Schöne Haare sind ein Statussymbol. Sie gelten als attraktiv und werden mit Gesundheit verbunden. Spröde, strapazierte Haare hingegen werden oftmals unter mangelnde Pflege verbucht. Dabei ist es nun einmal so, dass manche mit dickem, gesunden Haar gesegnet sind, andere hingegen von Pontius zu Pilatus rennen, horrende Summen für Produkte ausgeben und trotzdem nur Stroh auf dem Kopf haben.
Die Beautybranche bringt daher immer neue innovative Produkte auf den Markt, die als Wunderwaffe angepriesen werden und imstande sein sollen, noch so kaputtes Haar retten zu können. Aber halten die Haarpflegetrends tatsächlich, was die Anbieter versprechen oder steckt dahinter am Ende nur Geldmacherei? Die Ärztinnen Alicia Martin und Lucia Schmidt haben für ihr Buch "Alles klar beim Haar" die wichtigsten Fakten zu Wachstum, Gesundheit und Pflege zusammengetragen und dabei auch die Trends unter die Lupe genommen.
Haarpflegetrends: Was bringt die Behandlung wirklich?
Individualisierte Haarpflege
Gene, Hormone, Lebensstil, Ernährung – Faktoren, die einen Einfluss auf die Haarstruktur haben, gibt es viele. Entsprechend ist ein Shampoo, das dem einen hilft nicht gleich gut für einen anderen. Eigentlich logisch, dass ein Standard-Haarpflegeprodukt aus dem Drogerieregal nicht das Optimum ist, oder? Immer mehr Anbieter werben inzwischen mit Produkten, die auf die individuelle Haarstruktur angepasst sind, wofür zunächst eine Haarprobe eingesandt und analysiert werden muss. Die Ärztinnen Martin und Schmidt halten das für "Geldmacherei" und raten ab. Es gebe keine Studien, die eine Wirkung bestätigen. "Die Kopfhautstruktur eines jeden Menschen kann sich von Tag zu Tag ändern, und dann kann das Ergebnis vom Tag zuvor schon nicht mehr wirken", schreiben sie.
Föhn und Glätteisen mit Ionentechnologie
Föhnen, Glätten oder Lockenmachen strapaziert die Haare. Einige Anbieter wollen dafür nun eine Lösung gegen solche Haarschäden gefunden haben: Ionentechnologie. Bei der Anwendung des entsprechenden Geräts werden Ionen freigesetzt, die einen positiven Beitrag zur Haargesundheit leisten sollen. Negative Ionen helfen beim Glätten und können gegen das Austrocknen helfen, wodurch die Haare gesünder und glänzender aussehen. Positive Ionen können im Gegensatz dazu Feuchtigkeit herausziehen, sodass das Haar schneller trocknet und besser kräuselt. Jedoch klingt auch dieser Haarpflegetrend besser, als er ist. So erklären die Expertinnen: "Der Effekt ist nur marginal – krauses und lockiges Haar wird auf Dauer trotzdem nicht glatter."
Botox für die Haare
Botox ist vielseitig und kann nicht nur zur Faltenglättung eingesetzt werden, sondern beispielsweise auch zur Schmerzbehandlung. Aber für die Haare? Auch wenn von Haarbotox gesprochen wird, mit Botulinumtoxin haben die angewandten Inhaltsstoffe nichts gemein. Zur Haarbehandlung wird stattdessen eine Protein-Mixtur aufgetragen, die unter anderem aus Keratin und Kollagen besteht. Das Haarbotox sorgt für mehr Feuchtigkeit und Volumen im Haar, sodass es glatter und glänzender aussieht. Damit der Effekt erhalten bleibe, benötige es allerdings eine regelmäßige Anwendung, so die Ärztinnen. Und die ist teuer.
Keratinglättung
Unser Haar besteht zum größten Teil aus dem Eiweißbaustein Keratin. Die Behandlung mit einem Keratin-Pflegeprodukt soll zu einer Verbesserung der Haarstruktur von außen beitragen, indem Schäden wie Risse aufgefüllt werden. Eine Stufe weiter geht die Keratinglättung, auch als Brazilian Blowout bekannt. Dahinter steckt im ersten Schritt eine invasive chemische Behandlung des Haares. Um die Inhaltsstoffe zu aktivieren wird das Haar nach der Behandlung geglättet. Im Anschluss soll das Haar geschmeidiger und glatter sein. Aber ist das wirklich gut für die Haare? Eben nicht. "Anders, als man glauben könnte, ist die Keratinbehandlung nicht gesund für die Haare, denn die Chemikalien und die Hitze beim Glätten können die Haare belasten und schädigen", schreiben Martin und Schmidt. Unabhängig davon sei der Effekt überschaubar, er halte nur wenige Monate.