Organspendeverfahren Kommissionschef lehnt staatliche Kontrolle ab

Hans Lilie, der Chef der Organspendekommission, wehrt sich gegen mehr staatliche Kontrolle bei dem Vergabeverfahren. Im stern fordert er stattdessen eine konsequentere Ahndung von Verstößen.

Der Vorsitzende der Ständigen Organspendekommission der Bundesärztekammer, Hans Lilie, lehnt eine stärkere Kontrolle der Organvergabe durch staatliche Stellen ab. Im Interview mit dem neuen, am Donnerstag erscheinenden stern verteidigte der Hallenser Strafrechtsprofessor die Selbstverwaltung der Ärzteschaft. Sie habe nach dem Bekanntwerden von Manipulationen im vergangenen Sommer sofort reagiert. "Keine staatliche Stelle hätte die Richtlinien so schnell ändern und das System stabilisieren können", sagte Lilie.

Aus Sicht Lilies fehlen den Behörden die Voraussetzungen dafür, mehr Verantwortung zu übernehmen. "Die staatlichen Stellen, die jetzt beteiligt sind, haben nicht die Kompetenz, das Personal und die Ausstattung wie die Organe der Selbstverwaltung", sagte er dem stern.

Sinnvoll erscheint Lilie dagegen mehr staatliches Engagement bei der Ahndung von Verstößen. Als Strafverteidiger erlebe er oft, dass Ärzten die Approbation entzogen werde. "In der Transplantationsmedizin aber trauen sich die staatlichen Einrichtungen noch nicht einmal, die Zulassung ruhen zu lassen", sagte Lilie dem stern. "Das beklage ich laut und nachhaltig."

Lilie zeigte sich überzeugt, dass künftig Manipulation und Täuschung bei der Vergabe knapper Organe ausgeschlossen seien. Er verwies auf die neuen Regelungen, wonach mehrere Ärzte an den Entscheidungen beteiligt werden müssen. Jeder könne darauf vertrauen, dass mit Organen verantwortungsvoll umgegangen werde.

Stefan Schmitz

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