SEUCHEN Welt-Aidskonferenz in Barcelona eröffnet

Wissenschaftler fordern mindestens 10 Milliarden US-Dollar jährlich für die Bekämpfung von AIDS in den Entwicklungsländern.

Mit der Forderung nach mehr Geld für die Opfer ist am Sonntagabend die 14. Welt-Aidskonferenz in Barcelona eröffnet worden. Bis zum Freitag (12. Juli) suchen 15 000 Wissenschaftler, Gesundheitsfachleute sowie Vertreter von Hilfsgruppen nach Möglichkeiten, die Epidemie einzudämmen. Reiche und arme Länder müssten dafür statt in diesem Jahr rund drei Milliarden künftig zehn Milliarden Dollar (10,3 Milliarden Euro) jährlich aufbringen, verlangte Peter Piot, Chef des UN-Aidsbekämpfungsprogramms UNAIDS.

Keine Mildtätigkeit der wohlhabenden Staaten

Zwei Drittel dieses Geldes müssten aus den wohlhabenden Staaten des Nordens kommen. »Dies liegt in ihrem eigenen Interesse und ist nicht bloße Mildtätigkeit«, ergänzte Piot. Die tödlich Immunschwäche drohe ganze Länder Afrikas zu destabilisieren. Dies könne sich für die Industriestaaten zu einem ernsten Sicherheitsrisiko auswachsen.

Angesichts der sich beschleunigenden Aids-Epidemie in Asien, China und Indien warnte Piot die internationale Gemeinschaft außerdem mit Nachdruck davor, jene Fehler zu wiederholen, die zu der Katastrophe in Afrika geführt hätten. Rund 95 Prozent der zur Zeit etwa 40 Millionen Infizierten leben in Entwicklungsländern, rund 30 Millionen im südlichen Afrika.

Neue Medikamente zur Bekämpfung

Am Montag sollen unter anderem aussagefähige Daten zu neuen Substanzen zur Bekämpfung von Aids vorgestellt werden. Diese so genannten Fusionsinhibitoren sollen verhindern, dass sich das Aidsvirus an die von ihnen attackierten Zellen des Immunsystems anlagert. Bisherige Medikamente behindern erst die Vermehrung der Viren in den befallenen Zellen. Ob und wann solche Medikamente auf den Markt kommen, steht nicht fest.

»Ärzte ohne Grenzen« klagt an

Die Hilfsorganisation »Ärzte ohne Grenzen« hatte den reichen Ländern am Sonntag indes »Verbrechen an der Menschlichkeit« vorgeworfen. Die wohlhabendsten Länder nähmen den Tod von Millionen Menschen in Kauf, weil mangels ihrer Unterstützung billige Medikamente für die Betroffenen in den Entwicklungsländern ausblieben. Das sagte der Präsident des internationalen Rates der Organisation, Morten Rostrup. In den vergangenen 20 Jahren sind nach Angaben von UNAIDS mehr als 20 Millionen Menschen an Aids gestorben.

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