Dirk Waschki ist 17 Jahre alt und wiegt über 200 Kilo. Seit Jahren versucht er abzunehmen - ohne Erfolg. Seine Mutter ist völlig verzweifelt. Sie weiß, dass sein Übergewicht Dirk das Leben kosten kann. Ein Magenband soll dafür sorgen, dass der Junge nur noch ein Fünftel seiner jetzigen Essensmenge zu sich nehmen kann. Doch die Krankenkasse will den Eingriff nicht bezahlen, weil Dirk sich weigert, auf Kur zu gehen. Stattdessen soll er unter strenger Aufsicht seine Ernährung umstellen.
Petra Bolze dagegen hat mehr Glück. Bei ihr zahlt die Krankenkasse. Die 46-Jährige wiegt 165 Kilo und soll einen Magen-Darm-Bypass bekommen. stern TV hat sie bei der riskanten Operation begleitet und ihren Kampf gegen das lebensbedrohliche Übergewicht dokumentiert.
Jeder zweite Erwachsene gilt als übergewichtig
Noch vor hundert Jahren war Fettsucht (lateinisch: Adipositas) ein Phänomen, das nur vereinzelt auftrat. Heutzutage gilt in Deutschland jeder zweite Erwachsene als übergewichtig, jedes dritte Kind sogar als adipös. Zwanzig Prozent der Frauen und sechzehn Prozent der Männer leiden unter Adipositas, also Fettsucht und deutlichem Übergewicht.
Fettsucht gilt als Krankheit
Fettsucht gilt bei Ärzten mittlerweile als Krankheit. Die Betroffenen haben oft schon dutzende Diäten und Kuren im Kampf gegen die Kilos versucht. Kohlsuppendiät, Glyx-Diät, abnehmen ohne Kohlenhydrate oder mit Kartoffeln - alles versucht, aber das Gewicht bleibt. Ärzte verschreiben Kuren, die nichts bringen, das Umfeld wendet sich angeekelt ab. Übrig bleiben zutiefst unglückliche Menschen, für die jede misslungene Diät ein Schlag gegen das Selbstbewusstsein ist.
Dicke haben es schwer in Deutschland. Sie gelten als haltlos, willensschwach und labil, oft finden sie wegen ihrer Körperfülle keine Arbeit. Doch welche Möglichkeiten bleiben den Dicken noch, wenn Diäten und Sport nicht helfen? Mittlerweile gibt es tausende Menschen, die jedes Jahr im Kampf gegen das Übergewicht die Chirurgie in Anspruch nehmen.
Wie funktioniert ein Magenband?
Das Magenband ist ein Band aus Silikon, das per Bauchspiegelung um den oberen Teil des Magens gelegt wird. Dadurch wird ein kleiner Teil des Mageneinganges vom Hauptteil des Organs abgetrennt. Das verstellbare Magenband bietet dem Chirurgen die Möglichkeit, die Enge des Magenbandes genau einzustellen. Der Vormagen nimmt dann nur noch wenig Nahrung auf. Bereits während des Essens entsteht ein Druck auf die Magenwand - das Sättigungsgefühl setzt ein.
Welche Vorteile und welche Risiken hat das Magenband?
Beim Einsetzen eines Magenbands werden die Organe nicht verändert. Der Ausgangszustand des Magens ist bei Bedarf daher wieder herstellbar. Das Band ist von außen über ein Schlauchsystem steuer- und verstellbar.
Komplikationen können sich während und kurz nach jeder Operation einstellen, so auch beim Eingriff, der zum Einsetzen des verstellbaren Magenbandes notwendig ist. Komplikationen allgemeiner Art sind Lungeninfektionen, Milz- oder Leberschäden, Lungenprobleme, Thrombose und Wundheilungsstörungen. Zu den speziellen Komplikationen, die beim verstellbaren Magenband auftreten können, gehören das Durchrutschen des Magens durch das Band und Magenüberdehnung. Der Magen wird dabei durch übermäßige Nahrungsaufnahme ausgedehnt, kann dadurch kippen und die Öffnung blockieren. Auch ein erosives Einwandern des Bandes in den Magen ist möglich. Schließlich besteht auch die Gefahr einer Magenperforation während der Operation.
Bei Auftreten einer dieser Komplikationen muss der Patient unter Umständen länger im Krankenhaus bleiben oder zu einem späteren Zeitpunkt nochmals ins Krankenhaus eingewiesen werden. Es kann außerdem zu kleineren Komplikationen kommen, die allerdings kaum einen Einfluss auf den Genesungsprozess haben. Besondere Vorsichtsmaßnahmen und besondere Sorgfalt sind bei Patienten mit bestehenden Erkrankungen wie z.B. Diabetes oder Lungenerkrankungen angezeigt. Nachteil des Magenbandes: Nach dem Entfernen ist das alte Gewicht oft ganz schnell wieder drauf.
Wann kommt ein Magen-Darm-Bypass in Frage?
Ein Magen-Darm-Bypass stellt einen massiven operativen Eingriff mit entsprechenden Risiken dar. Er kommt vor allem dann in Frage, wenn das Übergewicht vorwiegend auf übermäßigen Konsum von Flüssigkeiten und besonders süßen Getränken zurückzuführen ist. Ein Magenband ist hier oft wirkungslos.
Was bewirkt ein Magen-Darm-Bypass?
Beim Magen-Darm-Bypass wird das Magenvolumen mit Hilfe einer Heftnaht reduziert und der Magen in zwei Teile ohne Durchgang getrennt: Es verbleibt ein kleiner Magen am Ende der Speiseröhre. Der große Restmagen wird umgangen und hat keine Speicherfunktion mehr. Anschließend wird der Dünndarm an einer Stelle durchtrennt und direkt mit dem kleinen Magen verbunden. Mit der Umleitung gewisser Magensäfte wird zudem die Fettverdauung auf rund 60 Prozent reduziert: Das restliche mit der Nahrung aufgenommene Fett wird unverdaut ausgeschieden.
Ein Magen-Bypass führt aber nicht nur zu einem früheren Sättigungsgefühl und zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme und -verdauung: Mit Süßigkeiten und süßen Getränken kann auch ein "Dumping-Syndrom" ausgelöst werden. Dessen unangenehme Symptome - Übelkeit, Erbrechen Durchfall etc. - verleiden dem Patienten nachhaltig den Konsum von Süßigkeiten.