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Filmtourismus "House of the Dragon": Warum sich einige Drehorte vor den Touristenmassen fürchten

Viele Fans wollen die Drehorte ihrer Lieblingsformate am liebsten einmal live besuchen. Für die Regionen ist dieser Filmtourismus Fluch und Segen zugleich. 

"House of the Dragon" ist gerade dabei, ähnlich beliebt wie die Hauptserie "Game of Thrones" zu werden. Da ist es nur wenig verwunderlich, dass in vielen Fans der Wunsch entsteht, sich die Drehorte einmal in echt anzusehen. 

Für die Regionen bedeutet das jedoch nicht nur Gutes. Teils entlegene Orte werden plötzlich von Touristenmassen überrollt, wie "Game of Thrones" gezeigt hat. 2011 startete die erste Staffel und in den darauffolgenden Jahren wurden einige bis dahin unbekannte Orte zu Touristenmagneten. Laut der englischen Zeitung "The Guardian" stiegen in Island die Besucherzahlen von etwa 500 000 auf mehr als 2,5 Millionen, das kroatische Dubrovnik (in der Serie bekannt als King's Landing) konnte seine Besucherzahlen mehr als verdoppeln, und auch Nordirland soll mehr als 250 Millionen Pfund zusätzliche Einnahmen durch Tourismus erzielt haben.

Einen ähnlichen Anstieg an Besuchern fürchten nun auch Orte wie Holywell Bay in Cornwall und das abgelegene Bergdorf Monsanto in Portugal. Sie spielen eine zentrale Rolle in "House of the Dragon". Cornwall ist durch andere Formate bereits auf Touristen vorbereitet. In Deutschland erlangte die Region große Bekanntheit durch die Filmreihe "Rosamunde Pilcher", die sonntagabends im ZDF zu sehen ist. Aber auch James Bond wurde dort gedreht. 

"House of the Dragon": Was der Filmtourismus für die Regionen bedeutet

Doch laut "The Guardian" sind auch dort die Beschäftigten im Tourismussektor besorgt über den Zustrom von Besuchern. Denn die Region hat bereits mit dem wachsenden Urlaubsmarkt zu kämpfen. Mike Bevens, Geschäftsführer des Unterkunftsanbieters Sawday's, sagte der Zeitung: "Der ständige Wunsch nach unersättlichem Wachstum seitens einiger Reiseveranstalter ist unhaltbar." Die Branche könne nicht weiter die lokale Infrastruktur, die Gemeinden und die Umwelt ausnutzen, ohne die längerfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen.

Noch anders sieht es da in Monsanto aus, wie die portugiesische Seite "RTP" berichtet. Bereits während der Dreharbeiten waren plötzlich 700 neue Einwohner auf Zeit in dem kleinen Bergdorf. Kommen nun in kurzer Zeit viele Touristen, könnte die Region nahezu überrannt werden.

Ähnlich erging es vor einigen Jahren der kroatischen Stadt Dubrovnik. Die Häuser mit den roten Dächern sind vielen allerdings besser bekannt als Königsmund aus "Game of Thrones". Die Stadt hat sich danach zu großen Teilen auf die Vermarktung der Serie konzentriert. Das ursprüngliche Dubrovnik wurde in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen gab es plötzlich mehrere Shops mit "Game of Thrones"-Merchandise. Von kleinen Sammelfiguren bis hin zu Brettspielen, T-Shirts und Tassen war dort zu finden.

"House of the Dragon": Schauspielerin Milly Alcock

"GoT"-Stadtführungen wurden angeboten, ein Restaurant hat sich auf das Kochen von "Game of Thrones"-Menüs spezialisiert. Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten wurden geschaffen. Aber die Touristen ließen immer mehr Müll in den Straßen zurück. Leere Bierflaschen und Verpackungen lagen herum. Und auf die eigentlichen Drehorte konnte man trotzdem kaum einen Blick erhaschen, weil die Straßen so voller Menschen waren. "GoT"-Guide Ivana Radić erzählte im Interview mit "Noizz" von tausenden Touristen, die von Kreuzfahrtschiffen aus tagsüber in die Altstadt gespült wurden, an manchen Tagen in der Woche seien es fünf Schiffe pro Tag gewesen, einmal sogar zwölf. Die lokalen Bewohner seien hingegen aus der Altstadt gedrängt worden.

Monsanto und Cornwall befürchten nun, dass ihnen ähnliches passieren und ihr einstiger Zauber verloren gehen könnte.

Quellen: "Deadline", "Falstaff Travel", "The Guardian", "Noizz", "RTP"

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