Etwas verwunderlich ist es schon, dass trotz der zunehmenden Digitalisierung immer noch so viele Menschen "echte" Lektüre kaufen. Andererseits ist es auch ein gutes Zeichen, dass immer noch so viele Leser ein gutes Buch zu schätzen wissen. Aus diesem Grund finden Sie die stern-Besteller der Printausgaben, die jeden Donnerstag veröffentlicht werden, ab sofort auch online. Hier sind die Belletristik- und Sachbuch-Bestseller aus dem Mai 2023.
"Du dachtest, du kennst die Welt …" von Wissensbert (Autor)
"Polizei und ich haben einfach nicht so gut zusammengepasst – ich habe einen eigenen Kopf", sagt Robert Döring über seinen beruflichen Neustart nach mehreren Jahren als Polizist. Inzwischen ist der 27-Jährige aus einer Kleinstadt südlich von Heidelberg zu einem der digitalen Lieblingslehrer aufgestiegen. Über Youtube und Tiktok unterhält er als "Wissensbert" täglich bis zu eine Million Nutzer mit Erklär-videos aus Wissenschaft und Technik oder, wie er es nennt: "Science Facts mit Mindblow-Garantie". Dabei spricht er so hektisch, als hätte er drei Dosen Energydrink intus. Der Vorzug seines ersten Buchs: Man kann sein Mind nun deutlich langsamer blowen lassen. Hier gibt es das Buch.
"Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre
Pastorenkinder, ach Gottchen! Friedrich Nietzsche war so einer, Carl Gustav Jung ebenfalls (massiv närrisch). Alice Cooper und Vincent van Gogh (voll überspannt). Angela Merkel (CDU) und Gudrun Ensslin (RAF). Horst Wessel (SA) und Super-Nanny Katharina Saalfrank (RTL). Last but not least unser Pop-Literat hier, 1975 als Sohn eines Pastors in Bremen geboren. "Als Pfarrerskind wird man entweder Terrorist oder Kanzlerin", hat er mal über seinen Werdegang gesagt. "Schriftsteller liegt vermutlich irgendwo dazwischen." Wer noch mehr über diesen Klub der Unglückseligen wissen will, dem empfehlen wir Christine Eichels Buch "Das deutsche Pfarrhaus – Hort des Geistes und der Macht". Demnächst werden wir uns hier Lehrerkinder vornehmen. Wird noch krasser, versprochen. Hier gibt es das Buch.
"Der letzte Sessellift" von John Irving
Der 81-jährige Irving hat, wie er sagt, jeden seiner 15 Romane nach der gleichen Masche verfasst: "Den letzten Satz schreibe ich immer zuerst." Wir werten das als einen plumpen Versuch, in die Top 10 der allerletzten Sinnsprüche aufzusteigen. Dort tummeln sich ein paar Hochkaräter: "Das letzte Hemd hat keine Taschen" (Hans Albers). "Die ersten Menschen waren nicht die letzten Affen" (Erich Kästner). "Der letzte Knopf springt immer auf" (Unbekannt). "Lieb mich ein letztes Mal" (Roland Kaiser). "Das letzte Wort habe ich" (Träum weiter, Kollege!). Unsere Nummer eins kommt vom Erfinder der Quizshow, von Hans-Joachim Kulenkampff: "Frauen müssen das letzte Wort behalten – aber leider nicht für sich." Wir schwören: Es ist nicht das letzte Mal, dass wir hier so einen Blödsinn verzapfen. Hier gibt es das Buch.
"Waldwissen" von Peter Wohlleben, Pierre Ibisch
Wenn man als Mensch schon allzu oft daran scheitert, sich selbst und Exemplare der eigenen Gattung zu verstehen, kann man immer noch Trost in der Natur suchen. Und siehe da, schon schenken uns Baumexperte Peter Wohlleben und sein Kollege, der Biologe Pierre L. Ibisch, einen Blätterwald zum Schmökern. Knarzendes Unterholz, rauschende Bäume, würzige Luft: Da bekommt man schon in der Einleitung Lust auf ein ausgiebiges Forstbad. Die beiden erklären uns die Geheimnisse des Waldes, ersparen uns aber auch nicht knallharte Fakten: Der Klimawandel, klar, bedroht auch Buche und Co. Was also tun? Erst mal rausgehen. Und tief einatmen. Hier gibt es das Buch.
"Atlas – Die Geschichte von Pa Salt" von Lucinda Riley, Harry Whittaker
Anders als die treuen Leser der "Sieben-Schwestern"-Saga sind wir ein bisschen misstrauisch und fragen uns, unter welchen Umständen nun Band 8 erschienen ist. Vor ihrem Tod 2021 habe die Nordirin Riley den ausdrücklichen Wunsch geäußert, ihr ältester Sohn Harry möge die Serie zu Ende schreiben. Sagt ihre Familie. "Mum hat die Geheimnisse der Serie an mich weitergegeben, und ich werde mein Versprechen an sie halten, sie mit ihren treuen Lesern zu teilen." Sagt ihr Sohn. Ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist, werden wir vielleicht im Himmel dort oben erfahren. Auf Erden hier unten aber haben wir Verständnis dafür, dass man jemanden, der weltweit 40 Millionen Bücher verkauft hat, nicht einfach davongehen lassen will. Wann kommt Band 9? Hier gibt es das Buch.
"Wir verlieren unsere Kinder!" von Silke Müller
Einmal mussten die Hausmeister in der Schule, an der Silke Müller unterrichtet, Toilettenpapier von den Wänden kratzen. Schüler hatten das Papier erst nass gemacht und dann an die Wand geworfen, vorher hatten sie das im Internet gesehen. Eine klebrige Sache – und für Silke Müller eine von vielen Anekdoten aus ihrem Kampf gegen das, was sich oftmals in den Klassenchats abspielt. Denn dort, schreibt die Lehrerin, kursieren nicht nur unzählige Anleitungen für mehr oder minder lustige Streiche, sondern Darstellungen von Gewalt, Missbrauch und Rassismus. Die Kinder würden damit allein-gelassen, beklagt Müller in ihrem Buch und fordert Eltern auf, hinzugucken und sich nicht wegzuducken. Hier gibt es das Buch.
"Liebe oder Eierlikör – Fast eine Romanze" von Dora Heldt
Als die Zeiten noch rosig waren und die Menschen vor Optimismus sprudelten, rieten Kalender und Postkarten: "Wenn das Leben dir Zitronen gibt, frag nach Salz und Tequila." (Obwohl da schon unklar war, wer einem wann eine Zitrone schenken sollte, aber gut.) Heutzutage gilt es, ein wenig mehr Bescheidenheit an den Tag zu legen. Sich also volltrunken in Amore stürzen? Vorsicht! Deshalb stellt Dora Heldt schon im Titel ihre Protagonistinnen vor die Wahl: "Liebe oder Eierlikör". Und ob Sie es glauben oder nicht, soll das der Name einer Dating-App sein, auf der sich die von Frühlingsgefühlen berauschten Rentner und Rentnerinnen eines Dorfes tummeln. Wenn man das so liest, ahnt man, dass eine Flasche Eierlikör kaum reichen wird, die Lektüre durchzustehen. Hier gibt es das Buch.
"Diesseits der Mauer" von Katja Hoyer
In Deutschland, hat Katja Hoyer jüngst gesagt, hätte sie ihr Werk über die Geschichte der DDR wohl so nicht veröffentlichen können. Das klingt nach Cancel Culture, meint aber lediglich, dass man in Großbritannien, wo die 1985 im brandenburgischen Guben geborene Hoyer lehrt und forscht, einen anderen, vielleicht weniger belasteten Blick auf die deutsche Vergangen-heit pflegt. Tatsächlich tobt um das Buch der Historikerin in ihrer Heimat nun eine Debatte. Ihre Kritiker werfen ihr eine Verharmlosung der Verhältnisse in der DDR vor, Hoyer selbst sagt, ihr Buch unterteile nicht in Schwarz und Weiß. Wer hat recht? Lesen Sie am besten selbst rein. Hier gibt es das Buch.
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