Für viele Eltern sind Schnuller die letzte Hoffnung, schreiende Babys zu beruhigen. Die Saugnuckel sind jedoch einer BUND-Untersuchung zufolge mit Chemikalien belastet. Alle zehn in einer zufälligen Stichprobe ausgewählten Latex- und Silikon-Schnuller wiesen demnach Bisphenol A auf. Die Substanz steht im Verdacht, Unfruchtbarkeit, Schädigungen der Gehirnentwicklung und Brustkrebs hervorzurufen. Getestet wurden Schnuller von Babysmile, Dentistar, Babylove, Avent, Mam, Baby-Nova und NUK.
Schnullerhersteller NUK wies die Vorwürfe zurück und kritisierte das angewendete Analyseverfahren. Aktuelle Prüfungen durch unabhängige Institute hätten ergeben, dass keines der NUK-Saugteile Bisphenol A enthalte.
In den vom BUND in Auftrag gegebenen Untersuchungen wurden vor allem in den Plastikschildchen, die den Sauger halten, Konzentrationen zwischen 200 und rund 2300 Milligramm pro Kilogramm Kunststoff entdeckt. In den Saugern selbst waren es zwischen 80 und 400 Milligramm. Die europäische Gesundheitsbehörde EFSA geht davon aus, dass eine lebenslange tägliche Aufnahme von 0,05 Milligramm pro Kilo Körpergewicht unbedenklich ist.
Bislang ist unklar, wie viel die Babys durch Herumkauen auf den Schnullern tatsächlich aufnehmen. BUND-Experte Heribert Wefers wies auf eine Untersuchung des Umweltbundesamts vom vergangenen Jahr hin, nach der sich im Urin von 99 Prozent der untersuchten Kinder die Substanz befand. "Das ist der Nachweis, dass der Stoff bei den Kindern ankommt", sagt er. Die Umweltorganisation fordert deshalb einen völligen Verzicht auf Bisphenol A und andere hormonartig wirksame Chemikalien in Kleinkinderartikeln und auch in Produkten, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.
Vor der Untersuchung vom BUND befragt, hatten mehrere Hersteller angegeben, definitiv ausschließen zu können, dass die Sauger Bisphenol A enthalten. Der BUND geht davon aus, dass die als hochmobil geltende Chemikalie aus den Plastikschildchen aus Polykarbonat in den Sauger wechseln kann. Beim Bundesinstitut für Risikobewertung hat man bislang keine Bestätigung dafür gefunden und will nun untersuchen, wie der Stoff in die Produkte gelangte und welche Mengen austreten. Das Institut rechnet damit, dass in den nächsten Wochen genügend Daten vorliegen, die eine Risikobewertung erlauben, hieß es. "Die Daten sind Anlass, sich das genau anzugucken", sagt eine Sprecherin, warnte aber vor Panik. Die östrogenartig wirkende der Substanz reichere sich nicht im Körper an und werde schnell im Körper abgebaut oder ausgeschieden.
Zuletzt hatte Bisphenol A in Babyfläschchen für Aufregung gesorgt. Untersuchungen hatten aber dann gezeigt, dass die Substanz nicht aus den Fläschchen in die Babynahrung übertritt und Polykarbonatfläschchen unbedenklich seien.