Er kannte sie alle, könnte man meinen, wenn man betrachtet, wen Helmut Newton alles vor der Linse hatte. Dass das Mega-Buch "SUMO", das der Kölner Verlag Taschen 1999 mit ihm zusammen konzipiert hat, derart eingeschlagen ist, lag wohl auch an der groß angelegten Produktion: 464 Seiten, knapp 35 Kilo, ein eigener Leseständer von Philippe Starck. Das Exemplar Nummer eins – handsigniert von mehr 100 der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten – brachte auf einer Charity-Auktion 620.000 DM und brach damit den Rekord für das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts. Im Vergleich dazu ist der zu Newtons 100. Geburtstag und dem 40. Geburtstag des Verlages erschienene Band "BABY SUMO" ein Schnäppchen: wie die Mutter auf 10.000 Exemplare limitiert, aber für "nur" 1000 Euro zu haben.

Wer bei dem Preis ausgestiegen ist, kann in der Fotostrecke oben kostenlos einen Blick auf ausgewählte Motive werfen, deren Rechte der Verlag bei Newtons Frau June erworbenen hat. Ab den 1970er Jahren war Newton einer der begehrtesten und teuersten Mode-, Werbe-, Porträt- und Aktfotografen der Welt, die "Vogue" hat ihn gern für ihre Ausgaben in Italien, Frankreich und den USA verpflichtet. Und Newtons Fotografie zieht uns noch immer in ihren Bann – oft mehr als Bilder in Zeiten von Digitalfotografie und Photoshop.
Think big!
Verlagsgründer Benedikt Taschen scheint ein impulsgetriebener Mensch zu sein. Er entschied (zumindest damals) ob, was und wie groß publiziert wird. Das imposante Werk über die Arbeit seines Freundes Helmut Newton lag ihm am Herzen. Parallel aber war er zur Zeit der Konzeption und Entstehung in Japan und ein großer Fan der Kämpfe von Sumo-Ringern. Kurzerhand bekam das Projekt Newton den Arbeitstitel "Sumo". Der Fotograf übernahm ihn und der ganze Verlag nannte das geplante Riesenbuchding dann auch so. Und wie es Eltern manchmal passiert, schleichen sich diese Spitznamen in die Herzen und werden zum tatsächlichen Namen eines Kindes. Wer bei "SUMO" Ringkämpfe erwartet, liegt also völlig falsch.
Ein Schlusswort, das Helmut-Newton-Fans, die nicht mal eben 1000 Euro aus der Portokasse berappen können, erfreuen dürfte: Der Verlag hat wegen seines eigenen Jubiläums 2020 auch eine Mini-Ausgabe "40 Jahre Taschen" seiner Lieblingsbücher herausgebracht. Helmut Newtons Arbeiten gehören dazu. Die "Helmut Newton. SUMO. 20th Anniversary Edition" kostet 100 Euro.