Wenn Demi Moore sich nicht bewegt, sieht sie aus wie 20. Sie sitzt da wie in einer Versace-Werbung, sich des Lichts und ihrer Haltung zu jeder Sekunde bewusst. Damit erinnert sie sogar ein bisschen an Victoria Beckham. Dabei ist diese Statue, deren Gesicht vor allem um die Augen an den Star aus Filmen wie "Ghost - Nachrichten von Sam" oder "Eine Frage der Ehre" erinnert, eigentlich hier, um über einen neuen Film zu reden. Doch interessiert die meisten nur eins: Wo ist ihr 15 Jahre jüngerer Ehemann Ashton Kutcher?
"Happy Tears", ist ein kleines Sozial-Drama über zwei Schwestern, die sich plötzlich um ihren dement gewordenen Vater kümmern müssen - ohne Ashton Kutcher. Moore spielt eine Umweltaktivistin in Flatterbluse mit Zöpfen. Sie ist die große, verantwortungsbewusste Schwester, Parker Posey die kleine, die reich geheiratet hat und mit dem kaputten Vater wenig anfangen kann. Es ist ein Independent-Film wie es tausende gibt, mit "schrägen" Traumsequenzen, irgendwie zerfasert. Vor allem aber ist es ein Film, in dem man Moore nicht erwartet.
Eine normale Person
Das tat offensichtlich nicht einmal der Regisseur: "Ich mochte die Idee, dass Demi eine normale Person spielt", sagt Mitchell Lichtenstein erstaunlich offen. "Es ist keine Glamour-Rolle. Glücklicherweise war sie bereit dazu." Erstaunliche Offenheit. Das Hollywoodwesen Moore lächelt etwas schief, und ihrem Blick nach zu urteilen, fand sie Lichtenstein, übrigens der Sohn des berühmten Künstlers Roy Lichtenstein, zu offen. Aber das kann man nur mutmaßen. Das Gesicht der 46-Jährigen ist wie glattgebügelt, während sie mit geradem Rücken in einem schwarzen Kleid mit weißen Polkadots dasitzt und verdammt unentspannt wirkt. Dabei müsste sie doch an so etwas gewöhnt sein mit einem Spaßvogel wie Kutcher im Haus.
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Zehn Tage, fünf Redakteure, eine Stadt: Auf der Berlinale 2009 gibt es eine Menge Dinge zu sehen und zu erleben. Unsere Redakteure sind vor Ort und berichten mehrmals täglich über die neusten Ereignisse vor Ort im Berlinale-Blog. Film-Fan Sophie Albers war bei der Eröffnung im Berlinale-Palast dabei.
Dann erwähnt sie ihn sogar selbst: "Berlin ist einer der liebsten Orte für meinen Mann und mich". Weitere Fragen nach dem "Punk'd"-Star gibt es nicht. "Bitte stellen Sie Fragen zum Film!" Dazu sagt allerdings nicht einmal Moore etwas von Bedeutung. Sie hält die dicke Mauer zwischen sich und dem Publikum aufrecht - wie übrigens auch die meiste Zeit in "Happy Tears". Das fällt doppelt auf, weil Parker Posey neben ihr herumzappelt, lacht und interessiert in die Runde guckt. Wenn Moore das Fotogesicht aufgeben muss, weil sie dann doch mal lacht, hält sie sich die Hand vor den Mund. Wenn zu lange über jemand anderen gesprochen wird, fordert sie mit ihrer leicht rauen Stimme Aufmerksamkeit: "Das bin übrigens ich", schießt sie dazwischen, als es um die weiblichen Charaktere geht.
Fossil aus einer anderen Zeit?
Um es hart und offen zu sagen: Diese Frau strahlt Leere aus. Sie ist wandelnder Stillstand. Vielleicht sogar ein Fossil aus einer anderen Zeit, als Versace der Look und Madonna der Star der Stunde waren. Was immer sie ihrem Körper angetan hat, um einem Ideal zu entsprechen, das sie für gültig hält, ihrer Karriere hat es nicht wirklich geholfen, vor allem aber nicht ihrem Spiel. Bleibt abzuwarten, wie lange der Name Demi Moore sie noch trägt, oder wann sie beschließt, die Schauspielerei endgültig aufzugeben. Am Ende der Konferenz steht sie als Erste auf und will gehen. Vielleicht zurück zu Kutcher. Der ist übrigens im Hotel und liest Hermann Hesses "Siddharta" - und twittert.