Robert C. Gallo Auf der Jagd nach dem Aids-Impfstoff

Er ist ein unermüdlicher Forscher, einer der Entdecker des Aids-Virus: Robert C. Gallo. Die Hoffnung, dass seine Suche nach einem Impfstoff gegen HIV bald zuende sein könnte, gibt er auch zu seinem 70. Geburtstag nicht auf.

"Am liebsten möchte ich bis zum Ende meines Lebens im Labor sein." Der amerikanische Aids-Pionier Prof. Robert Gallo ist ein unermüdlicher Forscher. Zwischen 1980 und 1990 wurde er häufiger in der Fachliteratur zitiert als irgendein anderer Wissenschaftler weltweit. Inzwischen zwingt ihn die Kooperation mit anderen "HIV-Jägern" immer mehr zu Reisen rund um den Globus. Auch in Deutschland ist der Amerikaner regelmäßig. Gallo wird am heutigen Freitag 70 Jahre alt.

Ohne seine Arbeit könne er nicht leben, sagte Gallo. Nicht, dass der seit Jahren für einen Nobelpreis vorgeschlagene Forscher keine anderen Interessen hätte. Gallo schwimmt gern und spielt trotz eines mitgenommenen Knies "noch ein bisschen Tennis". Er liest - "am liebsten direkt am Pool" - gern Geschichtliches und aus der Welt der Naturwissenschaften. Vergnügen bringt ihm auch, mit Kollegen auf Wanderungen zu fachsimpeln. Gallo ist verheiratet und hat zwei Söhne. Am 23. März 1937 in Connecticut geboren, lebt er schon seit drei Jahrzehnten im Großraum Washington.

Er möchte die Menschheit von Aids befreien

Ein Mal im Jahr radelt Gallo mit einer Hamburger Familie durch die Lüneburger Heide. In Deutschland mag er besonders die "kleinen Orte mit mittelalterlicher Architektur und erhaltenen Stadtmauern". Allzu viel Zeit für Reisen bleibt ihm bei seinem Arbeitspensum aber nicht. Welches Ziel hat er für die Zukunft? Gallo möchte die Menschheit von Aids befreien -"obwohl das offenbar viel schwerer ist, als wir anfänglich geglaubt haben".

Kritiker warfen dem eloquenten Buchautoren ("Die Jagd nach dem Virus") und Mitverfasser von mehr als 1200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor Jahren Eitelkeit und zu starke Präsenz in den Medien vor. Mittlerweile ist es ruhiger um ihn geworden. Die Suche nach Mitteln zur Vorbeugung und zur Behandlung von Aids läßt ihm wenig Zeit für Auftritte in der Öffentlichkeit.

Streit um die Rechte am Aids-Test

Forschungsgelder aus dem neuen Aids-Programm der US-Regierung haben die finanzielle Situation seines Instituts "drastisch verändert", sagt Gallo. Sein alter Streit mit dem Franzosen Luc Montagnier um die Entdeckung des Aids-Virus und die Rechte am Aids-Test endete 1994 vor Gericht zwar unentschieden: Die Einnahmen aus dem Aids-Test werden geteilt. Dennoch blieb ein schaler Nachgeschmack.

Gallo kam zunächst zur Krebsforschung und zwar durch den frühen Leukämie-Tod seiner Schwester Judy. Der Pathologe Marcus Cox, der Judys Krebserkrankung 1948 diagnostizierte, nahm den Jungen unter seine Fittiche und ließ ihn sogar bei der Untersuchung von Toten zuschauen. So träumte Gallo schon zu Schulzeiten von einem Leben in der biomedizinischen Forschung.

Der Nobelpreis fehlt noch

Sein Team fand das erste bekannte menschliche Retrovirus (HTLV-I), das Leukämie hervorrufen kann, und bald darauf ein zweites, HTLV-II. Für diese Entdeckung "humaner exogener Retroviren" erhielt Gallo 1999 eine der bedeutendsten deutschen Medizin-Auszeichnungen: den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis. Der als Vorbote des Nobelpreises angesehene Albert-Lasker-Preis wurde ihm sogar zwei Mal verliehen, 1982 für seine Arbeit über virale Ursprünge von Krebs und 1986 für seine Aidsforschung.

Am Krebsinstitut der Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) leitete Gallo 23 Jahre lang das Labor für Tumorzellenforschung. 1996 wurde er Direktor des Institute of Human Virology an der Universität Maryland in Baltimore. Dort wird nach natürlichen Substanzen gegen Aids gesucht. Zu den Stoffen, auf die Gallo setzt, gehören auch Bestandteile aus dem Urin schwangerer Frauen.

Und wann endlich gibt es den Impfstoff gegen HIV und die Heilung der tödlichen Immunschwächekrankheit? "Ich glaube, das ist in zehn bis 15 Jahren machbar", gab sich Gallo noch kürzlich optimistisch. "Und wenn wir den Impfstoff gegen HIV haben, ist das ein Durchbruch für die Biologie ganz allgemein, und nicht nur ein Meilenstein für diese Krankheit und dieses Virus."

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Gisela Ostwald/DPA

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