"Sex and the City" Das Glück im Mittelalter

Gibt es eine Hochzeit? Und einen Todesfall? Wie geht es weiter mit den vier Freundinnen Carrie, Charlotte, Miranda und Samantha? Endlich kommt "Sex and the City" ins Kino - aber hat sich der ganze Rummel um den Film gelohnt? Ist er das, worauf die Welt gewartet hat?

In seiner Kulisse, in New York, ist der Film derzeit allgegenwärtig. Manhattan ist zugekleistert mit "Sex and the City"-Plakaten, die Zeitungen sind voll mit "Sex and the City"-Anzeigen, und kaum schaltet man den Fernseher ein, sitzt eine der vier Hauptdarstellerinnen schon da: Man sieht sie in den Morning-Shows und nachmittags bei Oprah Winfrey, man sieht sie abends in der Late Show bei David Letterman. Und egal, ob Sarah Jessica Parker bei ihm zu Gast ist oder Kristin Davis, stets sagt David Letterman: "Ich habe den Film schon gesehen, ich weiß, wer stirbt!", und dann, haha, lacht er sich kaputt.

Jemand stirbt, so lautete ja das letzte, irrsinnig heiße Gerücht; es geisterte durchs Internet wie so viele Gerüchte, die es in den vergangenen Monaten um den Film gab. Dessen Inhalt wurde schön geheim gehalten, das steigerte die Spannung, aber so langsam wirkt es ein bisschen albern, wenn Sarah Jessica Parker oder Kristin Davis bei Mr. Letterman herumdrucksen: Aber David, hihi, wir wollen doch nichts verraten! In dieser Woche läuft "Sex and the City" endlich im Kino an, und jetzt kann man es ruhig sagen: Der Film dauert 142 Minuten, und in diesen 142 Minuten stirbt kein Mensch. Aber eine Beziehung.

Mr. Big legt Carrie den Immobilien-Himmel zu Füßen

"Sex and the City" war eine der erfolgreichsten TV-Serien des vergangenen Jahrzehnts. Darin vögelten sich vier Freundinnen durch New York, die eine mehr, die andere weniger romantisch veranlagt. Als die Serie vor vier Jahren zu Ende ging, hatte jede der vier ihren Mr. Right gefunden. Im Film nun sind die Freundinnen Carrie, Charlotte, Miranda und Samantha vier Jahre älter und erwachsener. Und die Frage ist: Hält das Glück im Mittelalter? Carrie (Sarah Jessica Parker) hat ihre Zeitungskolumne "Sex and the City" aufgegeben, sie ist jetzt Buchautorin und schreibt für die "Vogue". Sie ist noch immer mit Mr. Big (Chris Noth) zusammen, der ihr ja nach sechs Staffeln On-and-off-Beziehung endlich seine Liebe gestand: "Carrie, you're the one." Mr. Big, der einstmals Unerreichbare, hat nun einen Namen, John James Preston nämlich, und dieser Mr. Preston ist so was von glücklich mit seiner Carrie, dass er ihr den Immobilien-Himmel zu Füßen legt: Er kauft ein traumhaftes Penthouse am Central Park, und als Carrie dieses besichtigt, ist sie entzückt. Bis sie den Schuhschrank sieht: zu klein für all ihre Manolo Blahniks. "Ich baue dir einen größeren, Baby", sagt John, "willkommen zuhause!"

New Yorks letzter Single heiratet

Carrie kündigt ihre Junggesellinnen-Wohnung, bald packt sie Umzugskisten, und als sie eines Abends mit John zusammen sitzt, macht er ihr einen Antrag. Ganz beiläufig, lass uns heiraten, Baby, lass uns morgen zum Standesamt gehen, nur du und ich. Aber nur du und ich, das ist nichts für Carrie. Sie bucht für ihre Hochzeit die State Library am Bryant Park, sie lädt 200 Gäste dazu ein, und dann lässt sie sich für die "Vogue" hübsch in Brautkleidern fotografieren. Doch das alles ist nichts für John. Als Carrie zur Trauung schreitet, sitzt er draußen in seiner Limousine und ruft sie an, um ihr zu sagen: Ich kann nicht, so nicht. Dann fliegt ihm der Brautstrauß um die Ohren. Und Carrie ist wieder Single. In die gebuchten Flitterwochen nach Mexiko fliegt sie trotzdem - mit ihren drei Freundinnen.

Mit Miranda (Cynthia Nixon), die noch immer mit ihrem Ehemann Steve (David Eigenberg) und dem gemeinsamen Sohn Brady in Brooklyn lebt. Die ihr Familienleben und ihr Anwältinnen-Dasein unter einen Hut bringt, in dem sie beim Essen mit Steve und Brady ihren BlackBerry checkt, es könnte ja noch etwas Wichtiges aus der Kanzlei darauf eingegangen sein. Seit sechs Monaten hat sie nicht mehr mit Steve geschlafen, keine Zeit, keine Lust, und als sie nun doch einmal Sex mit ihm hat, liegt sie da und sagt: "Bringen wir es hinter uns." Daraufhin betrügt er sie, und dann verlässt sie ihn und zieht mit Brady zurück nach Manhattan. Vorerst. Aber dann machen Steve und Miranda eine Paar-Therapie.

"Ich liebe dich, aber ich liebe mich mehr"

Etwas, das Charlotte (Kristin Davis) und ihr Gatte Harry (Evan Handler) nicht nötig haben: Die beiden wünschten sich ja ein Kind, und weil es auf natürlichem Wege nicht dazu kam, haben sie ein kleines Mädchen aus China adoptiert. Charlotte hat nun das, wonach sie sich stets sehnte, eine Familie nämlich, und dann geschieht auch noch ein Wunder: Sie wird schwanger und bekommt ein Baby: Ihre Wehen setzen ausgerechnet dann ein, als sie zufällig Mr. Big auf der Straße begegnet, den Carrie seit der missglückten Hochzeit ignoriert.

Und Samantha (Kim Cattrall), einst die Königin des gepflegten One-Night-Stands? Sie ist nun in Los Angeles zuhause, mit jenem Schauspieler, den sie berühmt gemacht hat: Smith Jerrod (Jason Lewis), etwa ein halbes Jahrhundert jünger als sie, blieb rührend an ihrer Seite, als sie in den letzten Fernsehfolgen an Krebs erkrankt war. Zum Dank ging sie mit ihm an die Westküste, nach Malibu, aber dort langweilt sie sich nun so sehr, dass sie sich ein Hündchen zulegt. Als ein junger, muskulöser Kerl in der Nachbarschaft einzieht, den sie furchtbar sexy findet und darum pausenlos bespannert, begreift Samantha: Monogamie ist nicht Teil meines Charakters. Es zieht sie eh ständig nach New York, in ihre Stadt, zu ihren Freundinnen, also sagt sie zu Smith: Ich liebe dich, aber ich liebe mich mehr - und geht.

Ich liebe dich, aber ich liebe mich mehr, den Satz hat man schon einmal von Samantha gehört: In der fünften Staffel sagte sie ihn zu ihrem damaligen Liebhaber Richard Wright, einem Hotel-Mogul. Und Miranda schreibt eine Pro- und Contra-Liste, die Steve betrifft, auch das gab es schon: In diesen Szenen erinnert der Film an ein Best of der Serie. Die TV-Folgen waren pointierter und dem Leben etwas näher, selten endeten sie übertrieben glücklich wie eine romantische Hollywood-Komödie. Was nun in der Kinoversion geschieht, ist ziemlich vorhersehbar: Alles läuft auf ein gewaltiges Happy End hinaus, und manchmal wirkt das ein bisschen gewollt. Doch trotz Drehbuch-Schwächen: "Sex and the City"-Fans werden den Film garantiert mögen - er ist wie ein Abend mit guten, alten und noch immer sehr unterhaltsamen Freundinnen, die man lange nicht gesehen hat. Darauf einen Cosmopolitan!

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