"Teletubbies" Millionen Kleinkinder können nicht irren

Die Kindersendung "Teletubbies" feiert fünfjähriges TV-Jubiläum. Trotz anfänglicher Empörung unter Eltern und Experten sind Tinky Winky, Dipsy, Laa Laa und Po die Stars im Kinderzimmer.

Ihre "Eh-ohs" und "Ah-ohs" sorgten für einen Aufschrei bei Medienwissenschaftlern und Kinderpsychologen. Die Befürchtungen: Tinky Winky, Dipsy, Laa Laa und Po verdummen die Babys und Kleinkinder vor den Bildschirmen und sie machen schon Windelträger fernsehsüchtig. Inzwischen ist die Aufregung abgeklungen und die "Teletubbies" gehören zum alltäglichen Kinderprogramm. Sie sehen aus wie kleine Science-Fiction-Figuren, werden von Millionen Kleinkindern geliebt und gehören zu den profitabelsten Erfindungen der neunziger Jahre.

Die Teletubbies hatten dem Fernsehen eine bis dahin unbeachtete Zielgruppe - Babys und Kleinkinder - erschlossen. Die Serie startete bei der britischen BBC, ist inzwischen in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden und wird in rund 120 Ländern gezeigt. Am 29. März 1999 lief die erste Folge beim Kinderkanal von ARD und ZDF (Ki.Ka). Es brach ein Sturm der Entrüstung los. Ärzte warnten vor Verhaltensstörungen und Sprachschwierigkeiten. Einigen Kritikern erschien die Serie unheimlich. Die Tubbies haben schließlich Monitore auf dem Bauch - wie beim Horrorfilm "Poltergeist", hieß es damals in Medienberichten. Dabei sieht die Serie auf den ersten Blick ganz harmlos aus. Manchmal ist minutenlang nur eine grüne Wiese mit hoppelnden Häschen zu sehen.

Exakt auf das Zielpublikum zugeschnitten

Der Kritik setzten die Erfinder entgegen, die Sendung sei exakt auf ihr Zielpublikum zugeschnitten. Der Umgang mit Sprache entspreche dem von Kleinkindern, sagt der Teletubby-Miterfinder und Sprachwissenschaftler Andy Davenport. Der Sprachgebrauch richte sich nach der kleinkindlichen Freude am Sprachspiel, an Kinderreimen und Nonsensgedichten. Nichts wurde dem Zufall überlassen: Jede einzelne Folge wurde am Zielpublikum getestet. Wenn die Kinder das Interesse verloren, wurden die betreffenden Szenen sofort herausgeschnitten.

"Die Teletubbies passten nicht in die Vorstellung, die Erwachsene bis dahin von Kinderprogrammen hatten", sagt Ki.Ka- Programmgeschäftsführer Frank Beckmann. Seiner Anschicht nach war es die erste Sendung, "die jüngere Kinder eher verstanden haben als mancher Experte." Eine Folge hat derzeit laut Ki.Ka im Durchschnitt rund 50 000 Zuschauer. Das entspricht einem Marktanteil von 34,8 Prozent bei den Drei- bis Fünfjährigen.

Wohlfühlfaktor im Vordergrund

Die Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen, Maya Götz, gibt inzwischen weitgehend Entwarnung. Von Verdummung könne nicht die Rede sein. "Kinder nehmen die Phrasen mit, aber sie können auch erklären, dass ’Ah-oh’ Hallo heißen soll", sagt Götz. Viel lernen könnten die Kinder von den Tubbies allerdings nicht. "Kleinkinder lernen durch selbst machen - und Erfahrungen sind über das Fernsehen schwer vermittelbar." Bei der Sendung stehe der Wohlfühlfaktor im Vordergrund. Kinder könnten aber frühzeitig an das Fernsehen gewöhnt werden. "Eltern müssen gleich Regeln aufstellen", rät Götz. "Nach der Sendung den Fernseher wieder aus machen, und eine Folge nicht zum fünften Mal anschauen."

Und Wiederholungen sind wahrscheinlich, denn es existieren 365 Abenteuer aus dem Teletubby-Land - eins für jeden Tag des Jahres. Neue Folgen wird es nicht geben, denn die Teletubby-Erfinder Anne Wood und Andy Davenport beschlossen, dass mit Sendung 365 Schluss sein soll. Sie wollen sich neuen Projekten zuwenden: "Möglicherweise einem Spielfilm - aber nicht mit den Teletubbies."

Allein vier Millionen Bücher und drei Millionen Videos wurden verkauft

Rund um die Serie hat sich eine ganze Produktpalette gebildet. Allein vier Millionen Bücher und drei Millionen Videos wurden verkauft. Anne Wood (66), die zusammen mit ihrer Familie die Ragdoll- Company besitzt, gehört mit einem auf 50 Millionen Pfund (rund 74 Millionen Euro) geschätzten Vermögen zu den reichsten Frauen Großbritanniens. Die Zeitung "The Guardian" fand im vergangenen Jahr allerdings heraus, dass das Geschäft mit Tubbies stark zurückgeht. Der Jahresumsatz der Ragdoll-Company, die unter anderem die Teletubbies produziert, war schon 2002 von 15,4 Millionen Pfund auf 7 Millionen Pfund gesunken.

DPA
Hana Goodhart/Nicolette Otto

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