Dieses Buch ist eine Hommage an die Liebe: Der Fotoband "Loving" zeigt verliebte Männerpaare. Das Erstaunliche: Die Bilder sind bis zu 170 Jahre alt. Trotzdem tauschen auf den Porträts und Abbildungen Männer verliebte Blicke, berühren sich innig oder küssen sich sogar. Die Aufnahmen sind Zeitdokumente der besonderen Art. Sie zeugen vom Mut - oder auch Leichtsinn der Protagonisten. Ihnen war es offenbar wichtig, ihre Zuneigung zu ihrem Partner oder Freund für die Ewigkeit festzuhalten. Und das obwohl Homosexualität nicht nur geächtet war, sondern unter Strafe stand.
Das New Yorker Ehepaar Hugh Nini und Neal Treadwell hat die Fotos über Jahre zusammengetragen. Mit einer Cabinet-Karte zweier verliebter Männer fing alles an. Mittlerweile befinden sich 2800 Fotografien mit innigen Männerabbildungen in ihrer Sammlung. "Als Sammler haben wir von diesen Fotos gelernt, dass es schon immer Paare wie uns gab", sagt das offen schwul lebende Paar. Die Fotografien finden sie auf Flohmärkten, in Nachlässen und alten Archiven.
Für die Betrachter ist die Zuneigung der Paare nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Küssende Männer sind selten. Schließlich galt es, den schmalen Grat zwischen dem, was gerade noch erlaubt und was verboten ist, nicht zu verlassen. Es musste immer einen vertrauenswürdigen Menschen geben, der das Foto macht. Womöglich einen anderen, der es entwickelt. Selfies gab es damals noch nicht. Deshalb kommt die Zuneigung auf den meisten Abbildungen nur in kleinen Gesten zum Vorschein: eine Berührung, die Körpersprache oder ein Blick.
Trotzdem wird bei vielen Fotos schnell klar, dass es sich um Liebespaare handelt. Was aus den Männern geworden ist, wissen die Sammler Nini und Treadwell in den meisten Fällen selbst nicht. Und dennoch erzählen alle Abbildungen eine Geschichte: Am Ende siegt die Liebe. Ein anmutiges, sensationelles und berührendes Buch. Und vielleicht das Schönste des Jahres.
"Loving" ist im Elisabeth Sandmann Verlag erschienen und kostet im Buchhandel 49 Euro