Ephraim Kishon ist tot - der beißende Humor des in Ungarn geborenen jüdischen Schriftstellers aber lebt in seinem Werk weiter. Der vor allem im deutschsprachigen Raum überaus erfolgreiche Satiriker starb am Samstag in seinem Haus in der Schweizer Ortschaft Appenzell. Kishon wurde 80 Jahre alt.
"Ephraim Kishon war zweifellos einer der bedeutendsten Künstler der israelischen Kultur", sagte Staatspräsident Mosche Katzav am Sonntag im israelischen Rundfunk. Keiner habe so wie er den Prozess der Eingliederung von Einwanderern in die israelische Gesellschaft zum Ausdruck bringen können. Trotz seiner europäischen Herkunft zeichnete Kishon in seinen Romanen und Erzählungen in kongenialer Präzision die Charaktere und Gedankenwelt der jüdischen Einwanderer aus Nordafrika nach.
Zu Israel aber habe Kishon immer ein ambivalentes Verhältnis gehabt, sagte am Sonntag sein Sohn Rafi. So habe er die Gründung des jüdischen Staates zwar als größtes Wunder des 20. Jahrhunderts betrachtet. Von den Intellektuellen und Kritikern in Israel habe er sich aber oft ungerecht behandelt gefühlt. Gleichwohl habe sein Vater weiter auf hebräisch geschrieben und Israel von der Schweiz aus immer wieder besucht. Die Erfolge in Deutschland freuten Kishon besonders. Er sagte, es sei ein besonderes Gefühl, dass die Kinder seiner Henker jetzt seine Bewunderer seien, sagte Rafi Kishon.
Von den Nazis verschleppt
Kishon wurde am 23. August 1924 unter dem Namen Ferenc Hoffmann in Budapest geboren und von den Nazis nach Polen deportiert. In einem Konzentrationslager stellte ihn ein Wachmann mit anderen Juden in eine Reihe auf und erschoss zehn Häftlinge - Kishon aber überging er. "Sie machten einen Fehler, sie ließen einen Satiriker am Leben", schrieb Kishon später. Im letzten Kriegsjahr 1945 gelang ihm auf dem Weg ins Vernichtungslager Sobibor die Flucht. 1949 siedelte er von Ungarn nach Israel über, wo er seinen neuen Namen annahm.
Bücher weltweit erfolgreich
Nachdem Kishon in Budapest Kunstgeschichte und Bildhauerei studiert hatte, schrieb er in Israel zunächst satirische Glossen für die Tageszeitung "Maariv". Mit Beginn der 60er Jahre gab er eine Vielzahl von Satiren und Erzählbänden heraus. Am bekanntesten wurden "Drehn Sie sich um, Frau Lot" (1962), "Arche Noah, Touristenklasse" (1963) und "Wie unfair, David"(1967). Sein Werk von mehr als 50 Büchern wurde in mehr als 34 Sprachen übersetzt. In Deutschland erreichten seine Bücher eine Millionenauflage. Außerdem schrieb er Drehbücher für Filme wie "Salah Schabati"
In Deutschland erhielt Kishon 1978 den Orden wider den tierischen Ernst und 1984 den Karl-Valentin-Orden. 2003 bekam er für sein Lebenswerk die höchste Auszeichnung des israelischen Staates, den Israel-Preis.
Kishon hinterlässt seine dritte Frau Lisa und drei erwachsene Kinder. Die Beisetzung findet in Israel statt.