Mit prügellustigen Römern kennen Asterix und Obelix sich aus, mit blümeranten Phrasendreschern deutlich weniger: Im neuen Band, der am Donnerstag erscheint, heißt ihr Feind Visusversus. Es ist der Heeresarzt des römischen Kaisers Cäsar, der unter dessen unmotivierten Soldaten mit einer neuen Methode Kampfeslust entfachen soll. Der 40. Band des Erfolgscomics ist der erste des neuen Texters Fabrice Caro (Fabcaro) und der sechste des Zeichners Didier Conrad.
Achtsamkeits-Schule "Weiße Iris" soll positives Denken und gesunde Ernährung lehren
Visusversus, inspiriert vom französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy und dessen wallender Haarpracht, will Römer und Gallier für seine Achtsamkeit-Schule "Weiße Iris" gewinnen. "Nur ein glücklicher Legionär ist ein kampfeslustiger Legionär! Dazu braucht es positives Denken und gesunde Ernährung", erklärt er.
Statt Wildschweinbraten ist also frischer Fisch angesagt – was den gallischen Fischhändler Verleihnix, der für seine stinkende War bekannt ist, arg verwirrt: "Dass die Fliegen drumherum verschwunden sind, finde ich bedenklich", meint er. Asterix und Obelix sind die platten Weisheiten des neuen Gurus nicht geheuer. Und Majestix traut seinen Augen nicht: "Die eine Hälfte rennt rum, und die anderen mampfen Körner und Fisch."

Als Visusversus dann auch noch die Häuptlingsfrau Gutemine nach Lutetia (Paris) lockt, müssen sich auch die beiden Freunde in die Hauptstadt begeben. Dafür nehmen sie den "Eilkarren Thalix" der allerdings wegen "Wildschweinen auf der Strecke" mehrere Sanduhren Verspätung hat. In Lutetia angekommen, heißt es: "Liebe Fahrgäste, aufgrund eines beschädigten Hufeisens findet die Rückfahrt erst morgen statt".
Die Einwohner von Lutetia verbringen viel Zeit im Stau: "Da vorn hat sich einer festgeleimt. Gegen die Abholzung des Karnutenwaldes", schimpft einer. Weil die Zeit knapp wird, steigen Asterix und Obelix auf Leihroller um, die auf dem Kopfsteinpflaster allerdings einige Unfälle verursachen.
Gewohnter Asterix-Flair: Schlichte Handlung, zahlreiche Gags und Wortspiele
Der Barde Troubadix bekommt in diesem Band erstmals einen Auftritt vor einem – unter dem Einfluss des neuen Gurus – freundlich gestimmten Publikum, dem er seine größten Erfolge vortragen will, etwa "Tote Hosen nach Athen". Doch am Ende kommt es, wie es kommen muss: mit dem Barden am Baum, vielen verprügelten Römern und einer ungehemmten Wildschweinschlemmerei.
Eine vorab veröffentlichte Seite, in der Obelix tatsächlich den Appetit auf Wildschwein zu verlieren schien, findet sich im nun veröffentlichten Band nicht wieder. Sie sei nur als "Ankündigung" erstellt worden, teilte der Verlag mit. Möglicherweise wäre ein Obelix auf dem Weg zum Vegetarier manchen Fans auch eine Spur zu weit gegangen.
Beim Teutates! Einmal singt sogar Bonnie Tyler – welche Asterix-Filme sich lohnen, und welche eher nicht

Vorlage: "Asterix der Gallier"
Worum geht’s noch mal? Centurio Gaius Bonus lässt Miraculix entführen, um mithilfe des Zaubertranks Julius Cäsar zu stürzen. Klappt natürlich am Ende nicht.
Verkloppte Römer: 15 (Angaben wie immer ohne Gewähr)
Sätze für die Ewigkeit: "Die sind ja schrecklich stark!" (Caligula Minus)
Und sonst so? Die Kinokarriere von Asterix begann ohne Wissen seiner Schöpfer René Goscinny/Albert Udérzo. Ihr Verleger Georges Dargaud produzierte den Film, der ursprünglich den Auftakt zu einer TV-Reihe bilden sollte, an ihnen vorbei. Fanden die beiden nicht so gut, auch weil ihnen der Zeichenstil missfiel.
Feuilletonistix meint: Kein denkwürdiges Debüt. Ziemlich hölzern und uninspiriert, wurde aber trotzdem ein Hit.
Zwei Römerhelme
So bietet der Band eine weitere Portion des guten alten Zaubertranks: eine schlichte Handlung, zahlreiche Gags und Wortspiele – und die Gewissheit, dass das kleine gallische Dorf auch beim 40. Versuch nicht an den römischen Kaiser mit seiner Lorbeerkrone fällt.
"Die weiße Iris" erscheint gleichzeitig in 20 Sprachen und einer Auflage von fünf Millionen Exemplaren. Die eigentlichen Väter der gallischen Helden sind die inzwischen verstorbenen René Goscinny und Albert Uderzo. Der neue Texter Fabcaro, der in Frankreich für seinen Comic „Zaï zaï zaï zaï“ bekannt ist, hatte den Fans zugesagt, den Figuren treu zu bleiben.