Warum die Trophäe des Bayerischen Fernsehpreises eigentlich »Blauer Panther« heißt? Moderatorin Susann Atwell wusste Rat: »Nun ja, er gehört halt zu der Gruppe großer Tiere, die sich aus Prinzip die Haare nicht färben lassen.« So richtig witzig fand das Publikum diese Anspielung auf Gerhard Schröders Haupthaardebatte leider nicht - einzig der Gastgeber des Abends, der Schröder-Herausforderer Edmund Stoiber, dürfte sich über den Seitenhieb gegen seinen Kontrahenten gefreut haben.
Versierte Moderatoren in dynamischem Bühnenbild
Die anfängliche Anbiederung an den bayerischen Ministerpräsidenten hätte sich Frau Atwell verkneifen können - ansonsten führte die »Oscar-erfahrene« Frontfrau von Pro Sieben mit ihrem Kollegen Aiman Abdallah gewohnt charmant und professionell durch den Abend.
Ein Abend, an dem eigentlich alles saß. Die von Pro Sieben ausgerichtete und im Anschluss auch übertragene Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises 2002 im Münchner Prinzregententheater bestach durch ein dynamisches Bühnenbild und eine abwechslungsreiche Choreografie.
Ein Hauch von Oscar?
Der Münchner Fernsehsender, der seit einigen Jahren mit Moderatoren wie Susann Atwell bei der Oscarverleihung vor Ort ist, bemühte sich, einen Hauch von Hollywood-Glamour in die bayerische Landeshauptstadt zu bringen. Offenbar gelang das - vom Gros der vorangegangenen Panther-Verleihungen, die jedes Jahr ein anderer Sender ausrichtet, schien sich die bunte Pro-Sieben-Gala jedenfalls erfrischend abzuheben. »In den letzten Jahren war's teilweise sterbenslangweilig«, erinnert sich ein Kenner der Szene mit Grauen zurück. Und dieses Jahr? Von Langeweile keine Spur. Wenngleich die Spannung einer Oscar-Verleihung nicht erreicht werden konnte - die Gewinner hatte schon vor Wochen von ihrem Glück erfahren und saßen daher nicht zitternd, sondern siegesgewiss im Publikum.
Acht Preise für »Die Manns«
Der größte Abräumer war zweifelsohne der semidokumentarische Dreiteiler »Die Manns - ein Jahrhundertroman«. Die Hommage an die wohl bedeutendste deutsche Literatenfamilie des 20. Jahrhunderts, die bereits mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, bekam acht der insgesamt 23 Panther: sechs für den engsten Zirkel der Hauptdarsteller, darunter Veronica Ferres (Nelly Kröger-Mann), Armin Mueller-Stahl (Thomas Mann) und Sebastian Koch (Klaus Mann), und zwei für das kongeniale Duo Heinrich Breloer, der Regie führte, und den Autor Horst Königstein. Die eigentliche Hauptperson, die als Zeitzeugin durch den Fernsehdreiteiler geführt hatte, konnte nur postum geehrt werden: Elisabeth Mann-Borghese war Anfang des Jahres überraschend verstorben.
Ehrenpreis für Loriot
Zu den weiteren Preisträgern gehörten unter anderem: Mariele Millowitsch für ihre Rolle in der RTL-Sitcom »Nikola«, der Nahost-Korrespondent der ARD, Peter M. Dudzik, sowie der Ex-Skispringer Dieter Thoma, der im Januar gemeinsam mit Günther Jauch die Vier-Schanzen-Tournee moderiert hatte. Eine angenehm kurze und launige Dankesrede hielt der Fernsehkommissar Heinz Baumann (»Adelheid und ihre Mörder«): Er dankte der Jury für die »überaus weise Entscheidung« und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Unangefochtener Publikumsliebling war jedoch Vicco von Bülow alias Loriot, der dieses Jahr den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsident erhielt. Nach minutenlangen standing ovations für den 78-jährigen Humoristen beglückte der sein Publikum mit einer Rede, die bissiger und komischer nicht hätte sein können - typisch Loriot eben.
Danach zum »Saufen«
Den Nerv des Publikums traf außerdem Charlotte Roche. Die VIVA-Moderatorin, die für ihre Sendung »Fast Forward« ausgezeichnet wurde, gab sich auf der Bühne gewohnt salopp: »Ich mach's jetzt mal kurz, dann kommen wir alle schneller zum Saufen.« Gesagt, getan - im Anschluss an die Preisverleihung versammelte sich die illustre Gesellschaft zu Schmaus und Trank von Feinkost-Käfer im Festsaal des Prinzregententheaters. Für die Fernsehprominenz allerdings »business as usual«: Der Großteil der Promis hielt es nicht lang aus, ab Mitternacht, als alle Blacky Fuchsbergers und Sissy Perlingers dieser Welt ihre Gesichter in die Foto- und Fernsehkamers gehalten hatten, leerte sich der Saal merklich. Auch Charlotte trat früh den Heimweg an - statt Saufen hatte an diesem Abend ihre Familie Priorität.
Merlind Theile