petra Kieseler, 53, Verwaltungsangestellte aus Essen
• Methode: Heilfasten in der Klinik
• fastet zum ersten Mal und hofft, dadurch ihre Rheuma-Beschwerden zu lindern
"Bei mir wurde im Jahr 2007 Rheuma festgestellt, und leider habe ich die verschriebenen Medikamente nicht vertragen. Mal wurde mein Mund schrecklich trocken, mal fielen mir die Haare aus. Darum habe ich jetzt alle Tabletten abgesetzt und hoffe stattdessen auf eine Besserung der Symptome durch das Fasten.
Heute ist mein vierter Fastentag in den Kliniken Essen-Mitte. Hunger habe ich nicht, obwohl ich sonst sehr gern esse. Ich war sogar bei einem Kochkurs, das hat mir gar nichts ausgemacht! Wir haben gesunde, sehr leckere Brotaufstriche hergestellt, zum Beispiel aus Aprikosen und Datteln, geriebenen Haselnüssen, Zimt und Vanille.
Mehr zum Thema Fasten...
...lesen Sie im stern Nr. 8. Diät-Serie, Teil 6: Fasten. Mit sich selbst ins Reine kommen.
Kopfschmerzen hatte ich an den ersten beiden Tagen, doch mithilfe von Pfefferminzöl an den Schläfen habe ich das zum Glück gut überstanden. Meine Gedanken kreisen manchmal um bestimmte Probleme, aber ich sehe sie gelassener als sonst. Mit dem Fasten habe ich einen neuen Weg eingeschlagen, um gegen meine Erkrankung anzugehen. Anschließend möchte ich dann zu Hause meine Ernährung umstellen, weniger Fleisch essen und dafür mehr Obst und Gemüse."
Eine Auszeit im Alltag
• Andreas Theune-Hobbs, 46, Restaurateur aus Scheiditz
• Methode: nach Buchinger
• fastete das erste Mal vor 14 Jahren
"Als Restaurateur brauche ich viel Muße, um einen 200 Jahre alten Parkettboden glatt zu schleifen. So ist es auch mit dem Fasten. Ich brauche drei Wochen, um beim Fasten zu merken, wie sich Körper und Geist verändern. Ich faste zwar neben der Arbeit, aber für mich ist das trotzdem wie eine Auszeit.
Ich befreie mich von dem Drang, essen zu müssen. Das geht nur in Arbeitsphasen mit wenigen Terminen, denn ich bin langsamer, wenn ich faste. Dann habe ich einen Tag lang Kopfschmerzen, der Koffeinentzug. Je stärker sie sind, desto ungesünder habe ich gelebt. Ich bin dann sehr sensibel und es nervt mich, wenn Kollegen ständig fragen, warum ich nichts esse. Mit meiner Familie am Tisch zu sitzen, während ich Gemüsebrühe löffle und sie Nudelauflauf mit Hackfleisch essen, das macht mir hingegen nichts aus.
Vor 14 Jahren habe ich zum ersten Mal gefastet. Meine ältere Tochter Franziska litt damals an einer Hautkrankheit, die Ärzte konnten ihr nur mit Kortison und starken Medikamenten helfen. Sie war aufgedunsen und blass, der Anblick war schrecklich. Meine Frau und ich wollten es mit gesunder Ernährung probieren. Darauf hatten wir nie wirklich geachtet. Wir verzichteten auf Süßigkeiten, Fleisch und einige Milchprodukte.
Es ging meiner Tochter viel besser. Uns auch. Ich merkte, dass ich leistungsfähiger wurde, viel wacher im Alltag. Ich war fasziniert von diesem Effekt und fragte mich, wie es wäre, nur noch Tee, Brühe, Gemüse- und Obstsäfte zu sich zu nehmen. Ich fastete drei Wochen lang. Und es veränderte mich wirklich. Vieles bricht auf in dieser Zeit. Ich fühle mich leichter, ausgeglichener, glücklicher."
Laufend leichter werden
• Monika Weber, 50, Psychotherapeutin aus Ludwigshafen
• Methode: Fastenwandern
• ist beim Fasten gerne in der Natur
"Fasten und wandern ist eine ganz besondere Erfahrung, da lasse ich den Alltag weit hinter mir. In diesem Jahr geht es gemeinsam mit einer Gruppe eine Woche lang durchs Altmühltal in Bayern. Morgens trinken wir Kräutertee oder Zitronenwasser, trinken Obstsäfte. Abends gibt es Gemüsebrühe.
Beim Wandern konzentriere ich mich auf meine Schritte und auf die herrliche Natur: Um mich herum erhebt sich das Kalksandsteingebirge, wir durchqueren Flüsse und Lichtungen, es riecht nach Harz und feuchter Erde. Auf der Wanderung bin ich nur für mich selbst verantwortlich, da kommen viele Gedanken in mir hoch, denen ich sonst keinen Raum gebe. Ich träume ungewöhnliche Dinge, die so genannten Fastenträume. Der seelische und körperliche Reinigungsprozess kann angenehm oder unangenehm sein, beides ist kostbar.
Der Einstieg ins Fastenwandern fällt mir nie leicht, anfangs habe ich Hunger. Wenn wir unterwegs in einen Gasthof einkehren, zieht mich der Duft von Essen magisch an. Diese Momente sind eine Herausforderung, aber nach dem dritten Tag wird es einfacher. Der Muskelkater lässt nach, die Euphorie steigt. Ich fühle mich leicht und mit mir selbst und meiner Umwelt verbunden. Beim Fastenwandern folge ich dem Rat der frühneuzeitlichen Gelehrten Theresa von Avila, die gesagt hat: Tu deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele wieder Lust hat, darin zu wohnen."
Aufgezeichnet von Andin Tegen und Astrid Viciano
Literatur zum Thema
Religiöses Fasten:
Bernardo Fritzsche: "Religiöses Fasten"
Patmos Verlag, 178 Seiten, 14,90 Euro
Peter Seewald (Hrsg.), Bernhard Müller: "Das Fasten der Mönche"
Heyne Verlag, 242 Seiten, 12 Euro
Heilfasten:
Hellmut Lützner: "Wie neugeboren durch Fasten"
Verlag Gräfe und Unzer, 128 Seiten, 12,90 Euro
Ulrike Borovnyak, Eduard Pesina: "Fasten - Auszeit für Körper, Geist und Seele"
Verlag Gräfe und Unzer, 192 Seiten, 19,90 Euro
Francoise Wilhelmi de Toledo: "Buchinger Heilfasten - Ein Erlebnis für Körper und Geist"
Trias-Verlag, 158 Seiten, 17,95 Euro
Weiterführende Adressen
Deutsche Fastenakademie
Höhenweg 3
07749 Jena
www.d-f-a.de
Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V.
Wilhelm-Beck-Str. 27
88662 Überlingen
www.aerztegesellschaftheilfasten.de
Fasten-Wander-Zentrale
Postfach 28 69
67616 Kaiserslautern
www.fasten-wander-zentrale.de
Fasten im Kloster:
Die Benediktiner
www.benediktiner.de
Klösterreich-Geschäftsstelle
Prof. Kaserer Weg 333
3491 Straß (Österreich)
www.kloesterreich.at