Quercus robur – ein etwas merkwürdiger Name für einen Filmstar. Tatsächlich steht eine imposante Stieleiche im Zentrum dieser Dokumentation. Über 200 Jahre alt und ausgestattet mit einer üppigen Krone, steht sie am Waldrand und blickt auf einen kleinen See. Die Eiche gilt, auch wegen ihrer Eignung für rustikale Schrankwände, als Lieblingsbaum der Deutschen. Doch das Musterexemplar in "Die Eiche – Mein Zuhause" ist französisch, so wie die Macher im Hintergrund.
Die Regisseure Laurent Charbonnier und Michel Seydoux sind schon länger Experten für Natur mit Gefühl. Der eine hat bereits die Kamera geführt für Klassiker wie "Nomaden der Lüfte", der andere Komödien produziert wie "Birnenkuchen mit Lavendel". Ihr aktuelles Werk hat nicht mehr viel gemein mit altmodischen Beiträgen von Sielmann oder Grzimek. Mehr als ein Jahr lang haben sie ihren Baum durch die Jahreszeiten begleitet, am Ende wurde dem munteren Treiben von Eichhörnchen, Eichelhähern und Waldmäusen sowie zwei Action-Einlagen mit Habicht und Natter mit Spezialeffekten und Tiertrainern nachgeholfen.
Bestaunen und bewundern lässt sich das Bio-Spektakel dennoch ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht die Eiche, die stoisch wie ein borkiger Robert De Niro jedem Wetter trotzt. Der heimliche Held aber heißt Eichelbohrer, ein Insekt aus der Familie der Rüsselkäfer. Während er sich huckepack fortpflanzt, die einzige Sexszene im Film, singt im Hintergrund Dean Martin. Später entkommt er mehrmals knapp einem Frosch, einer Spinne und einem Wildschwein. Beim Löcherbohren in Eicheln sieht er aus wie ein Seelensauger bei "Harry Potter". Sein lateinischer Name: Curculio glandium. Klingt wie ein Gladiator.