Die zündende Idee des "Zigarettenromans" kam den Münchner Blumenbar-Verlegern Wolfgang Farkas und Lars Birken-Bertsch im vergangenen Jahr. "Es musste was sein, was das übliche Format sprengt", erinnert sich Farkas. Das könnte auch die Devise sein für den kleinen, unkonventionellen Verlag, der aus einem privaten Wohnzimmerclub in der Blumenstraße 3 hervorging und im Oktober sein viertes Programm vorlegt.
Für das Projekt "Zigarettenroman" fand Farkas bereits namhafte Autoren wie Joseph von Westfalen, Helmut Krausser und Wladimir Kaminer. Als Farkas zufällig Doris Dörrie in einer Münchner Bar sitzen sah, sprach er sie an, und sie sagte spontan zu, eine Geschichte von zirka 2500 Zeichen zu liefern. Mittlerweile sind mehr als 15.000 "Zigarettenromane" verkauft. Im Mai lobte der ambitionierte, 2002 gegründete literarische Kleinstverlag einen Wettbewerb zu einem freien Thema aus, für den an die 700 Einsendungen eingingen. Die öffentlich ausgewählten fünf besten Beiträge werden demnächst als "Zigarettenroman" erscheinen.
Aus einem Club wurde das Verlagsprogramm
"Die Münchner Nähe zu den Leuten ist eine ganz wichtige Basis", erklärt Farkas. Er spricht von "einer Art Verwurzelung", denn ohne Publikum hätte aus dem Club in der Blumenstraße niemals ein erfolgreiches Buchprogramm entstehen können, in dem, so Farkas, "Literatur zur Zeit" publiziert wird. Was 1997 als Club begann, der in Privaträumen unregelmäßig zum improvisierten Literatursalon einlud, entwickelte sich 2002 zum ersten Verlagsprogramm, weil Birken-Bertsch und Farkas auf den Veranstaltungen viele schreibende Menschen kennenlernten. Wie den Münchner FX Karl, mit dessen Titel "Memomat" sie starteten.
Unternehmen ohne Businessplan
"Der Blumenbar Verlag steht für Bücher und Veranstaltungen", sagt Farkas. "Es ist ein Pool für Ideenaustausch. Wir machen vielfältig Gemeinschaftliches." Finanziert wurde die ehrgeizige Idee von den beiden Machern selbst sowie denjenigen Clubmitgliedern, die für eine einmalige Zahlung von 50 Euro einen Blumenbar-Schlüsselanhänger erwarben. Der garantiert ihnen ermäßigten Eintritt zu den Veranstaltungen. "Wenn wir mit unternehmerischem Blick an die Blumenbar rangegangen wären, dann gäbe es sie nicht" meint Farkas. "Wir hatten keinen Businessplan, wir hatten nichts."
"Das Abwarten ist vorbei"
Die ersten Buchexemplare brachten die 36 Jahre alten Verleger noch selbst bei den Buchhändlern im Großraum München vorbei, bis Vertreter und mittlerweile eine Auslieferung gefunden wurden. "Es gehörte und gehört immer noch eine gewisse Verrücktheit dazu, das zu machen", sagt der gelernte Buchhändler und Verlagsfachwirt Birken-Bertsch. "Das Abwarten ist vorbei", meinen die beiden Programmmacher und sprechen damit von dem Ziel, die ökonomische Zukunft des Verlags zu sichern. "Es muss strenger unternehmerisch gedacht werden, ohne das Spielerische und die Lust an der Freude zu verlieren. Im Moment lebt der Verlag davon, dass ungezählte Stunden unbezahlter Arbeit drinstecken", meint Farkas.
"Der starke Druck ist schon ganz klar da. Deshalb ist es nötig, auch Investoren zu finden." Die Verleger wollen expandieren und ein kleines Büro in Berlin einrichten. Im Herbstprogramm des Frankfurter S. Fischer sowie des Münchner Heyne Verlags erscheinen zwei Bücher des Blumenbar Verlags als Lizenz im Taschenbuch. Für 2005 haben sich die Münchner Kammerspiele das Uraufführungsrecht von "The Cocka Hola Company" des norwegischen Autors Matias Faldbakken gesichert. Über eine Verfilmung dieses Titels wird verhandelt.