Ein Mann aus North Carolina gibt Wissenschaftler:innen Rätsel auf. In seinem Leben hatte er nie Irland besucht, dennoch sprach er jahrelang wie ein waschechter Ire. Genauer gesagt, seit er an Prostatakrebs erkrankt war. Das geht aus einer Fallstudie hervor, die Ärzte der Duke University im "British Medical Journal" veröffentlichten.
Demnach habe der Patient, der mittlerweile verstorben ist, den Akzent 20 Monate nach Beginn seiner Behandlung entwickelt – und ihn bis zu seinem Tod behalten. "Sein Akzent war unkontrollierbar, in allen Situationen präsent und wurde immer hartnäckiger", berichten die Autoren. Weitere Informationen wie Name oder Nationalität des Mannes wurden in der Studie nicht genannt. Bekannt ist, dass er in seinen Fünfzigerjahren gestorben ist und in den USA behandelt wurde.
"Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" nach Prostata-Krebs
Das Phänomen, dass Menschen fremde Akzente annehmen, ohne selbst direkt damit in Berührung gekommen zu sein, wird in der Wissenschaft "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" (FAS) genannt. Es tritt sehr selten auf, meist nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma. Der Patient aus North Carolina ist dennoch ein Novum in der Forschung. "Unseres Wissens nach ist dies der erste Fall von FAS, der bei einem Patienten mit Prostatakrebs beschrieben wurde", schreiben die Autoren der Studie.
Der Mann hatte in seinen Zwanzigern zwar in England gelebt und habe auch weit entfernte Verwandte in Irland gehabt. Selbst sei er allerdings nie in dem Land gewesen. Er habe "keine neurologischen Untersuchungsanomalien, keine psychiatrische Vorgeschichte oder MRT-Auffälligkeiten des Gehirns bei Beginn der Symptome" gehabt, heißt es in der Studie. "Trotz Chemotherapie schritt sein neuroendokriner Prostatakrebs voran, was zu multifokalen Hirnmetastasen und einer wahrscheinlich paraneoplastischen aufsteigenden Lähmung führte, die zu seinem Tod führte."
Die leicht zu verstehende Checkliste für den Vorsorgemuffel Mann

Alle zwei Jahre können Männer ab 35 einen von der Krankenkasse getragenen Check-up durchführen lassen. Der Arzt fragt nach Beschwerden, Lebensstil und Krankheiten in der Familie, horcht Lunge und Herz ab, prüft Haut, Gelenke und Reflexe, misst Blutdruck und Puls. Im Blut werden Gesamtcholesterin und Blutzucker, im Urin das Eiweiß Albumin, rote und weiße Blutkörperchen, Nitrit und Glukose bestimmt. Die Tests erkennen keine Krankheiten, sondern liefern nur erste Hinweise auf zum Beispiel auf Herz- Kreislauf-Probleme, Nierenerkrankungen, Arteriosklerose oder Diabetes.
Bei Männern wird besonders Augenmerk auf den Gesamtcholesterin-Wert gelegt, also das Verhältnis vom LDL-Cholesterin wegen seines Risikos von Ablagerungen in den Blutgefäßen zum HDL-Cholesterin wegen seiner das Blutfett senkenden Wirkung. Ein gutes Ergebnis weist einen hohen HDL-Anteil und niedrige LD-Werte aus. Hohe Blutfettwerte begünstigen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus den Daten lassen sich Konsequenzen ziehen, auch um spätere Krankheiten zu verhindern.
Jüngere Studien weisen allerdings darauf hin, dass Menschen, die diesen Check absolvieren, im Schnitt nicht länger leben oder seltener erkranken. Doch wie das so ist mit Studien, sie bilden Statistiken ab. Bei wem im Rahmen dieser Untersuchungen schon frühzeitig Unstimmigkeiten festgestellt wurden, ist sicher froh, dort gewesen zu sein Seit 2019 gehört auch eine Impfanamnese zum Check: Gemeinsam mit dem Arzt klären die Versicherten, ob ihr Impfschutz vollständig ist.
Weitere Fälle nach Schädelverletzungen oder Operationen
Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass der Akzent auf eine paraneoplastische neurologische Störung zurückzuführen ist. So werden Komplikationen bei Tumorerkrankungen bezeichnet, die nicht durch den Tumor selbst oder seine Metastasen ausgelöst werden. Dabei greift das Immunsystem von Krebs-Patienten deren Muskeln, Nerven und Rückenmark an.
In anderen Fällen trat das FAS beispielsweise bei einer Norwegerin auf, die nach einer Schädelverletzung mit deutschem Akzent sprach. Eine Engländerin nahm nach einer heftigen Migräne-Attacke einen französischen Akzent an. Im vergangenen Jahr wurde der Fall eines jungen Niederländers bekannt, der sich für eine Knieoperation einer Vollnarkose unterziehen musste und danach 24 Stunden lang seine Muttersprache nicht mehr verstehen oder sprechen konnte, sondern nur noch Englisch sprach.
Quellen: "British Medical Journal" / BBC / "Spiegel"