Nichtraucher-Tagebuch Gib Gas, Butterkugel!

  • von Björn Erichsen
Ich habe immer gern und gut Fußball gespielt. Leider habe ich nach dem Rauchstopp ordentlich zugelegt und laufe auf dem Platz hinterher. Mein Umfeld reagiert mit Spott und einem neuen Spitznamen.

Ich hatte mich wirklich auf dieses Fußball-Turnier gefreut. Ich meine nicht (nur) die WM, sondern ein kleines, charmantes Sportfest, das von einem meiner Auftraggeber organisiert wurde. Ich liebe Fußball von kleinauf und spiele einen ganz guten Ball. Viel Gefühl im Fuß, abgezockt vor dem Tor. Zwischen mir und einer Profikarriere stand nur eine böse Knieverletzung. So die Legende, die ich bis heute pflege.

Rauchfreie Zone

Björn Erichsen, Jahrgang 74, lebt und arbeitet als Journalist in Hamburg. Schwerpunkte sind Politik, Kultur, Medien und Sport. Seit neuestem treibt ihn die Frage um, ob man sich nach 120.000 Zigaretten noch einmal Nichtraucher nennen darf.

Aber wichtig ist aufm Platz: Wir spielten in Fünfer-Teams auf einem Kleinfeld, ein netter Freizeit-Kick, mehr nicht. Schon nach kurzer Zeit kam ich ordentlich ins Keuchen. Den Kopf kaminrot, Schweiß floss in Strömen. Ich jogge zwar regelmäßig, jedoch sind die kurzen Sprints beim Fußball etwas völlig anderes als das gemütliche Traben um die Alster. Ich merkte jedes Kilo zuviel, das ich mir in den letzten Wochen angefressen hatte, und spielte unterirdisch schlecht.

Fünf Kilo in sechs Wochen

Die Wahl des Trikots war sicher der größte Fehler: Ich hatte mich für ein Jersey der Nationalmannschaft Vietnams entschieden, das mir eine liebe Freundin vor einigen Jahren von einer Südostasien-Reise mitgebracht hatte. Was den schmächtigen Asiaten kleidet, spannt über meinem Wohlstandsbauch bedrohlich. Der endgültige Tiefschlag, als ich mal wieder vergeblich hinter einem Gegenspieler herlief: "Gib Gas, Butterkugel", rief jemand, zur Freude der Kollegen. Das saß.

Seit meinem Rauchstopp vor etwa sechs Wochen habe ich rund fünf Kilo zugelegt. Die sind sichtbar, schon vorher war ich nicht unbedingt schlank. Schuld sind nicht allein die Fressattacken der ersten Wochen, die noch Nervennahrung beim Entzug waren. Ich esse immer noch viel und vor allem herzhaft. Es schmeckt mir alles schrecklich gut, der Auferstehung meiner Geschmacksnerven sei Dank. Das Essen hat eine Belohnungsfunktion, füllt eine Leere, die die Zigaretten hinterlassen haben.

"Da musst du wohl wieder mit dem Rauchen anfangen"

Es ist schon frustrierend: Ich fühle mich gesünder, weil ich nicht mehr rauche, aber gleichzeitig ungesünder, weil ich zugelegt habe. "Da musst du wohl wieder mit dem Rauchen anfangen", kommentierte ketzerisch ein rauchender Kollege, dem ich von meinem Leid klagte. Aber das kann wohl kaum die Lösung meines Gewichtsproblems sein. Mir war ja vorher schon klar, dass ich zulegen würde. Etwas ungerecht finde ich es schon, dass ich mich nun auch beim Essen einschränken muss. Ich habe beim Rauchen durchgehalten und werde dafür nun bestraft.

Aber es nützt ja nichts. Seitdem ich den unschönen Spitznamen verpasst bekam, habe ich den Kampf gegen die Kilos aufgenommen. Schwimmen und Laufen steht bei mir eh auf dem Programm, ich hoffe nur, dass mir die viele Arbeit auch mal wieder etwas mehr Zeit dazu lässt. Ich habe mir gerade mal einige der älteren Tagebuch-Kommentare angeschaut, in denen Leser von ihren Erfahrungen berichten. Zugenommen haben die meisten, der Rekord liegt das bei sage und schreibe 18. Kilo! Das macht Angst, zweistellig soll es bei mir nicht werden. Also Gas geben, Butterkugel...

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