Die ARD beschreitet im Herbst neue Wege und schlachtet eine Heilige Kuh: Seit Jahrzehnten ist der Sonntagabend dem "Tatort" oder "Polizeiruf 110" vorbehalten. Allenfalls König Fußball darf vereinzelt daran rütteln. Selbst in der Sommerpause bekommen die Zuschauer ihren "Tatort" - dann als Wiederholung.
Doch am 30. September wagt die ARD etwas Ungewöhnliches: Anstelle des Sonntagskrimis laufen ab 20.15 Uhr zwei Folgen der 16-teiligen TV-Serie "Babylon Berlin". Die weiteren jeweils 45 Minuten lange Episoden werden ebenfalls in Doppelfolgen ausgestrahlt. Dann jedoch - mit Rücksicht auf die "Tatort"-Zuschauer - an Donnerstagen. Das Finale läuft am 8. November.
"Babylon Berlin" ist eine Romanverfilmung
Damit setzt die ARD einen unkonventionellen Weg fort, der sich bereits in der Finanzierung dieser international anerkannten Produktion abgezeichnet hatte: Die Verfilmung von Volker Kutschers historischem Kriminalroman "Der nasse Fisch" wurde zusammen mit dem Pay-TV-Kanal Sky umgesetzt. Das hatte es bislang noch nicht gegeben.
Auf Sky wurde die Serie bereits im vergangenen Herbst ausgestrahlt und stieß dort auf große Zuschauerresonanz. Auch bei den Kritikern heimste die Verfilmung viel Lob ein, dazu gewann sie bereits zahlreiche Auszeichnungen. Darunter den Deutschen Fernsehpreis, den Bayerischen Fernsehpreis, die Goldene Kamera sowie den renommierten Grimme-Preis.
Sonntags bleibt "Tatort"-Platz
Die Krimiserie spielt im Berlin der 20er Jahre. Im Mittelpunkt steht der Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der sich aus dem Rheinland in die Hauptstadt hat versetzen lassen, um einen Erpressungsfall aufzuklären. Auf dem Präsidium lernt er die junge Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft. Buch und Regie stammen von Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries.
Als Reaktion auf das veränderte Sehverhalten von Serienguckern stellt die ARD die Folgen jeweils 48 Stunden vor der TV-Ausstrahlung in ihrer Mediathek bereit. Kein Serienjunkie wird also gezwungen, am Sonntag um 20.15 Uhr vor dem Fernseher zu sitzen. Das bleibt auch weiterhin den "Tatort"-Fans vorbehalten.