Die Diagnose Eine Frau verhält sich seltsam. Zur Therapie gehört auch: zwei kleine Stücke Schädelknochen einzufrieren

  • von Nicole Simon aufgezeichnet
Illustration einer Person, die Fahrräder aufschließen möchte
Eine Frau wirkt verwirrt und versucht, fremde Fahrräder aufzuschließen. Was steckt dahinter?
© Kathrin Funcke
Eine Frau ist desorientiert, später krampft sie. Hatten Viren oder Bakterien das Gehirn angegriffen? Schließlich finden Spezialisten die passende Therapie. 

Vor einiger Zeit wurden Passanten auf der Straße auf eine Frau aufmerksam. Sie versuchte, fremde Fahrräder aufzuschließen. Die Vorbeigehenden merkten, dass die Frau nicht ganz bei sich war, und riefen einen Rettungswagen. Desorientiert und fiebrig kam die Patientin mittleren Alters zu uns in die Klinik. Nach kurzer Zeit erlitt sie eine Reihe epileptischer Anfälle, mit kurzen, schnellen Muskelzuckungen im Gesicht. Um eine Einblutung im Gehirn oder einen Tumor auszuschließen, machten die Kollegen in der Rettungsstelle eine Computertomografie. Sie war unauffällig. Bei der Untersuchung von Blut und Nervenwasser zeigte sich eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen. Hatten Viren oder Bakterien das Gehirn angegriffen? Das würde Fieber, Verwirrtheit und Entzündungszeichen erklären. 

Weil so eine Situation schnell lebensbedrohlich werden kann, begannen wir ohne eindeutige Diagnose mit einer Behandlung. Wir gaben ein Medikament, dass die Vermehrung von Herpesviren stoppen sollte. Außerdem bekam die Patientin zwei verschiedene Antibiotika gegen eine mögliche Bakterieninfektion. Danach machten wir eine Kernspinuntersuchung: Die Hirnrinde, der äußerste Bereich des Gehirns, der für kognitive Funktionen wie Sprache und willentliche Entscheidungen zuständig ist, sah auf den Aufnahmen verdickt und verklumpt aus. So etwas passiert etwa bei einer Entzündung, wenn Flüssigkeit und Entzündungszellen in das Hirngewebe eindringen.

erschienen in stern 07_24

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