In North Carolina haben Mediziner das erste Mal einem Menschen ein Herz entnommen, der nicht hirntot war. Es war der erste Eingriff dieser Art in den Vereinigten Staaten. In Deutschland ist das Verfahren verboten. (Hinweis: Der Beitrag zeigt Bilder aus Operationsszenen)
Umstrittenes Verfahren US-Ärzte transplantieren Herz eines Mannes, der nicht hirntot ist – eine Maschine lässt es stundenlang schlagen

In den USA haben Mediziner das erste Mal einem Menschen ein Herz entnommen, der nicht hirntot war.
Es war der erste Eingriff dieser Art in den Staaten: Ein Ärzteteam der Duke Universität in Durham, North Carolina, transplantierte das Herz eines Mannes, das etwa 11 Stunden zuvor aufgehört hatte, zu schlagen.
Das Verfahren nennt sich Donation after Circulatory Death, kurz DCD. Es bedeutet, dass der Spende nicht wie üblich der Hirntod vorausging – sondern ein Kreislaufstillstand.
Dominik Stawski, Leiter stern-Auslandsressort und Experte für Organspende:
"Es ist sein sehr umstrittenes Verfahren. Es bedeutet, dass einem Menschen Organe entnommen werden, der formal nicht hirntot ist. Hirntod bedeutet, dass das Gehirn eines Menschen unwiderruflich ausgefallen ist. Das bedeutet ein Mensch zeigt keinerlei Reaktion auf Reize. Man kann Schmerzreize setzen, keine Reaktion. Man kann den Beatmungsschlauch herausziehen, keine Reaktion. Man kann mit Licht in die Pupillen leuchten, keine Reaktion. Man wird nichts mehr feststellen. Der Mensch ist nach Auffassung der Ärzte verloren. Das ist Hirntod. In Amerika hat man jetzt einem Menschen Organe entnommen, der nicht all diese Kriterien erfüllte."
Drei Ärzte transplantierten das Herz in Durham. Der Empfänger: ein Veteran. Der 60-jährige Patient hat den Eingriff den Ärzten zufolge gut überstanden.
Der Spender, ein 26-Jähriger Mann aus Ohio – die Familie war laut der Spenderorganisation mit der Entnahme des Herzens und anderer Organe einverstanden.
“DCD kann dann eine Möglichkeit sein, um Leben zu schenken, wenn ein Patient irreversible Schäden und Verletzungen erlitten hat, durch die er nicht weiterleben kann und sich die Familien dazu entscheiden, die Maschinen abzustellen.“ Jessica Peterson von der Spenderorganisation Lifeline Ohio.
Das medizinische Zentrum an der Duke Universität ist eine von fünf Institutionen, die die Erlaubnis hat, das Verfahren in den USA zu testen. Andere Organe wie Nieren, die Leber oder Lunge werden im DCD-Verfahren in den Saaten bereits transplantiert.
Im Rahmen des Herz-Eingriffs verwendeten die Ärzte auch eine Maschine, die inzwischen immer häufiger auf der Welt zum Einsatz kommt. Sie konserviert das entnommene Herz. In der Maschine schlägt das Herz weiter.
Dominik Stawski:
"Für ein Spenderherz ist es wichtig, dass es schnell vom Spender zum Empfänger kommt. Ein Herz, auf Eis gelagert, so wie man das immer gemacht hat, kann vier allerhöchstens fünf Stunden transportiert werden, sonst gehen die Zellen im Herzen kaputt. Das neue System, das Organ Care System, diese Box ermöglicht es nun das Herz auch länger zu transportieren. Man nimmt das Herz, spannt es in diese Maschine ein und man nimmt dann Spenderblut von dem Organspender und führt es in das Herz ein und dann bekommt das Herz Nährstoffe und Sauerstoff. Alles, was es braucht, um zu schlagen. Das Herz braucht keinen Menschen um zu schlagen, es braucht kein Gehin um zu schlagen, es braucht Blut, um zu schlagen."
In Großbritannien, Belgien und Australien wird das Verfahren bereits seit einigen Jahren durchgeführt. Einem Fachjournal zufolge gab es bisher mehr als 100 solcher Herztransplantation. In Deutschland ist das DCD-Verfahren verboten.
Dominik Stawski:
"Die Organspende ist ja an sich schon ein heikles Thema. Deutsche fragen sich zum Beispiel: 'Wie tot bin ich eigentlich, wenn ich Organspender wäre?' Und um dieser Unsicherheit zu begegnen, haben die Ärzte, der deutsche Ethikrat und auch die Gesundheitspolitiker unisono gesagt, wir brauchen sehr klare und sehr strenge Regeln. Und die zentrale Regel in diesem ganzen Prozess ist die Hirntod-Regel. Das heißt: Nur wenn all das erfüllt ist, was den Hirntod ausmacht, kann man in Deutschland überhaupt Organspender werden."
Die Zahl der Organspenden in Ländern, in denen das Verfahren erlaubt ist, ist gestiegen. Das heißt auch: Es gibt mehr Spenderorgane für wartende Patienten.
Ein Grund, diese Form der Organspende auch in Deutschland zu erlauben?
Dominik Stawski:
"Die Ärzte in Deutschland sagen: auf keinen Fall. Die Gesundheitspolitiker und auch der Ethikrat sagen: Nein, wir sollten bei diesem Hirntod-Kriterium bleiben. Der Gedanke dahinter ist: Der Zweck soll nicht die Mittel heiligen. Der Zweck ist ja ohne Zweifel da. Wir wollen alle, dass die Menschen, die auf den Wartelisten sind, gerettet werden. Dass sie nicht sterben, weil sie kein Organ bekommen. Die Frage ist, wie weit gehen wir dafür. Und wir haben sehr klare Regeln. Aber jetzt zu sagen, wir weichen die Regeln auf, um den Menschen auf den Wartelisten zu helfen und mehr potenzielle Spender ins System zu bringen, könnte das Gegenteil auslösen. Weil die Deutschen sagen: 'Das ist mir zu unsicher, dann sage ich meinen Verwandten lieber nein, ich will nicht spenden.'"
Es war der erste Eingriff dieser Art in den Staaten: Ein Ärzteteam der Duke Universität in Durham, North Carolina, transplantierte das Herz eines Mannes, das etwa 11 Stunden zuvor aufgehört hatte, zu schlagen.
Das Verfahren nennt sich Donation after Circulatory Death, kurz DCD. Es bedeutet, dass der Spende nicht wie üblich der Hirntod vorausging – sondern ein Kreislaufstillstand.
Dominik Stawski, Leiter stern-Auslandsressort und Experte für Organspende:
"Es ist sein sehr umstrittenes Verfahren. Es bedeutet, dass einem Menschen Organe entnommen werden, der formal nicht hirntot ist. Hirntod bedeutet, dass das Gehirn eines Menschen unwiderruflich ausgefallen ist. Das bedeutet ein Mensch zeigt keinerlei Reaktion auf Reize. Man kann Schmerzreize setzen, keine Reaktion. Man kann den Beatmungsschlauch herausziehen, keine Reaktion. Man kann mit Licht in die Pupillen leuchten, keine Reaktion. Man wird nichts mehr feststellen. Der Mensch ist nach Auffassung der Ärzte verloren. Das ist Hirntod. In Amerika hat man jetzt einem Menschen Organe entnommen, der nicht all diese Kriterien erfüllte."
Drei Ärzte transplantierten das Herz in Durham. Der Empfänger: ein Veteran. Der 60-jährige Patient hat den Eingriff den Ärzten zufolge gut überstanden.
Der Spender, ein 26-Jähriger Mann aus Ohio – die Familie war laut der Spenderorganisation mit der Entnahme des Herzens und anderer Organe einverstanden.
“DCD kann dann eine Möglichkeit sein, um Leben zu schenken, wenn ein Patient irreversible Schäden und Verletzungen erlitten hat, durch die er nicht weiterleben kann und sich die Familien dazu entscheiden, die Maschinen abzustellen.“ Jessica Peterson von der Spenderorganisation Lifeline Ohio.
Das medizinische Zentrum an der Duke Universität ist eine von fünf Institutionen, die die Erlaubnis hat, das Verfahren in den USA zu testen. Andere Organe wie Nieren, die Leber oder Lunge werden im DCD-Verfahren in den Saaten bereits transplantiert.
Im Rahmen des Herz-Eingriffs verwendeten die Ärzte auch eine Maschine, die inzwischen immer häufiger auf der Welt zum Einsatz kommt. Sie konserviert das entnommene Herz. In der Maschine schlägt das Herz weiter.
Dominik Stawski:
"Für ein Spenderherz ist es wichtig, dass es schnell vom Spender zum Empfänger kommt. Ein Herz, auf Eis gelagert, so wie man das immer gemacht hat, kann vier allerhöchstens fünf Stunden transportiert werden, sonst gehen die Zellen im Herzen kaputt. Das neue System, das Organ Care System, diese Box ermöglicht es nun das Herz auch länger zu transportieren. Man nimmt das Herz, spannt es in diese Maschine ein und man nimmt dann Spenderblut von dem Organspender und führt es in das Herz ein und dann bekommt das Herz Nährstoffe und Sauerstoff. Alles, was es braucht, um zu schlagen. Das Herz braucht keinen Menschen um zu schlagen, es braucht kein Gehin um zu schlagen, es braucht Blut, um zu schlagen."
In Großbritannien, Belgien und Australien wird das Verfahren bereits seit einigen Jahren durchgeführt. Einem Fachjournal zufolge gab es bisher mehr als 100 solcher Herztransplantation. In Deutschland ist das DCD-Verfahren verboten.
Dominik Stawski:
"Die Organspende ist ja an sich schon ein heikles Thema. Deutsche fragen sich zum Beispiel: 'Wie tot bin ich eigentlich, wenn ich Organspender wäre?' Und um dieser Unsicherheit zu begegnen, haben die Ärzte, der deutsche Ethikrat und auch die Gesundheitspolitiker unisono gesagt, wir brauchen sehr klare und sehr strenge Regeln. Und die zentrale Regel in diesem ganzen Prozess ist die Hirntod-Regel. Das heißt: Nur wenn all das erfüllt ist, was den Hirntod ausmacht, kann man in Deutschland überhaupt Organspender werden."
Die Zahl der Organspenden in Ländern, in denen das Verfahren erlaubt ist, ist gestiegen. Das heißt auch: Es gibt mehr Spenderorgane für wartende Patienten.
Ein Grund, diese Form der Organspende auch in Deutschland zu erlauben?
Dominik Stawski:
"Die Ärzte in Deutschland sagen: auf keinen Fall. Die Gesundheitspolitiker und auch der Ethikrat sagen: Nein, wir sollten bei diesem Hirntod-Kriterium bleiben. Der Gedanke dahinter ist: Der Zweck soll nicht die Mittel heiligen. Der Zweck ist ja ohne Zweifel da. Wir wollen alle, dass die Menschen, die auf den Wartelisten sind, gerettet werden. Dass sie nicht sterben, weil sie kein Organ bekommen. Die Frage ist, wie weit gehen wir dafür. Und wir haben sehr klare Regeln. Aber jetzt zu sagen, wir weichen die Regeln auf, um den Menschen auf den Wartelisten zu helfen und mehr potenzielle Spender ins System zu bringen, könnte das Gegenteil auslösen. Weil die Deutschen sagen: 'Das ist mir zu unsicher, dann sage ich meinen Verwandten lieber nein, ich will nicht spenden.'"