Nebenwirkung von Valium, Tavor und Co Schlafmittel könnten Alzheimer-Risiko erhöhen

Nebenwirkung von Valium, Tavor und Co: Schlafmittel könnten Alzheimer-Risiko erhöhen
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Für einen ruhigen Schlaf schlucken viele Menschen Pillen - ohne zu ahnen, dass sie schnell süchtig machen. Forscher vermuten nun, dass eine langfristige Einnahme sogar zu Demenz führen könnte.

Sie sind vielseitig und hierzulande schnell geschluckt: Benzodiazepine finden Verwendung als Angsthemmer, Krampflöser und Beruhigungsmittel. Vor allem Senioren greifen regelmäßig zu Schlaf- und Schmerztabletten wie Valium, Adumbran oder Tavor. Dass bereits eine kurzzeitige Einnahme des Wirkstoffs zur Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten sowie Sucht führen kann, ist bekannt. Forscher vermuten nun, dass eine langfristige Einnahme des Wirkstoffes auch das Alzheimer-Risiko erhöhen könnte.

Laut den Forschern um Antoine Pariente von der Université Bordeaux Segalen stieg das Alzheimer-Risiko bei Patienten, die in der Vergangenheit mehr als drei Monate lang Benzodiazepine einnahmen, um bis zu 51 Prozent. Demnach wuchs mit dem Zeitraum der Einnahme auch das Risiko.

Die Studie, die im British Medical Journal erschien, beruht auf Langzeituntersuchungen an 3777 Senioren über 65 Jahren, die über 20 Jahre untersucht wurden. 1063 Männer und Frauen wurden ausgewählt, die zu Beginn keine Alzheimer-Symptome hatten und in den ersten drei Untersuchungsjahren keine Benzodiazepin-Präparate einnahmen. Fünf Jahre nach Studienbeginn bildeten die Forscher daraus eine weitere Subgruppe, die fortan Benzodiazepine erhielt. Nach acht, zehn, 13 und 15 Jahren erhielten noch weitere Patienten den Wirkstoff. Am Schluss hatte ein Viertel der 1063 Teilnehmer eine Demenz entwickelt. Von denjenigen, die im Verlauf der Studie Benzodiazepine eingenommen hatten, erkrankten 32 Prozent. Von jenen, die ohne das Medikament blieben, waren 23 Prozent dement geworden.

Strengere Verschreibungsauflagen gefordert

Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass noch weitere Studien notwendig seien, um einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Medikamenten und Alzheimer zu bestätigen. Ein Beweis sei auch deshalb schwer zu führen, weil Angstzustände und Schlafstörungen, die häufigsten Anlässe für den Einsatz von Benzodiazepinen, Frühsymptome des Morbus Alzheimers sein könnten, sagt Bernard Bégaud von der Universität Bordeaux. Die Forscher räumen ein, dass Benzodiazepine daher möglicherweise kein Auslöser für Alzheimer sind, sondern lediglich zur Linderung der frühen Symptome der Krankheit eingesetzt werden.

Doch selbst wenn kein Kausalzusammenhang zwischen Benzodiazepinen und Demenz nachgewiesen werden könne, solle die Studie Anlass sein, die Verschreibung des Medikamentes erneut zu überdenken, sagt Studienleiterin Sophie Billioti de Gage. Wegen schwerer Nebenwirkungen raten die Gesundheitsbehörden in mehreren Ländern bereits von einer Verschreibung der Mittel bei älteren Patienten ab, da sie schwer süchtig machen und mit dem Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Lernen einhergehen können. Ältere Menschen litten besonders häufig bei der Einnahme unter neuropsychiatrischen Problemen oder starken Entzugserscheinungen.

AFP
mh/AFP

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