Lebenserwartung Deutsche werden älter und älter

Die Lebenserwartung der Deutschen steigt unaufhörlich weiter. Frauen werden im Schnitt 81,1 Jahre, Männer nur 75,1 Jahre. Dennoch liegt Deutschland im europäischen Vergleich am unteren Ende der Skala.

Die Lebenserwartung der Deutschen steigt unaufhörlich weiter. Nach der aktuellen Sterbetafel 1999/2001, die das Statistische Bundesamt (DESTATIS) am Freitag in Wiesbaden veröffentlichte, wird ein neugeborener Junge heute durchschnittlich 75,1 Jahre alt, ein Mädchen 81,1 Jahre. In der vor einem Jahr veröffentlichten Sterbetafel war die Lebenserwartung noch drei Monate geringer. Die Tafeln basieren auf der Zahl der Gestorbenen in der Bevölkerung der jeweils vergangenen drei Jahre.

Neben genetischen auch Verhaltensfaktoren entscheidend

Nicht nur für Neugeborene, auch für ältere Menschen steigt die Lebenserwartung an. Wenn man erst einmal ein gewisses Alter erreicht hat, sind die Chancen statistisch hoch, noch viele Jahre mehr zu leben, als die allgemeine durchschnittliche Lebenserwartung vorgibt. Diese beinhaltet ja auch die Fälle von jung gestorbenen Menschen. So kann ein heute 60-jähriger Mann damit rechnen, dass er noch 19,5 Jahre zu leben hat. Im Vergleich zur Sterbetafel 1998/2000 hat er damit ebenfalls drei Monate gewonnen. Eine gleichaltrige Frau hat im Durchschnitt noch 23,7 Jahre vor sich, das sind nur zwei Monte länger als nach der vorherigen Statistik.

Welche Faktoren für das individuelle Alter verantwortlich sind, ist eines der Hauptforschungsgebiete des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung in Rostock. Der Direktor des Instituts, Prof. James Vaupel, betont immer wieder, dass die Lebenserwartung von verschiedenen Gründen abhängt: Neben genetischen Voraussetzungen spielen individuelles Verhalten wie Ernährung und Sport sowie gesellschaftliche Faktoren, also etwa der Stand der Medizin und die hygienischen Verhältnisse, eine Rolle.

Am ältesten werden die französischen Frauen

In punkto Lebenserwartung liegt Deutschland im europäischen Vergleich am unteren Ende der Skala. Dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge lag der EU-Durchschnitt im Jahr 2001 bei 77,2 oder 81,4 Jahren. Am ältesten wurden französische Frauen mit durchschnittlich 83,0 Jahren, während irische Männer ganze zehn Jahre weniger zu leben hatten. Am ältesten werden Japaner. Dellen in der Lebenserwartungskurve entstehen vor allem durch Katastrophen wie Kriege oder Seuchen. In Afrika zum Beispiel sinkt die Lebenserwartung stark, seit junge Menschen an Aids sterben.

In Europa war die Lebenserwartung früher wegen der hohen Kindersterblichkeit so gering. "Heute sind die Erfolge vor allem dem medizinischen Fortschritt und dessen Verfügbarkeit zu verdanken", erläutert Rembrandt Scholz, Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung in Rostock. Dazu kommt die Ost-West- Angleichung: Neugeborene Jungs im Osten sterben noch immer rund eineinhalb Jahre früher, Mädchen rund ein halbes Jahr früher als im Westen. Diese Zahlen werden laut DESTATIS aber nicht mehr erhoben.

Männer sterben früher wegen Extremsport, Rauchen und Arbeitsbelastung

Dass Frauen so viel länger leben als Männer erklärt Scholz mit einem Mix aus sozialen und biologischen Ursachen. Männer sterben zum Beispiel öfter beim Motorradfahren oder Extremsport, sie bekommen häufiger Krebs, weil sie mehr rauchen, oder haben eine höhere Belastung bei körperlicher Arbeit. Frauen dagegen gehen mehr zu Vorsorge-Untersuchungen und ernähren sich gesünder. Obwohl die unterschiedliche Lebenserwartung ein weltweites Phänomen ist, erwartet Scholz eine gewisse Angleichung: "Wenn die sozialen Rollen sich angleichen, wird die Differenz nivelliert."

Wenn die Gesamtsituation immer besser wird, scheint es nach oben kaum Grenzen zu geben. Einer 2002 im Fachblatt "Science" veröffentlichte Studie, die Sterbedaten aus der ganzen Welt ausgewertete, ergab, dass die Lebenserwartung in Industrienationen während der vergangenen 150 Jahren kontinuierlich wuchs. Theoretisch müsse es wohl eine Grenze geben, sagt Scholz, "aber wir wissen nicht, wo sie ist, weil wir sie noch nirgends erreicht haben". Heute werden die Deutschen im Schnitt bereits mehr als doppelt so alt wie 1871, als die ersten aus heutiger Sicht verlässlichen Werte ermittelt wurden - magere 38 Jahre bei Frauen und 35 Jahre bei Männern.

Sandra Trauner

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