Der Deutsche Filmpreis Schöneberger macht Lola klar

Minu Barati-Fischer und Katja Riemann verschwinden aufs Männerklo, und Bernd Eichinger macht, dass er weg kommt. Der Deutsche Filmpreis ist verliehen. Barbara Schöneberger kann endlich wieder frei atmen.

Nach Barbara Schönebergers Vorankündigung, sie werde ihre Kurven diesmal in ein Kleid mit "holografischen Pailletten" hüllen, freuten sich nicht nur Männer auf ihren Auftritt als Moderatorin beim Deutschen Filmpreis 2009 in Berlin. Und die Frau mit dem schönen Dekolletee hatte nicht zuviel versprochen. "Wir können sechs Seiten füllen damit, was sich unter diesem Kleid befindet", schlug der Lachmund der deutschen Fernsehunterhaltung der Klatschpresse vor. Die zweite Haut aus schillernd-roten Pailletten schien ihr wirklich kaum Platz zum Atmen zu lassen, geschweige denn zum Essen. Aber den brauchte sie auch nicht. Das Büffet fiel in diesem Jahr aus. Neben ein bisschen Kino und Schönebergers Gelüsten war nämlich auch die allgegenwärtige Krise Thema des Abends.

Dabei war das vergangene Jahr für den deutschen Film so erfolgreich wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, freute sich Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Aber nun sei das große K eben auch beim Kino angekommen, und schon forderte Schöneberger eine Filmabwrackprämie. Womit wir endlich bei den Filmen wären: Zwar hat der Kassen-Flop "John Rabe" - Florian Gallenbergers wuchtiges Drama über einen "guten Nazi", der im Zweiten Weltkrieg Hunderttausende Chinesen rettet - die Goldene Lola und drei weitere Preise gewonnen. Größter Sympathieträger des Abends war jedoch Andreas Dresens "Wolke 9". Der Film über eine leidenschaftliche Liebe im Alter gewann die Lola in Bronze, Dresen wurde als bester Regisseur geehrt und Hauptdarstellerin Ursula Werner als beste Schauspielerin. "Sonst gewinnen immer die anderen", freute sich der glückliche Produzent Peter Rommel.

Kein Grund zum Feiern

Die größte Party feierte trotzdem das Team von "Chiko". Özgür Yildirims Hamburger "Scarface"-Hommage wurde für Drehbuch und Schnitt ausgezeichnet. Auf der anschließenden Lola-Feier im Palais am Funkturm bebte ein ganzer, langer Tisch unter lautem Lachen und Begeisterungsausbrüchen. Die Tafel daneben blieb übrigens leer. Bernd Eichinger, dessen RAF-Film "Der Baader Meinhof Komplex" mehrfach nominiert war, bekam nicht einen einzigen Zuschlag. Schon wieder kein Grund zum Feiern. Den hatte auch der ewig übergangene Christian Petzold nicht. Sein tristes Beziehungsdrama "Jerichow" ging leer aus. Der Nächste bitte.

Das wäre Caroline Links "Im Winter ein Jahr". Die Meditation über Verlust und Neuanfang gewann die Silberne Lola und wurde für die Filmmusik geehrt. Die Regisseurin bedauerte allerdings, dass ihre Hauptdarstellerin Karoline Herfurth keinen Preis bekam. Der war bei Ursula Werner aber wirklich bestens aufgehoben.

Zum besten Darsteller wurde, die große Sicherheit des Abends, Ulrich Tukur für seine Leistung in "John Rabe" gekürt. Konträr zum disziplinierten Filmauftritt gestaltete sich seine Dankesrede in Form eines chinesischen Rezepts für Chili-Froschschenkelkutteln. Weil er die Musik zur Begrenzung der Redezeit einfach überschrie, wurde schließlich das Mikrofon im Boden versenkt.

Astaire der Satire

Den längsten und lautesten Applaus bekam der Ehrenpreisträger: Vicco von Bülow, bekannt als Loriot. Laudator Bully Herbig nannte ihn ehrfürchtig den "Fred Astaire der Satire". Loriots Dankesrede war eine kurze Kindheitsanekdote, in der allemal mehr Esprit und Verstand steckte als in der gesamten Show. Witzig war die Lola-Gala nämlich überhaupt nicht. Und das lag nicht an der glitzernden Barbara Schöneberger, die sich zuweilen selbst über die Texte, die man ihr vorgegeben hatte, zu wundern schien. Wie auch schon beim Musikpreis Echo zerschellten vermeintliche Späße an einer Betonwand des Schweigens. Aus Höflichkeit lacht hier keiner.

Da glaubte man anfangs an einen Akt der Verzweiflung, als Schöneberger plötzlich in ein Goldband gewickelt als fleischgewordene Lola auf die Bühne hüpfte. Doch dann sang sie Marlene Dietrichs "Fesche Lola", und man war vorübergehend versöhnt. Trotzdem: Diese TV-Galas brauchen ganz dringend bessere Texte, sonst wird Barbara Schöneberger bald völlig unverdienterweise abgewrackt. Vielleicht wollten Katja Riemann und Minu Barati-Fischer genau daran arbeiten, als sie gleich im Anschluss an die Preisvergabe zusammen auf dem Männerklo verschwanden.

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