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Schuppenflechte Wenn die Haut im Zeitraffer wächst

Psoriasis ist eine der häufigsten Krankheiten, jeder Vierzigste bekommt sie im Laufe seines Lebens - und wird sie meist nie wieder los. Neue Therapien gegen das rasante Zellwachstum könnten die akute Leidenszeit der Geplagten allerdings bald deutlich verkürzen.

Zwei Millionen Deutsche leiden an Schuppenflechte, weltweit sind es 80 Millionen Gepeinigte. Ihre Haut ist übersät von feuerroten Flecken, die ein silbrig glänzender Schuppenpanzer bedeckt. Der entsteht, weil sich Zellen sehr viel schneller teilen, als sie es sollten. Während gesunde Haut sich ungefähr alle vier Wochen erneuert, ist dieser Prozess bei Patienten mit Psoriasis auf gerade einmal sechs bis sieben Tage verkürzt - ein Kranker kann jeden Tag bis zu einer Kehrschaufel voller Schuppen produzieren. Die Folge: Die Haut kommt mit dem Abschilfern der vielen Zellen nicht mehr nach, und es bildet sich eine dicke, unansehnliche Schuppenschicht. Die in den meisten Fällen weder Schmerzen noch Juckreiz verursachende Flechte kann die gesamte Haut befallen. Manchmal kommt es zu quälenden Gelenkentzündungen.

Die Ursachen der Psoriasis sind noch nicht abschließend erforscht. Die Veranlagung für die Krankheit wird vererbt, doch müssen weitere Faktoren hinzukommen, damit sie tatsächlich ausbricht. So können äußere Verletzungen und Druck auf die Haut, aber auch psychischer Stress, Alkohol, bestimmte Medikamente, Infektionskrankheiten und Stoffwechselstörungen der entscheidende Auslöser sein.

Bei der Behandlung muss zuerst der Schuppenpanzer entfernt werden, der sich auf der Haut gebildet hat. Für gewöhnlich wird dazu Salicylsäure mit Öl oder Vaseline gemischt und auf die erkrankten Flächen aufgebracht. Anschließend bekämpft man die darunterliegende Entzündung mit Kortison, Vitamin-D3-Präparaten oder auch mit Bade- und Lichttherapien.

Generell empfehlen Experten Psoriatikern, sich viel an der frischen Luft zu bewegen, allzu starke Sonnenbestrahlung jedoch zu meiden. Die Patienten sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten und Übergewicht reduzieren. Da die Verschuppungen besonders oft dort auftreten, wo die Haut gereizt wird, lindert Kleidung, die weder drückt noch scheuert, das Leiden.

Um seine lästigen Hautschuppen loszuwerden, greift so mancher Patient in die Trickkiste der Natur und lässt sich Schuppen von speziellen Karpfen abknabbern. Die so genannten Doktorfische stammen aus einem Fluss nahe dem kleinen Badeort Kangal in Zentralanatolien, wo sie erfolgreich in der Psoriasis-Therapie eingesetzt werden. Inzwischen bieten auch mehrere deutsche Privatkliniken die Therapie mit den "Knabberfischen" an. Das ist jedoch umstritten, weil die Wissenschaft bislang nicht nachgewiesen hat, ob die positiven Behandlungsergebnisse in Kangal einzig den Fischen zugeschrieben werden können oder ob nicht weitere Faktoren - wie das besonders selenhaltige Thermalwasser des Badeortes - zur Wundheilung beitragen. Patienten, die den Versuch machen wollen, raten Fachleute, in jedem Fall auf die Hygiene zu achten. "Es muss sichergestellt sein, dass die Tiere selbst keine Krankheitserreger in sich tragen und dass Wasser und Fische nach jeder Behandlung gewechselt werden", sagt Professor Peter Elsner, Direktor der Dermatologie der Uniklinik Jena.

Erfolg verspricht eine Reihe von Medikamenten mit neuen Wirkstoffen. Ende Januar wurde das erste in den USA zugelassen, das Genehmigungsverfahren für Deutschland läuft. Das Mittel für mittelschwere und schwere Fälle von Psoriasis, das den Patienten einige Monate lang wöchentlich gespritzt wird, enthält den Eiweißwirkstoff Alefacept, der an der Immunabwehr der Psoriatiker ansetzt. Alefacept hemmt die Bildung so genannter Memory-Effektor-T-Lymphozyten, einer bestimmten Gruppe von weißen Blutkörperchen, die bei den Patienten in erhöhter Anzahl vorkommen und den Krankheitsprozess in Gang setzen. Im Oktober wurde eine klinische Studie mit 553 Patienten aus Nordamerika veröffentlicht. Bei 71 Prozent der Probanden, die Alefa-cept bekommen hatten, gingen die Symptome um mindestens die Hälfte zurück. Auch nach dem Ende der Behandlung wirkte das Mittel oft monatelang weiter.

Eine neue Behandlungsmethode mit Wechselstrom scheint vor allem bei Patienten mit Schuppenflechte an den Händen vielversprechend zu sein: Der Patient taucht seine Hand in eine mit Wasser gefüllte Plastikwanne, durch die ein pulsierender niederfrequenter Wechselstrom fließt. Der Strom wirkt auf die Konzentration von Botenstoffen in den Hautzellen und reduziert damit ihr rapides Teilungstempo auf Normalmaß.

Simone Einzmann

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