Es gibt Filme, die können gar nicht schief gehen - und tun es doch. Einer davon ist der amerikanische Streifen »The Majestic«. Mit Jim Carrey in der Hauptrolle wird ein aktueller Star geboten, mit dem alten Martin Landau ein Charakterdarsteller von Rang, und Frank Darabont hat sich als Regisseur schon einen ausgezeichneten Namen gemacht. Auch die in den frühen fünfziger Jahren spielende Geschichte um einen Drehbuchautor mit zeitweiligem Gedächtnisverlust ist durchaus originell.
Trotzdem ist leider nur ein Film entstanden, der bei aller handwerklichen Perfektion, die Könnerschaft aufblitzen lässt, letztlich enttäuscht. Denn der Blick zurück auf die vielleicht beste Epoche der USA gerät zu zuckersüß und idealisierend, um beim Betrachter keinen Überdruss zu erzeugen. Dabei fängt alles viel versprechend an: In der der ersten Szene sehen wir den von Carrey ohne Faxen gespielten Peter Appleton in Großaufnahme bei einer Besprechung, in der seine Drehbuchvorlage zerredet und absurd verändert wird.
In jenen Jahren waren jene, ohne die es keine Filme gäbe, in der Hierarchie der großen Studios der letzte Dreck. Immerhin kann Appleton dann aber doch seinen Namen auf einem Plakat für einen billigen Historienschinken lesen. Mit der Hauptdarstellerin des Machwerks knutscht er während der Vorstellung herum, kurz darauf erfährt er von seiner Ladung vor den berüchtigten Ausschuss für antiamerikanische Umtriebe. 1945 hat der damalige Student an einer linken Versammlung teilgenommen, allerdings nur eines hübschen Mädchens wegen. Appleton betrinkt sich vor Kummer, verunglückt mit dem Auto und verliert das Bewusstsein. Als er aufwacht, wird er in die Kleinstadt Lawson gebracht.
Dort wird offenbar, dass der regelrecht angespülte Fremde sein Gedächtnis verloren hat. Doch der alte Harry Trimble, Besitzer des örtlichen Kinos, glaubt in ihm seinen in der Normandie vermissten Sohn Luke zu erkennen. Schnell macht die Nachricht von dem »Wunder« die Runde im Ort. Lawson hat viele junge Männer im Krieg verloren, umso begeisterter sind nun alle über die späte Rückkehr von Luke. Auch für dessen Jugendliebe Adele, mit deren Rolle die blonde Laurie Holden ein bemerkenswertes Kinodebüt feiert, gibt es Hoffnung auf ein neues Glück. Appleton, der nun als Luke gilt, weiß bei all dem nicht, wie ihm geschieht, richtet sich jedoch in seiner neuen Identität ein.
Mehr Disney-World als Realität
Das fällt ihm umso leichter, ist er doch von lauter wunderbaren, vor Herzlichkeit schier überfließenden Menschen umgeben. Doch genau darin liegt das Problem des Films von Darabont. Der in Frankreich geborene Sohn ungarischer Flüchtlinge hat mit seinen Filmen »Die Verurteilten« (1994) und »The Green Mile« (1999) verdient Erfolg und Ruhm errungen. Diesmal aber malt er fast schon schamlos das Bild einer superheilen Nostalgie-USA und verspielt damit jede Glaubwürdigkeit. So gut es ist, einmal keine Serienmörder, Las Vegas-Kasinos und Manhattan-Schluchten zu sehen: »The Majestic« zeigt ein Land, das mit Disney-World mehr zu tun hat als mit den Realitäten Amerikas vor 50 Jahren.