Buchmesse Russische Autoren zu Gast in Frankfurt

Mit 150 Schriftstellern präsentiert sich die neue russische Literatur auf der Buchmesse in Frankfurt. Hier Kurzporträts der wichtigsten Autoren.

Mit 150 Schriftstellern präsentiert sich die neue russische Literatur auf der Buchmesse in Frankfurt. Darunter sind folgende Autoren:

Boris Akunin:

Dieses Pseudonym wählte der 1956 geborene Moskauer Autor Grigori Tschchartischwili für seine literarisch und kommerziell sehr erfolgreichen historischen Kriminalromane. Im Stil populärer Detektivgeschichten des 19. Jahrhunderts schickt Akunin den klugen Ermittler Erast Fandorin und die gewitzte Nonne Pelagia auf Verbrecherjagd (Aufbau, Goldmann). Auch sein Werk "Außerschulische Lektüre" spielt mit Versatzstücken der Massenliteratur.

Andrej Bitow:

Der 1937 geborene Prosaschriftsteller ist seit 1989 Präsident des russischen PEN-Clubs. Als Bitows wichtigstes Werk gilt der mehrfach preisgekrönte Roman "Das Puschkin-Haus". In Deutschland erschienen zuletzt seine bereits zu Sowjetzeiten geschriebenen Reiseberichte "Armenische Lektionen" und "Georgisches Album" (Suhrkamp). Darin führt das Erleben der fremdartigen kaukasischen Kulturen Bitow zu tieferem Verständnis seiner Heimat Russland.

Jewgeni Jewtuschenko: Als "berühmtesten lebenden Dichter der Welt" hat die "New York Times" den 1933 geborenen Poeten einmal bezeichnet. Über Jahrzehnte hat der Freigeist Jewtuschenko immer wieder Breschen in die Mauer der sowjetischen Kulturpolitik geschlagen. Bei seinen seltenen Lesungen in Moskau wird er immer noch umjubelt, wenn er in einem unverwechselbaren Sprechgesang seine Gedichte vorträgt.

Andrej Kurkow:

Der 1961 geborene Schriftsteller schreibt auf Russisch in einem Land, das sich Russland immer mehr entfremdet - in der Ukraine. Doch für Kurkow ist die ukrainische Hauptstadt Kiew zugleich Heimat und Schauplatz seiner witzigen Kriminal- und Abenteuerromane. In seinem erfolgreichstem Buch "Picknick auf dem Eis" (Diogenes) schuf Kurkow die wunderbare Figur des traurigen Königspinguins Mischa, der in Kiew Mafia-Begräbnisse besucht.

Alexandra Marinina:

Die Juristin und Ex-Kriminalpolizistin, geboren 1957, leitete in Russland die Welle der Detektivromane ein. 1998 gab sie ihre Arbeit bei der Polizei auf, um nur noch zu schreiben. Ihre Romanheldin, die scharfsinnige Kriminalistin Anastassija Kamenskaja, geht mittlerweile auch im russischen Fernsehen auf Gangsterjagd. Der Erfolg von Marinina verhalf in Russland vielen weiblichen Krimiautorinnen zum Markterfolg.

Wladimir Sorokin:

Mit seinen Romanen voll grotesk-grausamer, aber ästhetisch ausgeklügelter Bilder hat sich Sorokin den Status eines Klassikers der modernen russischen Literatur erschrieben. Der 1955 geborene Moskauer Autor reflektiert in Büchern wie «Himmelblauer Speck» oder «Ljod. Das Eis» (Berlin Verlag) die Schockwellen, die von dem totalitären Erbe der Sowjetunion ausgehen. Eine Kreml-treue Jugendorganisation zeigte Sorokin 2002 wegen angeblicher Pornografie an, doch die Gerichte stellten sich auf Seiten der künstlerischen Freiheit.

Ilja Stogoff:

"Machos weinen nicht" verkündet Stogoff im Titel seines ersten auf Deutsch erschienen Romans (Droemer). Von Aussehen und Sprache her macht der 1972 geborene Schriftsteller aus St. Petersburg ganz auf harter Mann, auf Untergrund. Die neue russische Jugend ohne Orientierung ist sein Thema. Doch ein abgebrochenes Theologiestudium als eine von vielen biografischen Stationen Stogoffs legt nahe, dass unter der rauen Schale ein empfindsamer Kern steckt.

Ljudmila Ulitzkaja:

Kaum eine andere russische Autorin erforscht so genau, liebevoll und ironisch das komplizierte Verhältnis zwischen Männern und Frauen wie Ulitzkaja. Davon zeugt auch ihre neue Sammlung von Erzählungen "Die Lügen der Frauen" (Hanser). Bekannt wurde die 1943 geborene Autorin, von Haus aus eigentlich Biologin, mit der Erzählung "Sonetschka". Mittlerweile sind Ulitzkajas Werke in 17 Sprachen übersetzt worden.

DPA